Umfrage der Stadt Bonner Unternehmen wünschen sich Sicherheit

Bonn · Die Stadt hat Bonner Unternehmen zum Standort befragt. Als besonders wichtig bewerten die Unternehmer die Sicherheitslage in der Stadt. An fehlenden Expansionsflächen, Parkplatzsituation und Immobilienpreise gibt es Kritik.

Themenbild Stadthaus

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Foto: Benjamin Westhoff

Wie wirtschaftsfreundlich ist Bonn? Wie steht es um den Standort? Und vor allem: Was sollte verbessert werden? Das und vieles mehr wollte das städtische Amt für Wirtschaftsförderung wissen und hat dafür zu einer umfassenden Befragung unter Bonner Unternehmen ausgeholt. 2700 Firmen wurden mit Hilfe des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) angeschrieben, ein gutes Zehntel reagierte. Das Ergebnis liegt nun vor, und es ist durchwachsen. Oder, um es mit Gutachterin Sandra Wagner-Endres vom Difu zu sagen: „Da ist noch Luft nach oben.“

Service der Verwaltung: Das jedenfalls galt für die eigenen Dienstleistungen der Stadtverwaltung im Sektor Wirtschaftsförderung, bei denen sich die Stadt mehrfach mittelmäßige Zensuren abholte: Analog zu Schulnoten gab es für planungsrechtliche Verfahren eine 3,9, für Baugenehmigungsverfahren eine 3,7, für die Auftragsvergabe durch die Stadt eine 3,5 und für Sachverhalte im Zusammenhang mit vorbeugendem Brandschutz eine 3,3. Vergleichsweise erfreulich schnitt die Stadtverwaltung mit einer 2,4 beim Thema Gewerbeanmeldung ab.

Wirtschaftsstandort: Es sind keine neuen Beschwernisse, die in diesem Kapitel zutage treten. Ebenso dürfte Bonn nicht allein damit stehen, dass Unternehmen die Verfügbarkeit von Expansionsflächen mit einer 4,3, die Steuern, Abgaben und Gebühren mit einer glatten Vier und die Immobilienpreise mit einer 3,9 bewerten. Auch die Verfügbarkeit von Fachkräften – nach Ansicht der Unternehmer das wichtigste Thema – kommt nicht über eine 3,6 hinaus. Punkten kann die Stadt Bonn bei hiesigen Unternehmen hingegen offenbar mit ihrer Nähe zu Absatzmärkten (2,5), mit dem Erscheinungsbild des Betriebsstandorts (2,7) und der Nähe zu Hochschulen (2,2), zu anderen Unternehmen und Zulieferern (2,6) und ihren Absatzmärkten (2,5).

Infrastruktur: Auch hier honorieren die Befragten die räumliche Nähe der Region – etwa zum nationalen und internationalen Flugverkehr (2,1). Die allerdings wird von den Unternehmen als weniger entscheidend angesehen als die Verkehrssituation am Firmensitz, die mit 3,4 deutlich schlechter wegkommt. Die gelbe Karte erteilen die Wirtschaftsvertreter der Stadt mit einer 3,8 für die gegebenen Parkmöglichkeiten. Als glatt „befriedigend“ beurteilen sie die Verkehrsanbindung der Stadt und die innerstädtische Straßenanbindung.

Weiche Faktoren: Höchste Wichtigkeit genießt aus Sicht der Firmenchefs hier das Thema Sicherheit. Dabei aber belassen sie es bei einer 3,2 , während der Standort bei den ebenfalls hoch priorisierten Kriterien jeweils deutlich besser abschneidet: Für Toleranz/Weltoffenheit gibt es eine 2,4, für Luft- und Umweltqualität eine 2,6, Einkaufen und Versorgung verdienen sich eine 2,2 Gesundheitsversorgung eine glatte Zwei und der Öffentliche Nahverkehr eine 2,7.

So weit eine Auswahl der Ergebnisse, die in Gänze auf der Internetseite der Stadt abrufbar sind. Die Gefahr, mit Blick auf den einen oder anderen Aspekt abgewatscht zu werden, nahm die Verwaltung bei der Entscheidung für die Untersuchung bewusst in Kauf. Dass es dann teilweise auch genauso kam, hindert die Vertreter der Stadt allerdings nicht an einer positiven Bewertung der Aktion. „Es geht uns auch darum, Nachahmer zu finden“, sagte Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe. Wenn die Befragung nämlich statt wie in dieser ersten Auflage in sechs in deutlich mehr Städten etabliert wird, ließen sich nicht nur Defizite innerhalb einer Kommune identifizieren, sondern dann seien – über das gewöhnliche Ranking hinaus – auch Rückschlüsse darauf möglich, in welchen vergleichbaren Städten ähnliche Herausforderungen womöglich besser gelöst werden. Eine vom Verwaltungsvorstand eingesetzte Arbeitsgruppe prüfe bereits die Handlungsempfehlungen und entwickele daraus konkrete Maßnahmen.

Und was rät Gutachterin Sandra Wagner-Endres den Verantwortlichen in Bonn? „Hinsichtlich des Standorts gilt es aus Sicht der Unternehmen, die urbane Sicherheit zu stärken, ausreichende und bezahlbare Flächen für Wohnen und Wirtschaft vorzuhalten sowie die Anbindung und die Infrastruktur zu entwickeln“, sagt sie. Am Dienstagabend hat sie ihr Papier im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats präsentiert. Die Wirtschaftsförderung bereitet zudem eine Veranstaltung vor, bei der die Studie mit Unternehmen diskutiert werden soll.

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