Im Einsatz mit Bonnorange Bonns Laubbusters

Bonn · Die Bäume verlieren ihre Blätter, und Bonnorange ist wie jedes Jahr im Einsatz. Mit Kehrmaschinen, Laubbläsern und per Hand beseitigen sie das Laub. GA-Volontärin Felizia Schug hat die Gruppe in Orange morgens früh begleitet.

Andreas Tittelbach beim Laubblasen am Busbahnhof in Bonn.

Andreas Tittelbach beim Laubblasen am Busbahnhof in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Mein Wecker klingelt um 4.30 Uhr. Draußen ist es noch dunkel, aber ich muss aufstehen, denn um 6 Uhr geht es los: Gemeinsam mit bonnorange werde ich die Straßen vom Laub befreien.

Bei meiner Ankunft in der Zentrale am Lievelingsweg sind die anderen schon da. Heute Morgen sind rund 50 Mitarbeiter im Einsatz, die Stimmung in der Kantine ist gut, und mit einem freudigen „Moin“ begrüßt mich die Truppe in orangefarbenen Klamotten.

Hier wird der anstehende Tag besprochen: Wer fährt mit wem und was gibt es zu beachten? Ich stehe neben Tamara Middelhoff, einer der wenigen Frauen im Betrieb. Heute werde ich der Gruppe von Johannes Gattung zugeteilt, der mir erklärt: „Wir fahren erst an den Busbahnhof und dann in die Hausdorffstraße.“

Ich warte unten bis Johannes (60), Ralf (56), Andreas (32) und Rrustemi (63) bereit sind – klar, man duzt sich. Wie eine orangene Entenfamilie schlängeln sich die Kehrer an mir vorbei vom Hof. Da steht schon eins der Fahrzeuge, in das 3,5 Kubikmeter Straßendreck reinpassen. „#KehrArbeit“ steht groß auf der Seite. Ich muss schmunzeln. Die Mitarbeiter im Auto fahren winkend und grinsend an mir vorbei – der Einsatz beginnt.

Der erste Stopp

Am Busbahnhof angekommen, legen wir direkt los. Andreas schnappt sich einen elektrischen Laubbläser: Er zieht sich den Akku wie einen Rucksack auf den Rücken und nimmt das Gebläse in die rechte Hand. Es ist nicht sonderlich schwer und lässt sich leicht mit einer Hand bedienen. Er sieht ein bisschen aus die wie die Geisterjäger aus Hollywood – sozusagen ein Laubbuster.

Das starke Gebläse wirbelt Blätter und Müll um Andreas herum auf. Doch das kann ihm nichts anhaben. „Wir tragen Sicherheitsschuhe, Arbeitshose und Arbeitsjacke und Handschuhe“, sagt mir Ralf Reuter, der seit 32 Jahren in der Straßenreinigung arbeitet. Er zieht einen Schlüssel aus der Hosentasche: „Der ist für die Mülleimer, den habe ich immer dabei.“

Darum kümmern sich Rrustemi und Johannes. Sie kippen den Müll auf die Straße, Kollege Viktor fährt mit einer großen Kehrmaschine an mir vorbei und saugt alles ein. Nach sechs Runden um den Bussteig C ist die Straße sauber. Etwas mehr als eine halbe Stunde braucht mein Team, um den Busbahnhof zu säubern. Sie arbeiten effektiv, zügig und routiniert.

Kurze Kaffeepause

„Wenn wir hier fertig sind, machen wir Kaffeepause am Brunnen“, lädt mich Andreas ein. Es ist nun 7 Uhr und langsam wird es hell. Der 32-Jährige erzählt mir von seiner Frau und seinem Kind, wegen denen er nun nicht mehr am Wochenende arbeitet. Die Männer kennen sich gut und jeder weiß, wie der andere tickt. Das ist wichtig für die gemeinsame Arbeit – und für die gute Laune. Auf meine Frage, wie sie ihren Kaffee trinken, antworten Johannes und Andreas im Chor: „blond und süß“ – alle lachen.

Laubkehren per Hand

Mit vollen Bäuchen und leeren Kaffeebechern im Laderaum geht es weiter. „Wir treffen uns beim Lidl“, sagt Johannes zu mir. Er muss noch einige Containerplätze kontrollieren und fährt davon. Das orangene Blinken seines Wagens verliert sich in der Ferne.

Auf dem Supermarkt-Parkplatz angekommen, erklärt der Fahrer: „Die Hauptarbeit hier sind die Parktaschen.“ Andreas fügt hinzu: „Wir müssen darauf achten, dass kein Dreck in die Straßenbahnschienen kommt, deshalb können wir hier keine Laubbläser verwenden.“ Hier lerne ich, was Teamarbeit bedeutet: Johannes lockert das Grünzeug, Ralf und Andreas rechen es zusammen und Rrustemi kehrt hinterher.

Das Laub wird am Straßenrand gesammelt und Tamara, die ich aus der Kantine kenne, saugt es mit der Kehrmaschine ein. Große Teile, wie einen violetten Kleiderbügel, der vor mir auf dem Gehweg liegt, nehmen Johannes und Andreas vorher mit der Hand weg, damit die Maschine nicht kaputtgeht oder verstopft.

Arbeiten an der frischen Luft

Mittlerweile ist es hell, und der Berufsverkehr macht sich bemerkbar: An uns fahren Bahnen, Menschen auf dem Rad und im Auto vorbei. „Hier auf der Straße muss unser Einsatz gut geplant sein, und wir müssen schnell arbeiten“, sagt mir mein 60-jähriger Kollege. Das Quartett recht. Die Arbeit sieht anstrengend aus, und ich zähle, wie oft Andreas in einer Minute den Rechen zieht: 55-mal. „Das ist eine schöne Arbeit, so im Herbst an der frischen Luft“, findet er und erzählt mir, dass er nicht den ganzen Tag im Büro sitzen könnte.

Zügig säubern die Männer Abschnitt für Abschnitt der Straße und Parkbucht für Parkbucht. „Pass auf die Autos auf“, weist Johannes Ralf an. Er hat sein Team im Blick und ihm ist wichtig, ein Auge auf alle zu haben. Einer für alle. Alle für einen.

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