Abfallentsorgung in Bonn Bonnorange testet schlaue Mülleimer in Graurheindorf

Bonn · Er schluckt, er sendet, und er presst – nur sprechen kann er (noch) nicht. Letzteres allerdings ist auch nicht die Aufgabe des nagelneuen Abfallbehälters am Fähranleger in Bonn-Graurheindorf. Der feuerrote Kasten ist Teil eines Testlaufs.

An drei Stellen probiert die städtische Abfallbeseitigungsgesellschaft derzeit intelligente Papierkörbe aus. Das Besondere an ihnen: Sie – und das ist das Entscheidende – pressen den Abfall an Ort und Stelle selbstständig zusammen, weshalb die Behälter seltener geleert werden müssen als bisher. Das soll Ressourcen sparen, die dann an anderer Stelle eingesetzt werden können.

Solarzellen und eine Gelbatterie sorgen für Energie

Auf die siebenfache Menge Müll beziffern Uwe Walbröl und Richard Münz von Bonnorange die Kapazität, die eine gewöhnliche 120-Liter-Tonne auf diese Weise komprimiert aufnehmen kann. Eine solche nämlich befindet sich in dem Metallbehälter, der am Boden befestigt ist und Ratten oder Möwen keinerlei Zugang bietet. Zudem sind in dem Kasten Solarzellen und eine Gelbatterie verbaut. Sie versorgen das Gerät mit der Energie, die es für den Pressvorgang benötigt. Ein Chip übermittelt der Zentrale Informationen über den technischen Zustand und mögliche Fehler.

„Sie können sich vorstellen, wie viele Fahrten wir uns auf diese Weise sparen können“, sagt Walbröl. Dabei gehe es nicht darum, Personal einzusparen, erklärt er auf Nachfrage. Vielmehr könne sich Bonnorange auf diese Weise anderweitig um seine Hauptaufgabe kümmern, Bonn sauber zu halten.

Als Beispiel nennt er die Poststraße, wo ebenfalls ein Testbehälter aufgestellt wurde. „Dort leeren wir normalerweise zweimal am Tag. Jetzt genügt einmal an zwei Tagen“, so Walbröl. Die Testgeräte hat die Stadt gemietet. Würde sie sie kaufen, ergäben sich Kosten zwischen 6000 und 7000 Euro pro Stück. Ein normaler Papierkorb, wie sie an Straßen und Plätzen stehen, kostet 1000 Euro.

(Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.)

Der Test läuft sechs Monate lang

Dass es die Kollegen in Köln mit der Anschaffung ähnlicher Abfallbehälter vor wenigen Jahren wegen der hohen Wartungskosten ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler geschafft haben, ficht Walbröl nicht an. „An Technik, die uns hohe Wartungskosten bescheren könnte, sehe ich hier nicht viel“, sagte er und zeigte auf das Innenleben des Behälters. Dass sich gleichzeitig drei Viertel der Fahrten einsparen lassen, stehe auf der positiven Seite der Bilanz. Schön für die Mitarbeiter sei nicht zuletzt, dass im Behälter eine handelsübliche Mülltonne mit Rollen stehe, sodass die volle – und ungleich schwerere – Tonne zum Müllauto gerollt werden kann.

Wie viele Geräte Bonnorange im Falle der Zufriedenheit mit den Geräten anschaffen könnte, lasse sich derzeit nicht sagen. Walbröl: „Der Test läuft sechs Monate, dann werden wir entscheiden.“ Dass der Handlungsbedarf gerade auf den Flächen an der Fähre nach Mondorf hoch sei, ist auch am nahen Pavillon zu hören. Im Sommer, so heißt es, sei rund um den Fähranleger morgens erst einmal Müllaufsammeln angesagt. Demnächst, berichtete CDU-Ratsherr Jürgen Wehlus, würden zudem mehrsprachige Schilder aufgestellt, die auf das längst beschlossene Verbot hinweisen, die zahlreich vorhandenen Wasservögel zu füttern.

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