Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen Bonner Stiftung vergibt Preis für Engagement für Menschenrechte

Bonn · Die Bonner Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen zeichnet Joseph Kardinal Zen Ze-kiun aus. Zen kämpft seit Jahren gegen den Einfluss der chinesischen Regierung auf die christlichen Kirchen in seinem Land.

Sich in China gegen die Regierungspolitik aufzulehnen, ist ein mutiges Unterfangen – besonders für einen Christen. Joseph Kardinal Zen Ze-kiun bringt diesen Mut auf: Der frühere Bischof von Hongkong trat zum Beispiel 2011 mit 79 Jahren in einen Hungerstreik, als die Regierung 300 katholische Schulen übernahm. Und zuletzt fand er deutliche Worte, als Papst Franziskus mit Chinas Führung ein Abkommen zur Anerkennung der staatlichen Kirchen für Katholiken und Protestanten treffen wollte. Aktuell liegt das Thema auf Eis. Für seinen Mut und sein Engagement für die Menschenrechte verlieh die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen Kardinal Zen am Samstag den mit 1000 Euro dotierten Stephanuspreis.

China führe zwar keine blutige Christenverfolgung mehr durch wie noch zu Zeiten Mao Tse-tungs, sagte Laudator Thomas Schirrmacher, Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), beim Festakt im Gustav-Stresemann-Institut Bonn. Aber die Christen, die nicht den Kirchen unter der Kontrolle der Partei angehörten – mehr als zwei Drittel leben laut Schirrmacher in Untergrundkirchen –, hätten es immer noch schwer.

Zen warnt immer wieder vor "faulem Kompromiss"

Das Abkommen zwischen der Kommunistischen Partei und dem Vatikan hätte auch bedeutet, dass der Heilige Stuhl die staatlichen Kirchen anerkennt, um die katholischen Kirchen im Land zu einen. Dann würden die katholischen Bischöfe in China indes durch die Partei berufen. Deshalb habe Kardinal Zen immer wieder vor einem „faulen Kompromiss“ gewarnt, so Schirrmacher, der auch stellvertretender der Generalsekretär der weltweiten Evangelischen Allianz ist. Und solange der Papst dieses Abkommen nicht persönlich unterschreibe, wolle er auch nicht schweigen, so Kardinal Zen.

Damit sei Kardinal Zen seit Jahren eine deutliche Stimme für den Schutz diskriminierter Christen, so Schirrmacher weiter. Zen verglich die Christen in den Untergrundkirchen mit freien Vögeln, die durch das Abkommen in einen Käfig gesperrt würden. Sein Appell am Samstag: Die Katholiken mögen zu Gott beten, er „möge den Papst erleuchten, dass ein solches Abkommen nicht zustande kommt“. Den Festakt moderierte IGFM-Referent Emmanuel Ogbunwezeh.

Zen wurde 1932 in Schanghai geboren, absolvierte als Mitglied des Ordens der Salesianer Don Bosco sein Noviziat in Hongkong, damals britische Kolonie, studierte in Turin und Rom und kehrte 1964 nach Hongkong zurück. In den 70er- und Anfang der 80er-Jahre war er Provinzoberer seines Ordens. Er war von 1989 bis 1996 Weihbischof von Hongkong. Michaela Koller, Vorstandsvorsitzende der Stiftung, lobte Zen, der viele Sprachen spricht, als „Dolmetscher der klaren und wahren Worte“.

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