Ein lebenswichtiger Begleiter 15-jährige Bonnerin braucht Spenden für die Ausbildung ihres Epilepsie-Warnhundes

Bonn · Labrador Milka ist für Luisa (15) aus Bonn nicht nur eine treue Begleiterin. Der Assistenzhund ist für die Epileptikerin lebenswichtig, weil er sie vor Anfällen warnen kann. Doch die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Ausbildung des Hundes nicht.

Ein gutes Team: Hündin Milka erschnüffelt, wenn Luisa einen epileptischen Anfall bekommt und warnt sie dann.

Ein gutes Team: Hündin Milka erschnüffelt, wenn Luisa einen epileptischen Anfall bekommt und warnt sie dann.

Foto: Meike Böschemeyer

Schokobraun und zuckersüß: Einen besseren Namen hätte die 15-jährige Luisa für ihren Hund nicht wählen können. „Das ist Milka“, präsentiert sie den jungen Labrador. Doch die Hündin ist für sie nicht einfach nur Spielkamerad oder treuer Begleiter. Für die Schülerin ist Milka lebenswichtig. Als Epilepsiewarnhund erkennt das Tier einen drohenden Anfall so früh, dass Luisa und ihre Mutter Meike Hemmersbach rechtzeitig reagieren können. „Ohne Milka wäre mein Leben ganz anders“, sagt die 15-Jährige und krault ihren vierbeinigen Schutzengel. „Dank Milka habe ich wieder Selbstvertrauen und kann mein Leben wenigstens halbwegs normal leben. Vieles wäre ohne sie undenkbar“, sagt Luisa.

Epilepsie ist eine Erkrankung, bei der das Gehirn oder einzelne Hirnbereiche übermäßig aktiv sind und zu viele Signale abgeben, was Anfälle auslöst. In den vergangenen Monaten hat Hündin Milka bereits mehrfach bewiesen, dass sie genau erkennt, wenn sich Luisas Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Fertig ausgebildet ist das junge Tier jedoch noch lange nicht. Milka hat ihre erste Prüfung zwar mit Bravour bestanden. Zwei weitere Ausbildungsjahre sind jedoch noch notwendig.

Begleit- oder Assistenzhunde sind keine Hilfsmittel im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung. Daher werden die Kosten für die Ausbildung eines Tieres im Gegensatz zum Blindenführhund, der im Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen enthalten ist, in der Regel nicht übernommen. Diese Rechtsauffassung der Krankenkassen hat das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen erst kürzlich in einem entsprechenden Urteil geteilt.

Weil auch die Krankenkasse der Familie die Kosten nicht übernimmt, hat Meike Hemmersbach bisher rund 13.000 Euro mit Hilfe von Familie und Freunden in die Schulung investiert. Die kommenden zwei Jahren werden noch einmal so viel Geld kosten, was aktuell noch fehlt. Daher hat Luisas Großvater Jürgen Treppmann einen Spendenaufruf auf der Internetplattform „GoFundMe“ gestartet.

Seit Oktober 2020 leidet Luisa an Epilepsie mit starken Anfällen. Über eine Physiotherapeutin erfuhr die Familie dann von einer Züchterin, die entsprechende Assistenzhunde ausbildet. „Von ihr haben wir Milka bekommen, als sie gerade einmal acht Wochen alt war“, erzählt Luisa. Neben den Kuscheleinheiten zu Hause gab es jedoch einen strikten Ausbildungsplan, den das Tier absolvieren musste. Die Fähigkeit, einen drohenden Krampfanfall an der Atemluft eines Menschen zu erkennen, ist zwar angeboren (siehe „Hintergrund“). Dennoch muss das Tier umfassend ausgebildet werden. Impulskontrolle, absoluter Gehorsam, die Fähigkeit, im Notfall Hilfe zu holen sowie ein souveränes Verhalten im Straßenverkehr müssen erlernt und trainiert werden. Denn Assistenzhunde sind von der Leinenpflicht befreit.

Bonner Familie lernt, dem Assistenzhund zu vertrauen

Schon mehrfach hat die junge Hündin bewiesen, dass sie den richtigen Spürsinn hat. „Und wir mussten lernen, auf ihren Instinkt zu vertrauen“, sagt Meike Hemmersbach. „Wir haben oft gedacht, dass sie einfach nur verspielt ist und haben ihr Verhalten falsch gedeutet.“ Sie erinnert sich beispielsweise an einen Morgen, an dem sich Milka vor die Wohnungstür legte und damit Mutter und Tochter den Ausgang versperrte. „Wir bekamen sie einfach nicht weg“, erzählt Luisa. Wenig später merkte die Schülerin dann, weshalb ihre Hündin so reagierte. „Ich bekam einen Anfall und es ging mir wirklich sehr schlecht. Wie gut, dass ich nicht zur Schule gegangen bin“, sagt sie und streichelt ihrem Tier zärtlich übers Fell. An einem anderen Morgen legte sich Milka dann auf die Kleider, die Luisa anziehen wollte. Trotz guten Zuredens bewegte sie sich keinen Zentimeter zur Seite. Auch damals hatte die Hündin registriert, dass sich der Gesundheitszustand des Mädchens rapide verschlechterte.

Luisa und Milka sind mittlerweile unzertrennlich. „Sie darf sogar in meinem Bett schlafen“, erzählt die 15-Jährige. „Wenn ich spüre, dass sie an meiner Seite ist, dann werde ich ruhig. Früher habe ich oft stundenlang wach gelegen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.“ Auch nachts ist Milka im Ernstfall hellwach. Regelmäßig beschnuppert sie das Mädchen, um Veränderungen in der Atemluft zu registrieren. „Wenn etwas nicht stimmt, dann wird Milka derart unruhig, dass ich selbst im Nebenzimmer etwas bemerke und wach werde“, erzählt Meike Hemmersbach. Oft bleibt dann noch genug Zeit, ihrer Tochter entsprechende Notfallmedikamente zu geben.

Assistenzhund bringt Bonnerin Normalität trotz Epilepsie

Allerdings erinnert sich Luisa auch an einen nächtlichen Vorfall, bei dem keine der beiden auf das Verhalten des Labradors reagierte: „Erst als sie mich in den Arm gezwickt hat, bin ich wach geworden.“ Auch damals konnte sie noch rechtzeitig ihre Arznei einnehmen.

Zur Routine geworden ist mittlerweile, dass Luisa vor dem Aufstehen von Milka ausgiebig beschnuppert wird, um eine erste Diagnose für den Tag zu stellen. An guten Tagen geht die 15-Jährige dann zur Schule. Dort wissen die Lehrer über die Erkrankung des Mädchens Bescheid und reagieren im Notfall entsprechend. „Dank Milka kann ich ein halbwegs normales Leben führen und mich mit Freunden treffen. Ohne den Hund wäre das alles nicht möglich“, sagt Luisa.

Die GoFundMe-Kampagne für Luisa gibt es unter https://gf.me/v/c/5ft6/epilepsie-assistenzhund-milka