Udo Münch Bonner Traditionsfriseur schließt seinen Salon

Bonn · Friseur Udo Münch war eine Institution im ehemaligen Regierungsviertel. In dem Salon hatten sich schon Adenauer, Blüm, Genscher und Gauck die Haare schneiden lassen. Jetzt schließt er ihn.

 Er brachte Minister und Präsidenten in Form: Friseurmeister Udo Münch in seinem Salon in der heutigen Karl-Carstens-Straße.

Er brachte Minister und Präsidenten in Form: Friseurmeister Udo Münch in seinem Salon in der heutigen Karl-Carstens-Straße.

Foto: Barbara Frommann

Und schon wieder schließt ein Traditionsbetrieb in Bonn. Es handelt sich um den Friseursalon von Udo Münch im Bundesviertel, in dem sich seit 70 Jahren prominente und weniger prominente Politiker die Haare schneiden und frisieren lassen.

Münch, dessen Vater Willi schon im Salon im Erdgeschoss eines unscheinbaren Bürobaus an der heutigen Karl-Carstens-Straße arbeitete, geht Ende September in den Ruhestand. Ein Schritt, den ihm die Corona-Krise leichter gemacht habe, wie er sagt.

In dem Gebäude war einst die Bonner Spiegel-Redaktion untergebracht mit Blick auf die Villa Dahm, die dem heutigen WCCB weichen musste. Ob Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer oder SPD-Urgestein Herbert Wehner, der in diesem Jahr verstorbene frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm („die Rente ist sicher“), der SPD-Politiker Horst „Hotte“ Ehmke, die Liberalen Otto Graf Lambsdorff und Hans Dietrich Genscher oder die ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger: Sie alle haben auf den Stühlen vor den gediegenen Waschtischen Platz genommen, die Münch jetzt per Kleinanzeige zum Verkauf anbietet. Ja, sogar auch noch Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hatte es sich nicht nehmen lassen, sich während seiner Aufenthalte an seinem Bonner Amtssitz Villa Hammerschmidt in dem unweit gelegenen Friseursalon von Münch höchstpersönlich den Kopf waschen zu lassen. Aber auch Bauarbeiter oder Anwohner zählte er zu seinen Stammkunden. Viele von ihnen halten ihm bis heute die Treue, berichtet er nicht ohne Stolz in der Stimme. Jetzt müssen sie sich nach einem neuen Friseur umschauen.

Umzug der großen Politik sorgten für herbe Einbußen

Der erste Einschnitt kam mit dem Umzug von Parlament und Teilen der Bundesregierung nach Berlin. Etwa 50 Prozent Einbußen habe er seither hinnehmen müssen, hatte Udo Münch dem GA einst berichtet. Doch dank der treuen Stammkunden konnte der Friseurladen ihn und seine Familie weiterhin ernähren. Seit Corona ist es indes noch stiller ringsherum im Bundesviertel geworden, erzählt Münch. Viele Menschen arbeiteten im Homeoffice, „Ich denke, dass gut die Hälfte der Mitarbeiter hier im Bundesviertel jetzt zu Hause bleibt.“

Jetzt freut sich der 63-Jährige auf den Ruhestand. Rennradfahren und Wandern stehen ganz oben auf seiner Agenda als Rentner. Und natürlich will er sich noch mehr der Familie widmen, zu der neben seiner Ehefrau auch zwei Töchter und ein Enkelkind zählen.

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