Finanzielle Probleme Bonner Springmaus droht das Aus

Bonn · Der Trägerverein des Hauses der Springmaus klagt über finanzielle Nöte. Jetzt ist auch noch die Klimaanlage defekt. Die Zukunft der Springmaus ist ungewiss.

 Andreas Etienne macht sich Sorgen über die Zukunft der Springmaus.

Andreas Etienne macht sich Sorgen über die Zukunft der Springmaus.

Foto: Benjamin Westhoff

Als der Schauspieler Bill Mockridge vor bald 35 Jahren die Springmaus als Improvisationstheater gründete, ahnte wohl kaum jemand, dass die Springmaus bald deutschlandweit Bekanntheit erreichen würde und auf seiner Bühne Größen wie Harald Schmidt, Dieter Nuhr, Hanns Dieter Hüsch oder Eckart von Hirschhausen stehen würden. Jetzt droht dem Kleinkunsttheater an der Frongasse in Endenich das Aus. Die Finanzsituation ist laut Springmaus-Mitinhaber Andreas Etienne so angespannt, dass das Haus Ende nächsten Jahres schließen müsste, wenn nicht mehr Geld reinkomme.

Viele Faktoren haben laut Etienne dazu beigetragen, dass es dem Theater finanziell schlechter geht. Alle Mitarbeiter hätten bereits einige Zeit lang auf einen Teil ihrer Gehälter verzichtet, sagt Etiennes Teamkollegin und ebenfalls Mitinhaberin Andrea Heister. Zu den Faktoren gehöre der allgemeine Umbruch in der Theaterlandschaft, wonach immer weniger junge Leute ins Theater gingen. „Zudem ist es immer schwieriger für uns zu planen, weil die Zuschauer oftmals spontan entscheiden, ob sie am Abend ins Theater gehen“, erklärt Heister.

Hohe Kosten für Instandsetzung

Obendrein hat die Springmaus noch ein Riesenproblem: Der Kühlblock der Klima- und Lüftungsanlage im Springmaustheaters ist defekt und muss dringend Instand gesetzt werden. Rund 100 000 Euro soll entsprechend eines Angebots die Reparatur und der Ersatz kosten, sagt Etienne. 40 000 Euro davon stelle dankenswerterweise der Vermieter zur Verfügung. Auch habe ein der Springmaus zugewandtes Unternehmen 20 000 Euro für die Reparatur zugesagt. Fehlen noch 40 000 Euro. „Ich habe deswegen bereits bei der Stadt Bonn angeklopft und bisher nur positive Signale gehört“, berichtet Etienne, der nun hofft, dass das Geld auch tatsächlich bereitgestellt wird.

Ob die Hoffnung der Springmaus erfüllt werden kann, dazu äußerte sich Oberbürgermeister Ashok Sridharan auf Anfrage des General-Anzeigers einigermaßen zuversichtlich. „Natürlich können wir darüber erst in den anstehenden Haushaltsberatungen entscheiden.“ Er habe aber auch mit anderen potenziellen Geldgebern gesprochen und den Kontakt zu Etienne hergestellt.

Eigentümer der Springmaus ist der gemeinnützige Verein „Haus der Springmaus“, dem neben Etienne und Heister alle Mitarbeiter sowie einige Bonner Persönlichkeiten angehören. Der Verein hat sich zur Aufgabe gesetzt, vor allem junge Nachwuchskräfte zu fördern. Dafür erhält er von der Stadt einen jährlichen Zuschuss von 27 000 Euro. Dazu kommen jährlich etwa 20 000 Euro, die der Förderverein akquiriert. Den Rest muss der Trägerverein der Springmaus selbst erwirtschaften. „Und das wird immer schwieriger“, so Etienne. Er wolle alles tun, das Haus der Springmaus zu erhalten. „Ich bin ein Künstler, da fällt mir das Klinkenputzen nicht gerade leicht.“

Schließung der Beethovenhalle Teil der Misere

Ein großer Teil der Misere sei auf die Schließung der Beethovenhalle zurückzuführen: „Wir sind auch Veranstalter und haben die Beethovenhalle bisher für Künstler genutzt, die eine größere Bühne benötigen. Das hat uns geholfen, Verluste auszugleichen. Das fällt seit einem Jahr komplett weg.“ Erneut Kritik übte Etienne auch an der Vergabepraxis bei der Oper: Es gebe nach wie vor keine Gleichbehandlung bei der Nutzung der Oper für Gastspiele im Zuge der Reihe „Quatsch keine Oper“, weil das Theater dafür einen Exklusivvertrag mit der Berliner Kulturproduzentin Rita Baus abgeschlossen habe (der GA berichtete).

„Wir wünschten uns, dass die Stadt für die Oper eine Nutzungsordnung erstellen würde, die alle Veranstalter gleichstellt“, sagte Heister. Ein weiterer Wunsch: Eine dauerhaft höhere Förderung durch die Stadt. „Unser Zuschuss beträgt derzeit 50 Cent pro Karte. Damit befinden wir uns auf der untersten Stufe der Kulturförderung.“ Bei allen Schwierigkeiten sind Etienne und Heister trotzdem zuversichtlich, dass ihr Hilferuf gehört wird und sie das Springmaus-Theater wieder zukunftsfähig machen können. Mittlerweile gebe es viele positive Signale von der Stadt, aber auch von potenziellen Sponsoren und Fördervereinsmitgliedern.

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