Das Chin‘s in der Kaiserpassage Bonner will Modeladen seiner verstorbenen Partnerin weiterführen

Bonn · Nach dem unerwarteten Tod von Claudia Krüger, Inhaberin des Chin‘s in der Bonner Kaiserpassage, will ihr Lebensgefährte Ralf Franken das bekannte Modegeschäft weiterführen. In einem emotionalen Post auf Facebook hat er sich öffentlich an Kunden und Bekannte gewandt.

 Nach dem plötzlichen Tod seiner Lebensgefährtin Claudia Krüger will Ralf Franken das Chin's in der Bonner Kaiserpassage in ihrem Sinne weiterführen.

Nach dem plötzlichen Tod seiner Lebensgefährtin Claudia Krüger will Ralf Franken das Chin's in der Bonner Kaiserpassage in ihrem Sinne weiterführen.

Foto: Christine van den Bongard

Immer wieder klopfen Kunden an die Tür des Modegeschäfts Chin’s in der Bonner Kaiserpassage. Sie wollen ihre Anteilnahme ausdrücken oder fragen, wann das Geschäft wieder öffnet. Viele von ihnen kennt Ralf Franken persönlich. Nachdem seine Lebensgefährtin und Inhaberin des Chin’s, Claudia Krüger, Anfang Januar unerwartet verstorben ist, möchte Franken das Geschäft für hochwertige Damenmode nun weiterführen. Wann genau es wieder öffnen kann, sei aktuell aber noch ungewiss, sagt der 60-Jährige.

In einem emotionalen Post auf Facebook hatte er seine Geschichte öffentlich gemacht. Die Reaktionen der Kunden spenden laut Franken Kraft in der schweren Zeit: „Die Kunden sind bestürzt, weshalb das Posting viele Reaktionen hervorgerufen hat. Bei vielen von ihnen klang raus, dass man betroffen ist und das bestärkt einen, weiterzumachen.“

Das Chin’s stehe seit vielen Jahren für mehr als ausgefallene Designermode in Bonn, sagt Franken. „Mode ist immer noch ein bisschen Kunst und dieses Kunstverständnis und die Wertschätzung für die Sachen wollen wir hier vermitteln.“ Nachdem sich Krüger 2012 von ihrer langjährigen Geschäftspartnerin Marianne Chin getrennt hatte, führte sie das Chin’s alleine weiter. Seitdem teilten sich Franken und seine Lebensgefährtin die Aufgaben im Geschäft. Krüger kümmerte sich als Inhaberin vor allem um die Beratung der Kunden und den Einkauf der neuen Kollektionen, während Franken im Hintergrund für die Buchhaltung und die Gestaltung des Onlineauftritts zuständig war. Dabei habe das Paar stets Wert auf das Gespräch mit den Kunden gelegt. „Wir versuchen, den Leuten hier eine Zuflucht zu bieten. Auch wenn wir mal nichts verkauft haben, haben die Leute trotzdem etwas Schönes gesehen“, sagt der Bonner.

Krüger hatte schon immer ein Gespür dafür, was den Kunden gefällt, erzählt Franken. „Sie war wirklich ein Modefreak. Schon Wochen vor dem ersten Ordertermin hat sie sich nach neuen Schnitten und Farben erkundigt. Dann wurde meistens eine Grundfarbe für das Jahr ausgesucht“, sagt er. Gemeinsam pflegten sie Kontakte zu bekannten Luxusmarken und waren mehrmals im Jahr in Mailand und Paris unterwegs, um die neuesten Trends der Designer einzukaufen. Dabei kam es auf Teamarbeit an. „Meine Stärke war eher das Kontakteknüpfen. Sie war der Kopf des Aussuchens. Häufig habe ich dann alle abgelenkt, damit sie in Ruhe gucken konnte“, sagt Franken.

Inhaberin fachsimpelte mit Designer Paul Smith über Hosen

Während der Einkäufe in den Showrooms der Designer hätte seine Lebensgefährtin keine Scheu gehabt, auch mal Kritik an den Kollektionen zu üben. Beispielsweise fachsimpelte sie einmal mit dem britischen Designer Paul Smith in Paris über bessere Hosenbeinlängen, erinnert sich Franken. Auch wenn viele Designer oftmals eine charismatische Ausstrahlung hätten, habe sich das Paar davon nicht sonderlich beeindrucken lassen, sondern immer die Mode im Blick gehabt.

 Als unverheirateter Lebensgefährte von Krüger wartet er aktuell darauf, dass der Nachlass geregelt wird und man im Anschluss eine Lösung findet, damit er das Chin’s im Sinne seiner Lebensgefährtin weiterführen kann. Derweil seien sowohl das Geschäft vor Ort als auch der Onlinehandel vorübergehend geschlossen. Franken hofft, dass sich die rechtliche Situation in den nächsten Wochen klärt: „Ich denke nicht, dass man mir große Steine in den Weg legt.“

Kritisch blickt der Bonner auf die Entwicklung der Kaiserpassage in den vergangenen Jahren. „Was hier fehlt, sind die Laufkunden. Man wird nicht mehr bekannt,“ sagt er. Zum einen stehen viele Geschäftsräume leer und es fehle beispielsweise Gastronomie, die vor einigen Jahren noch viele Leute angelockt habe. Zum anderen habe sich das Kaufverhalten der Kunden verändert. Seit 2014 verkauft Chin’s seine Ware deshalb trotz anfänglicher Skepsis auch online über die internationale Seite „Farfetch“. Darüber vertreiben sowohl Modemarken als auch Geschäfte hochwertige Bekleidung und Accessoires.

Während der Corona-Pandemie sei der Onlinehandel für das Chin’s zu einer noch wichtigeren Einnahmequelle geworden – vor allem der Verkauf über Whatsapp habe sich gelohnt, sagt Franken. Die Stammkunden aus Bonn und der Umgebung seien außerdem weiterhin zur Abholung an der Geschäftstür vorbeigekommen oder er habe Bestellungen nach Hause geliefert.

Für die Zukunft des Chin’s hat Franken bereits einige Ideen. Geplant sei beispielsweise, eine eigene Verkaufsplattform online einzurichten, über die Kunden direkt bei Chin’s bestellen können. Auch verschiedene Events seien denkbar. Und: „Eine Art beratende Werbung kann ich mir auf Facebook vorstellen. Ich möchte nicht einfach nur ein Produkt anpreisen, sondern eine Geschichte für die Kunden aufbauen“, sagt er. Wichtig sei außerdem, auch neue Zielgruppen anzusprechen. „Man muss den Sprung schaffen, die junge Generation anzusprechen – auch in Bezug auf Nachhaltigkeit“, sagt Franken.

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