Freiluftsitze: Politiker wollen städtische Pläne mittragen Bonner Wirte sind empört

BONN · Die Stadtkasse ist klamm, die Gastronomen sollen die Lücken zum Teil stopfen. Der Vorschlag der Verwaltung, die Sondernutzungsgebühren für Außengastronomie kräftig zu erhöhen, stößt bei den Wirten nicht auf Begeisterung. Die Ratskoalition ließ gestern schon durchblicken, dass sie Preissteigerungen wohl zustimmen wird.

"Wir können nicht einfach um zehn oder 20 Stühle reduzieren", sagte der Betriebsleiter des "Roses" am Martinsplatz, der namentlich nicht genannt werden wollte. Das Lokal sei im Zentrum auf die Terrasse angewiesen. Wenn er schon in den sauren Apfel beißen muss, so hofft er, dass sich die Stadt wenigstens beim Marketing mehr anstrengt, um weitere Touristen anzulocken.

Stattdessen sei die Klangwelle abgewandert, die dem Roses immer Gäste gebracht habe. Der Betriebsleiter will höhere Kosten nicht an die Gäste weitergeben.

Beim "goldbraun an der Uni" steht derweil fest, dass es nach elf Jahren am 31. August schließt. Es lohne sich nicht mehr, sagt Isabelle Konik vom Café. Gründe seien etwa die Schließung von Bouvier nebenan und der Unigarage gewesen.

Unabhängig davon sei die Gebühr für die Außengastronomie schon hoch genug, man zahle 350 Euro im Monat. "Es mussten schon einige alteingesessenen Lokale schließen, während sich Ketten ausgebreitet haben", sagte die Auszubildende.

Eine Erhöhung der Sondernutzungsgebühren ist absehbar

"Die Ratskoalition wird sich alleine aus haushalterischen Gesichtspunkten einer Erhöhung der Sondernutzungsgebühren kaum verweigern können", teilten die Fraktionsvorsitzenden Klaus-Peter Gilles (CDU), Peter Finger (Grüne) und Werner Hümmrich (FDP) mit.

"Leider hat man es in den vergangenen 22 Jahren versäumt, eine kontinuierliche Anhebung in Schritten vorzunehmen, so dass die jetzige Erhöhung um 20 Prozent unverhältnismäßig erscheinen mag. Schaut man sich zum Beispiel die Kostensteigerung bei der Pflege öffentlicher Flächen an, relativiert sich die Erhöhung." In den beiden Folgejahren soll die Gebühr jeweils um weitere 10 Prozent steigen.

Die Gebühren seien in Bonn seit Jahrzehnten unverändert und "zum Teil deutlich günstiger als in vielen NRW-Städten", sagte Bärbel Richter (SPD). Wegen der schlechten Finanzlage müssten alle, die in Bonn leben (über die höhere Grundsteuer) und Gewerbe treiben, Einsparungen und Mehrbelastungen ertragen.

Die Erhöhung - ein Willkürakt?

Die Linke will die Erhöhung nicht in voller Höhe mittragen, schließt aber eine geringe Steigerung "nach langer Gebührenstabilität" nicht aus, so Anatol Koch.

Von einem Willkürakt spricht Mathias Johnen, stellvertretender Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Nordrhein. Er weiß nicht, wie die Stadt auf die Steigerungsrate kommt. Im Umfeld der Lokale würde sich nichts verbessern. Johnens Befürchtung: Wird es in der Innenstadt zu teuer, "gehen die Leute woanders hin - vielleicht zur Konkurrenz im Umland".

Bei Richard Grunwald, Inhaber des "Miebachs" auf dem Markt, wird der Kaffee wohl teurer werden, wenn die Kosten steigern. Zu den Plänen der Stadt sagte er gestern: "unverschämt". Er sieht es nicht ein, dass die Wirte leere Kassen füllen sollen. "Ohne die Gastronomie wäre die Bonner Innenstadt noch ärmer dran."

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