Personalie in der Evangelischen Kirche im Rheinland Mit Bonner Erfahrungen nach Düsseldorf
BONN · Wibke Janssen, bislang Pfarrerin an der Liebfrauenschule, wird ab September Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie bringt Ideen mit, wie die Austrittswelle gestoppt werden kann.
Eine Bonnerin hat den Karrieresprung in die achtköpfige hauptamtliche Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland geschafft. Wie berichtet, wurde Pfarrerin Wibke Janssen auf der digitalen jährlichen Landessynode zur Oberkirchenrätin für Theologie und Ökumene gewählt. „Die Wahl war sehr aufregend“, war Janssens erste Reaktion, nachdem sie mit großem Vorsprung drei Kandidaten abgehängt hatte. Sie empfinde das Ergebnis als Rückenwind für ihre kommenden Aufgaben und spüre die Verantwortung. Janssen wird ab September in Nachfolge von Barbara Rudolph für acht Jahre Chefin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt.
Religionsunterricht an der Liebfrauenschule
Die promovierte Theologin war von 2009 bis 2011 Seelsorgerin am Uniklinikum Bonn. Die 56-Jährige lehrte schon an Hochschulen in Frankfurt und Bochum. Derzeit ist sie im evangelischen Religionsunterricht an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in der Bonner Südstadt tätig. Auf dem Parkett des Kirchenkreises Bonn ist die eloquente Protestantin als zweite Stellvertreterin des Superintendenten eine bekannte Größe. 2020 war sie Dietmar Pistorius zwar bei der Wahl zum Bonner Superintendenten unterlegen. Auch um die Pfarrstelle an Bonns Stadtkirche, der Kreuzkirche, hatte Janssen sich 2021 beworben. In der Landeskirche fasste die selbstbewusste und durchsetzungsfähige Theologin in den letzten Jahren jedoch sofort erfolgreich Fuß: als einflussreiche Vorsitzende des Ständigen Theologischen Ausschusses der rheinischen Kirche.
Sie nehme aus Bonn reiche Arbeitserfahrungen in der Gemeinde-, Krankenhaus- und Studierendenseelsorge sowie in ökumenischer und Kirchenkreisarbeit nach Düsseldorf mit, erläutert die verheiratete Mutter dreier erwachsener Kinder. Im neuen Amt wird sie vom Niederrhein bis zum Saarland zuständig für die Bereiche Theologie, Ökumene und Gemeinde sein, aber auch für den Dialog mit dem Judentum, dem Islam und anderen Religionen sowie mit nichtreligiösen und religionskritischen Kräften in der Gesellschaft. „Ich bin überzeugt, dass wir für vieles, was uns besonders wichtig ist: Gerechtigkeit zum Beispiel, Kooperationspartnerinnen und -partner in der Weite der Gesellschaft brauchen“, sagt Janssen. Auch sei ihr wichtig, dass zukünftige Sparbeschlüsse noch stärker auf der Grundlage von theologisch beratenen Kriterien erfolgen müssten. „Denn wir sind eine Kirche und kein Unternehmen.“
Kirche soll familienfreundlicher werden
Angesichts des aktuellen Mitgliederschwunds möge die evangelische Kirche ihre Mitglieder „noch mehr fragen, was sie von uns erhoffen und brauchen, bevor wir Angebote entwickeln“, meint Janssen. Sie selbst würde die Kirche gerne noch familienfreundlicher profilieren, etwa mit Kindertagesstätten und dem Einsatz gegen Kinderarmut. Außerdem wünsche sie sich „unkonventionelle, überzeugende Ideen, um verlockende Andockmöglichkeiten an die Kirche anbieten zu können.“
Bonns Superintendent Pistorius gratulierte der Kollegin jedenfalls sofort nach der Wahl: Mit ihr werde die Landeskirchenleitung „eine hervorragende Theologin, eine weitherzige Seelsorgerin und eine interessierte Zeitgenossin“ mit Bodenhaftung gewinnen. „Ich bin überzeugt, dass sie mit kritischem Blick, Mut und Entschlossenheit, aber auch mit Humor und Fröhlichkeit die Herausforderungen des neuen Amtes und der Kirche angehen wird.“ Ihr Weggang aus Bonn werde ein Verlust für den Kirchenkreis sein.