Vier große Baustellen in Vorbereitung Bonns Autobahnen an der Belastungsgrenze

Bonn · Der Landesbetrieb Straßen NRW nimmt zurzeit Proben an der Nordbrücke, um Aufschlüsse über den Zustand zu erhalten. Die SPD fordert aufgrund der Baustellen ein Verkehrskonzept.

Was ist im Innersten der Nordbrücke los? Auf diese Frage sucht der Landesbetrieb Straßen NRW zurzeit eine Antwort. Eine Baufirma schickt ihre Mitarbeiter unter die Fahrbahn, um Proben zu nehmen, die Aufschluss über den Zustand des Brückenwerks geben. Beton und Stahl werden analysiert.

Die Ergebnisse fließen in die weitere Planung, wie und vor allem wie schnell dort zu verfahren ist. Die Nordbrücke ist eine von vier großen Autobahnbaustellen, die im kommenden Jahrzehnt und womöglich darüber hinaus die Autofahrer auf eine Geduldsprobe stellen werden.

Beim Tausendfüßler, dem aufgeständerten Bauwerk zwischen den Ausfahrten Tannenbusch und Endenich auf der Autobahn 565, läuft die rechnerische Belastungsgrenze im Jahr 2020 aus, bis dahin muss es losgehen. Dort soll ein Ausbau von vier auf sechs Spuren erfolgen. Ebenfalls dringend sanierungsbedürftig: die Südbrücke.

Der Ausbau der Autobahn 59 zwischen Bonn/Nord-Ost und Sankt Augustin von sechs auf acht Fahrspuren ist ebenfalls geplant. Zum genauen Baustart der einzelnen Projekte kann der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW noch nichts sagen: „Wir sind in der Planungsphase und führen bereits Gespräche mit den Beteiligten“, sagte Bernd Löchter, Sprecher des Baubehörde.

Die Brücken müssen nicht neu gebaut werden

Zurzeit spreche viel dafür, dass zumindest die Brückenbauwerke mit „Verstärkungsarbeiten“ wieder fit gemacht werden können. Es müsste also kein kompletter Neubau her. „Unsere wesentliche Vorgabe an die Planer lautet, dass der Verkehr während der Bauphasen weiter fließen muss“, führt Löchter aus.

Eine Vollsperrung werde es nicht geben. „Eine städtische Straße könnte solche Verkehrsbelastungen auch nicht aufnehmen“, so Löchter. Problem in Bonn: Im Gegensatz zu den Nachbarn in Köln verfügt die Bundesstadt nicht über einen Autobahnring, auf dem der Verkehr zeitweise in die andere Richtung umgeleitet werden könnte.

Bonner SPD-Politiker blicken mit Sorge auf dieses „Jahrzehnt der Baustellen“, wie es der Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber nennt. „Wir müssen da jetzt durch. Aber wir brauchen auch ein vernünftiges Baustellenverkehrskonzept“, so Kelber.

Die angekündigten Großbaustellen bedürfen auch aus Sicht der SPD-Fraktionsvorsitzenden Bärbel Richter einer frühzeitigen Planung. Dafür brauche es einen Stadtratsbeschluss. Einen entsprechenden Antrag hat die SPD in die politischen Gremien eingebracht.

Beide nennen Beispiele, die für eine rechtzeitige Planung sprechen. Aus Kelbers Sicht müssten dafür Gespräche mit der Deutschen Bahn geführt werden, ob während der Baustellen mehr Personennahverkehr fließen kann und der Güterverkehr stattdessen etwas zurückgefahren werden kann.

„Die DB plant aber ihre Fahrpläne mit zwei Jahren Vorlauf.“ Gegenüber dem Bundesverkehrsministerium habe er geäußert, dass möglichst zwei Fahrspuren pro Richtung erhalten bleiben, auch wenn solche Varianten teurer würden. Die Stadt sei gefordert, Ampelschaltungen umzuprogrammieren, wo es nötig sei oder mit dem Ordnungsdienst den Verkehr zu regeln, so Richter.

Nach Angaben des Landesbetriebs Straßen habe man sich kürzlich mit der Stadt Bonn zum Ausbau des Tausendfüßlers getroffen. „Uns ist an einer engen Zusammenarbeit mit der Stadt, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer gelegen“, sagte Löchter.

Für die Stadt kündigte Stadtbaurat Helmut Wiesner an: „In den kommenden Monaten sollen unter Federführung des Landesbetriebs in enger Zusammenarbeit mit der Stadt verschiedene Konsultationskreise aufgebaut werden, um die Information über Planungen und Planungsstände, über Abstimmungsbedarfe mit städtischer Straßenbaumaßnahmen und Maßnahmen anderer Baulastträger sicherzustellen.“

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