Startup „Himmel un Ääd“ Bonner Studenten liefern Bio-Waren nach Hause

Bonn · Studenten in Bonn haben das Unternehmen „Himmel un Ääd“ gegründet. Nun bringen sie mit Lastenrädern Bio-Lebensmittel zu ihren Kunden nach Hause. Dem GA haben sie erzählt, wie sie die Idee hatten und wie es in den ersten sechs Monaten gelaufen ist.

 Jonathan Kümmerle fährt für sein Leben gerne Rad. Nun hat er seine Passion mit dem Job verbunden und liefert Waren aus.

Jonathan Kümmerle fährt für sein Leben gerne Rad. Nun hat er seine Passion mit dem Job verbunden und liefert Waren aus.

Foto: Susanne Wächter

Lieferketten können genauso gut mit dem Lastenrad funktionieren. Mit dieser Einstellung sind die sechs Studierenden Paul Schwarzelühr, Marlene Koch, Alicia Wiegand, Jonathan Kümmerle, Malika Uhlmann und Estella Cron im Mai 2020 an den Start gegangen. Während der Corona-Pandemie haben sie ihr eigenes Lastenrad-Unternehmen gegründet. „Himmel un Ääd“ haben sie es genannt und sind damit genauso bodenständig und regional wie das rheinische Traditionsgericht, das aus Blutwurst, Kartoffelbrei und Apfelmus besteht. Aber von Anfang an.

Die sechs Kommilitonen und Freunde schätzen die gesunde regionale Ernährung. Auch, weil damit der CO2-Ausstoß möglichst gering gehalten wird, lange Lieferwege entfallen und die Arbeitsbedingungen fair sind. Dass daraus ein eigenes Unternehmen entstand, war nicht geplant, wie Jonathan Kümmerle erzählt. „Als die Corona-Pandemie begann, wollten wir Menschen unterstützen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst einkaufen gehen wollten oder konnten, und sie mit regionalen Lebensmitteln beliefern“, erzählt der 24-Jährige.

Auf Bio-Lebensmittel vom Bauernhof fokussiert

Weil für Kümmerle und seine Geschäftspartner gutes und gesundes Essen ein „Grundbedürfnis“ ist und zu einem guten Lebensgefühl dazugehört, hatten sie sich auf Bio-Ware direkt vom Bauernhof fokussiert, die sie mit dem Rad ausliefern wollten. Drei Monate sollte das Ganze dauern, denn sie alle bereiten sich gerade auf ihren Bachelor-Abschluss an der Alanus-Hochschule vor. Dort studieren sie nachhaltige Wirtschaft. Für eine Unternehmensgründung war da eigentlich keine Zeit.

Doch dann lernte Kümmerle während seines Praxissemesters in Hamburg jemanden kennen, der genau einen solchen Lieferdienst für regionale Bio-Lebensmittel ins Leben rufen wollte. „Ich sollte ins Geschäft einsteigen. Allerdings in Hamburg. Doch ich wollte zurück nach Bonn und so wurde die Idee für Bonn und Köln geboren, einen solchen Lieferdienst in diesen beiden Städten anzubieten“, erzählt Kümmerle weiter.

Am Anfang fehlten Geld und Kontakte

Anfangs sei das gar nicht so einfach gewesen. Den Studierenden fehlten Geld und Kontakte. Dann wurden sie auf die Regionalwert AG Rheinland aufmerksam, die die sechs Gründer unterstützte und ihnen beratend zur Seite stand. Die Regionalwert AG Rheinland ist eine Bürgeraktiengesellschaft, die nachhaltige und biologische Landwirtschaft, aber auch weiterverarbeitende Unternehmenszweige mit dem Geld ihrer Aktionäre unterstützt. „So konnten wir unsere Anfangsinvestitionen wie eine Kühltruhe tätigen, die Webseite erstellen und uns um administrative Dinge kümmern“, sagt Kümmerle. 

Seitdem liefern die Macher von „Himmel un Ääd“ frische Ware direkt von den Partnerbetrieben zu den Kunden. Ihr Radius ist groß. In Bonn werden Haushalte von der Nord- über die Südstadt bis nach Godesberg beliefert und auch Beuel ist in der Lieferzone inbegriffen. Ziel ist es, irgendwann die gesamte Stadt per Lastenrad zu versorgen. „Es gibt aber auch Kunden, die holen ihre Waren selbst ab. Zum Beispiel in der Akademie für internationale Bildung. Jeden Freitag können dort Kunden ihre Ware zwischen 15 und 18 Uhr nach vorheriger Bestellung selbst einsammeln. Das Geschäft läuft und der Bedarf ist vorhanden. Jetzt wollen sie weiterwachsen und als Radlogistik-Unternehmen Fuß fassen. Dafür benötigen sie ein größeres Lastenrad, das sie mittels Crowdfunding über die Plattform startnext finanzieren wollen. 3500 Euro wollen sie auf diese Weise zusammentragen. Noch haben sie erst knapp die Hälfte des Betrags erreicht. Knapp drei Wochen läuft die Kampagne noch. Doch die Gründer sind zuversichtlich, dass sie auf dem richtigen Weg sind und es genug Menschen gibt, die ihre Vision des nachhaltigen Wirtschaftens mittragen.

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