Kundgebung an der Uniklinik Bonner unterstützen streikende Pflegekräfte

Venusberg · Der Streik geht weiter: Pflegekräfte der Bonner Uniklinik übergeben 1000 Bürgerbriefe an den Klinikvorstand. Darin bekunden Bonner Bürger ihre Solidarität mit den Streikenden.

 Verdi Gewerkschaftssekretär Mizgin Ciftci und Renate Wolf, Mitarbeitende im OP-Bereich, übergeben die Solidaritätserklärungen von 1000 Bonnern an die Pressesprecherin der Uniklinik, Viola Röser (r.).

Verdi Gewerkschaftssekretär Mizgin Ciftci und Renate Wolf, Mitarbeitende im OP-Bereich, übergeben die Solidaritätserklärungen von 1000 Bonnern an die Pressesprecherin der Uniklinik, Viola Röser (r.).

Foto: Sebastian Flick

Die seit Wochen streikenden Pflege- und Fachkräften der Uniklinik Bonn haben Unterstützung aus der Bevölkerung. Um dies deutlich zu machen, hatten die Mitarbeitenden der Uniklinik bei Gesprächen mit Passanten in der Innenstadt mehr als 1000 Bürgerbriefe gesammelt, in denen die Bonner ihre Solidarität mit den Streikenden bekunden. Die Übergabe dieser Bürgerbriefe erfolgte am Mittwochmorgen bei einer Kundgebung vor dem Streikzelt an der Uniklinik. Die Pflege- und Fachkräfte hatten auch große Banner ausgebreitet, um auf ihre prekäre Arbeitssituation aufmerksam zu machen: „Ausgebrannt – Zeitnot – Unterbesetzt – Belastung – Ich kann nicht mehr!“, stand auf einem Plakat. „Die Qualität guckt in die Röhre“ auf einem anderen.

Vielen Bonnern würden Verständnis für den Streik zeigen, berichtete Mizgin Ciftci: „Die Leute sind aufgeschlossen und diskutieren mit uns“, so der Verdi-Gewerkschaftssekretär. „Schön, dass so viele Bürger mit uns zusammen stehen“, ergänzte Jacqueline Kettler, die in der Kinder-OP der Uniklinik Bonn tätig ist. „Wir arbeiten jeden Tag mit einer sehr knappen Besetzung. Sobald jemand aus dem Team krank ist, haben wir ein großes Problem“, berichtete Kettler von ihrem herausfordernden Berufsalltag. Mehrmals habe sie eine 19-Stunden-Schicht absolvieren müssen und war am nächsten Tag dennoch wieder am Arbeitsplatz. „Das sind alles Überstunden, die man aufbaut und die dann verpuffen. Der Personalmangel läuft auf unsere Kosten. Das hat zur Folge, dass wir komplett ausbrennen“, sagte Kettler. „Gesundheit ist keine Ware und ein Patient kein Produkt. Gesundheit ist ein Menschenrecht. Jeder weiß, nur ein gesunder Mensch kann einen kranken Menschen pflegen“, betonte Ciftici bei der Kundgebung. Die Mitarbeiter skandierten „Keine Profite mit unserer Gesundheit“.

Notfallversorgung weiterhin gesichert

Verständnis für die Streikenden zeigte Viola Röser. Die Pressesprecherin der Bonner Uniklinik nahm die Bürgerbriefe stellvertretend für den Klinikvorstand entgegen. „Wir haben erst gestern die Einladung bekommen. Der Vorstand hat viele Termine. So kurzfristig konnte heute keiner hier sein“, erklärte Röser. Die Uniklinik setze sich für eine Entlastung der Pflege ein und habe bereits ein konkretes Angebot vorgelegt, so Röser. Die Uniklinik führe täglich intensive Gespräche mit dem gemeinsamen Ziel der Entlastung der Mitarbeitenden aus der Pflege.

„Wir sind für die Beendigung des Streiks und an einer zeitnahen Lösung interessiert, da die Geschädigten die Patienten sind und wir die Verantwortung haben“, betonte Röser. Man habe den Pflegenden bereits ein konkretes Angebot vorgelegt, das zusätzliche freie Tage vorsieht, bis der angestrebte Personalaufbau erreicht ist. Konkret bedeutet dies, dass die Pflegekräfte bis zu sieben Tage pro Jahr zusätzliche Entlastungstage nehmen können. Kein Verständnis herrsche bei den Unikliniken dafür, dass Verdi auf ein bürokratisches, standardisiertes Modell anderer Kliniken besteht, das bei Unikliniken nicht ohne Weiteres umsetzbar sei.

Der Streik hat weiterhin Auswirkungen auf die Patientenversorgung. „Der Vorwurf, dass wir durch den Streik Patienten in Gefahr bringen ist schlichtweg falsch. Es laufen weniger OPs, aber die Notfallversorgung ist weiterhin gesichert“, betonte Renate Wolf, Mitarbeitende im OP-Bereich der Uniklinik.

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