Thamil Venthan Bonner Student ist neuer Stipendiat der Deutschlandstiftung Integration

Bonn · Thamil Venthan Ananthavinayagan ist ein kämpferischer junger Mann. Einer, der mit Herz und Verstand für gleiche Chancen im Zugang zu Bildung, Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe für jeden Bürger eintritt.

 An der Büste von Willy Brandt steht der Bonner Hindu und Jurist Thamil Venthan Ananthavinayagan im Foyer der Friedrich-Ebert-Stiftung.

An der Büste von Willy Brandt steht der Bonner Hindu und Jurist Thamil Venthan Ananthavinayagan im Foyer der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Foto: Roland Kohls

"Ich freue mich, und ich bin dankbar, dass ich jetzt von der Deutschlandstiftung Integration zu einem ihrer Stipendiaten ausgesucht wurde", sagt der 29-Jährige.

Zwei Jahre lang stellt ihm die Stiftung innerhalb des Mentorenprogramms "Geh Deinen Weg" den SPD-Politiker Bernhard von Grünberg als Ansprechpartner in Ausbildungs- und Karrierefragen zur Seite. In der Friedrich-Ebert-Stiftung schreibt Ananthavinayagan gerade an seiner Völkerrechts-Masterarbeit. "Natürlich mit Schwerpunkt Menschenrechte", sagt der junge Mann, der 2011 ein Jurastudium in Bonn abgeschlossen hat. Die Passion für die Menschenrechte sei sozusagen angeboren. Er stamme aus einer durch und durch politischen Familie.

Vater Ananthavina Namasivayam, ein in Sri Lanka vom Tod bedrohter tamilischer Politiker, hatte 1981 politisches Asyl in Deutschland gefunden. Die Mutter engagiert sich für die weltweite Gleichberechtigung der Frauen. "Da war es doch klar, dass auch ich für Demokratie und Minderheitenrechte einstehe", meint der Sohn.

Thamil Venthan - König der Tamilen - hätten die Eltern ihn in Erinnerung an ihre Heimat genannt. "Aber ich bin gebürtiger Westfale und konvertierter Rheinländer", sagt das SPD-Mitglied lachend. Um dann wieder ernst zu werden. Denn gerade in der Frage der Integration müssten hierzulande noch einige Hausaufgaben gemacht werden.

Seine Schulzeit am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Bad Godesberg sei "wunderbar" gewesen, sagt Ananthavinayagan. Er sei der Schule ungemein dankbar, wie sie ihn, den Sohn aus einer tamilischer Familie, gefördert habe. Als sein Vater kurz vor dem Abitur starb, hätten ihn die Lehrer aufgefangen und davor bewahrt, im Schmerz alles hinzuschmeißen. "Es ist wichtig, dass du in deinem Leben die richtigen Personen triffst, die dich fördern und fordern."

Denn der Stand für einen wie ihn sei in Deutschland nicht immer einfach, sagt Ananthavinayagan, der im Studium AStA-Vorsitzender und nach dem Examen ein Jahr Rechtsberater des Mieterbunds Bonn/Rhein-Sieg war. Es seien genau drei immer wiederkehrende Fragen deutscher Mitbürger, die Deutsche wie ihn tief verletzten. Die erste heiße: "Woher sprichst du denn so gutes Deutsch?" Die zweite: "Und woher kommst du?" An der dritten Frage, die er sogar als Zivildienstleistender in einem Altenheim gestellt bekam, könne er schier verzweifeln: "Und wann gehst du wieder zurück in dein Land?"

Ananthavinayagan ist die Spannung anzusehen. Neulich beim Evangelischen Kirchentag in Hamburg hat er, so berichten die Medien, auf dem Podium Furore gemacht. Der "Bonner Hindu und Jurist" habe schmunzelnd erzählt, dass seine Religionslehrerin erst nach acht Jahren sein Hindusein entdeckte, völlig überrascht, weil er doch immer so positiv von Jesus geredet habe. Gott offenbare sich halt wie ein Chamäleon. Jeder sehe nur die Farben, in denen es sich zeige. Wenn man die Wahrheit suche, müsse man erkennen, dass jeder die Wahrheit habe, sagt der 29-Jährige.

Trotz erfolgreicher Promis wie etwa Fußball-Nationalspieler Mesut Özil sei Integration hierzulande noch lange nicht in den Köpfen angekommen. Womit er aber ebenso unmissverständlich die Integrationsbereitschaft der Hinzugekommenen fordere, fügt Ananthavinayagan hinzu und erklärt sofort, warum für ihn die Sprache der entscheidende Schlüssel dafür sei.

Stipendienprogramm Die Deutschlandstiftung Integration ist eine Initiative des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und setzt sich unter der Schirmherrschaft der Kanzlerin für die Chancengleichheit von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein. Mit ihren Aktivitäten informiert sie über Integration, baut Vorurteile ab, klärt auf und vernetzt die Akteure.Im Stipendienprogramm unterstützt sie zwei Jahre lang talentierte und engagierte 16- bis 29-Jährige mit Zuwanderungsgeschichte. Förderer sind die Partner Deutsche Telekom, Bundesliga-Stiftung und Edeka. Weitere Infos auf www.deutschlandstiftung.net

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort