Geschäftsübergabe in der Gastronomie Bonner Wirte geben Kult-Kneipe Stäv in Berlin ab

Bonn/Berlin · Friedel Drautzburg und Harald Grunert gingen nach dem Regierungsumzug in die Hauptstadt. Das bisherige Konzept soll auch unter neuer Führung erhalten bleiben. Die hat ebenfalls Bezüge nach Bonn.

 Die alten Betreiber und ihre Nachfolger: Jörn Peter Brinkmann (v. l.), Friedel Drautzburg, Harald Grunert und Jan Philipp Bubinger.

Die alten Betreiber und ihre Nachfolger: Jörn Peter Brinkmann (v. l.), Friedel Drautzburg, Harald Grunert und Jan Philipp Bubinger.

Foto: Privat

20 Jahre lang führten Friedhelm „Friedel“ Drautzburg und Harald Grunert die Ständige Vertretung in Berlin (Stäv) – jetzt haben die beiden Gastronomen, die einst in Bonn hinter der Theke standen, die Kult-Kneipe in der Hauptstadt verkauft.

„Unser Mietvertrag in Berlin ist auf 40 Jahre angesetzt und nun zur Hälfte um“, erklärt der 79-jährige Drautzburg, der früher die Kneipe „Schumann-Klause“ in der Weberstraße betrieb. Es sei nun Zeit für einen Generationenwechsel und der Verkauf die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. „Wir hätten auch noch weitermachen können, aber wir müssen die Neuen ja auch einarbeiten, nur so kann man Kontinuität hinbekommen“, sagt Drautzburg dem GA. „Wir sind jetzt privilegierte Gäste, die dem Laden weiter erhalten bleiben und beratend tätig sind“, ergänzt Grunert.

Reaktion auf den Regierungsumzug

Der 67-Jährige, der von 1985 bis 1995 „Grunert’s Nachtcafé“ an der Kaiserstraße betrieb, und sein Partner gründeten 1997 die Stäv als Reaktion auf den Regierungsumzug nach Berlin. Vor allem Gäste aus der Politik dankten es Grunert und Drautzberg, dass mit der Stäv eine gastronomische Vertretung des Rheinlands direkt an der Spree lag.

Jan Phillip Bubinger (32) und Jörn Peter Brinkmann (38) haben die Kneipe am Schiffbauerdamm zum 1. Juli übernommen. Viel ändern soll sich aber nicht: „Wir stehen absolut hinter dem Traditionskonzept“, betont Bubinger im Gespräch mit dem GA. „Die Seele des Ladens bleibt erhalten.“ Heißt auch: Kölsch und rheinische Spezialitäten wie Himmel un Äd behalten ihren festen Platz auf der Speisekarte. Für Bubinger, der selbst auf eine Bonner Vergangenheit zurückblickt und in Oberkassel das Kameha Grand Hotel miteröffnete, sei die traditionelle rheinische Küche auch ein Stück Heimat. Sein Wunsch ist es, künftig wieder mehr politische Gäste in der Berliner Stäv begrüßen zu können.

Karneval bleibt Bestandteil

Auch der Karneval, den Grunert in Berlin im Jahr 2000 als Prinz Harald I. anführte, wird im Stäv weiter seinen festen Platz haben. „Natürlich wird es weiter Karnevalspartys geben. Die ,Loss mer Singe'-Reihe ist ja mittlerweile eine absolute Kultveranstaltung in Berlin. Zuletzt haben wir in der Stäv in 54 Minuten 850 Karten verkauft“, so Grunert.

Mit Bremen, Hannover sowie Köln/Bonner Flughafen ist die Stäv, deren Name auf die Ständige Vertretung der DDR in Bonn und der Bundesrepublik in Ost-Berlin zurückgeht, noch an drei weiteren Standorten vorhanden. Auch dort wird sich mit dem Rückzug der beiden Gründer, die weiter Lizenzgeber bleiben, nichts ändern.

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