Sozialpädiatrisches Zentrum Bonner Uni-Klinik bewältigt Elefantenaufgabe

Bonn · Das neue Sozialpädiatrische Zentrum an der Kinderklinik des Uniklinikums ist eröffnet. Bis dahin war es ein langer Weg. Das "SPZ" schließt eine wichtige Versorgungslücke.

 Johannes Breuer (l.), Wolfgang Holzgreve und Fritz Haverkamp (r.) überlassen Helena und Julian das Zerschneiden des Bandes vor dem neuen Sozialpädiatrischen Zentrum.

Johannes Breuer (l.), Wolfgang Holzgreve und Fritz Haverkamp (r.) überlassen Helena und Julian das Zerschneiden des Bandes vor dem neuen Sozialpädiatrischen Zentrum.

Foto: Stefan Knopp

22 Monate dauert die Schwangerschaft bei Elefanten, und genauso lange brauchte das Universitätsklinikum Bonn (UKB) vom ersten Antrag bis zur Eröffnung des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) an der Kinderklinik. Während diese Zeitspanne bei den Dickhäutern aber normal ist, lief die Vorbereitung des Zentrums laut UKB-Chef Wolfgang Holzgreve nicht ohne Komplikationen ab. Aber die sind überstanden, und so konnte er am Freitag mit dem Personal der Kinderklinik auf die neue Abteilung anstoßen.

Das SPZ füllt quasi eine Versorgungslücke, die, ginge es nach dem kommissarischen Leiter Fritz Haferkamp, schon in den 90ern hätte geschlossen werden müssen. „Wir sind zuständig für Kinder, die entweder behindert sind oder von einer Behinderung bedroht sind“, erklärte der Facharzt für Kinderheilkunde. Deren Teilhabe am normalen Alltag solle gesichert werden. Darum kümmern sich ein Arzt, ein Psychologe, ein Sozialarbeiter, eine Krankengymnastin und eine Heilpädagogin im SPZ, später sollen noch Fachleute für Logopädie und Ergotherapie dazukommen.

„Das ist ein Spezialteam für Entwicklungs- und Bewältigungsfragen“, so Haferkamp. Sie werden aber im Zentrum nicht in erster Linie therapieren, sondern Diagnosen und Beratung für betroffene Kinder und ihre Familien stellen. Haferkamp nannte ein Beispiel: Wenn ein Kind, bei dem Diabetes festgestellt wurde, mit diesem neuen Wissen um seinen Zustand nicht umzugehen weiß, könnte das zu Entwicklungsproblemen führen – etwa in der Schule. Wenn dem nicht Einhalt geboten werde, könne das die Laufbahn des Kindes negativ beeinflussen. Die Fachleute stellen Diagnosen zum Beispiel zu Intelligenz und Persönlichkeit und bestimmen die passenden Therapien, die in der Regel anderweitig durchgeführt werden.

Der Pädiater Haferkamp leitet das Zentrum so lange, bis für die neue Abteilung für Kinderneurologie eine Leitung gefunden wurde, die dann auch das SPZ übernimmt. Dieses wäre laut Holzgreve beinahe an der Absage der Kassenärztlichen Vereinigung gescheitert. „Deren Begründung war aber für uns nicht überzeugend.“ Denn die Kassenärztliche Vereinigung (KV) witterte eine Kopie des SPZ an den LVR-Kliniken, die aber auf psychisch erkrankte Kinder fokussiert ist.

Also versuchte man es erneut und konnte die KV Ende 2016 tatsächlich umstimmen. Man wolle nicht mit den LVR-Kliniken in Konkurrenz treten, sondern sehe das eigene SPZ als Ergänzung des Angebotes, das natürlich auch den Umzug auf den Venusberg mitmachen werde.

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