Katastrophenschutz in Bonn Bonns Sonderrolle bei den Bunkern

Bonn · Zu Hauptstadtzeiten konnten 40.000 Bürger in Notquartieren Unterschlupf finden. Die Feuerwehr arbeitet an der Stilllegung der Anlagen.

 Früher Schutzraum für Bonner: Der Windeckbunker.

Früher Schutzraum für Bonner: Der Windeckbunker.

Foto: Volker Lannert

Was Bunker anbelangt, ist Bonn eine Sonderrolle nicht abzusprechen. So war es zumindest einmal. Zu Hauptstadtzeiten gab es neben dem mittlerweile zu einem Museum umgebauten Regierungsbunker im Ahrtal nahezu 40.000 Schutzplätze über die Stadt verteilt. Mehr als zwölf Prozent der damaligen Bevölkerung hätten im Fall eines atomaren Angriffs also Unterschlupf finden können, sagt Jürgen Eck, Sachgebietsleiter Katastrophenschutz bei der Bonner Feuerwehr. In anderen Gegenden lag die Quote dagegen bei lediglich vier bis fünf Prozent. Die Bundesregierung sollte im Falle eines Falles möglichst handlungsfähig bleiben. „Im neuen Zivilschutzkonzept spielen die Bunker aber keine Rolle mehr“, erklärt Eck. Die Gefahrenlage hat sich nach Ansicht der Bundesregierung nach dem Kalten Krieg geändert. Die Bunker, die im Ernstfall zunächst mehrere Tage hätten vorbereitet werden müssen, passten nicht mehr in die Zeit.

Deshalb legt die Feuerwehr sie im Auftrag des Bundes Schritt für Schritt still. Die Bauten werden aus der Zivilschutzbindung entlassen. Küchen, Vorrats- oder Lüftungsräume müssen also nicht länger zu diesem Zweck vorgehalten werden. „Der Bund hat das flächendeckende Schutzraumkonzept im Jahr 2006 aufgegeben und die Erhaltung der Funktionsfähigkeit dieser Anlagen eingestellt“, erklärt Marianne Suntrup, Pressesprecherin im Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Seitdem arbeitet die Bonner Feuerwehr daran, die Schutzräume – ob nun Hochbunker, Tiefbunker oder U-Bahn-Haltestellen oder Tiefgaragen – zu entwidmen. Von den einst 21 Zivilschutzräumen wäre ohnehin keiner mehr einsatzbereit, sagt Eck.

Grundsätzlich gelte die Vereinbarung mit dem Bund, dass mobile Bestandteile wie Bettgestelle, Schränke oder Abgrenzungswände in den Anlagen vor einem Verkauf entfernt werden. Es sei denn, der neue Besitzer möchte etwas behalten. Immer wieder müssen darüber hinaus Spezialfirmen ran: Im Bunker an der Bad Godesberger Theaterstraße musste kürzlich aus Sicherheitsgründen ein Brunnenbohrloch zugeschüttet und auch versiegelt werden. Bis Ende des Jahres wird die Anlage abgewickelt. „Das ist auch im Zuge der Beethovenhallen-Sanierung notwendig“, erklärt Eck.

Der zweitgrößte Schutzraum, der U-Bahnhof an der Thomas-Mann-Straße für 4500 Bürger mit Stahltoren zur hermetischen Abrieglung im Katastrophenfall, ist mittlerweile entwidmet. An der Goetheallee in Beuel hat ein Investor einen Hochbunker zu fünf großen Wohnungen umgebaut. Am Quirinusplatz in Dottendorf ist ein ähnliches Projekt im Gang.

Jürgen Eck geht davon aus, dass im Laufe des kommenden Jahres die verbliebenen zehn Anlagen aus der Zivilschutzbindung entlassen werden. Dazu gehören die U-Bahnstationen Godesberg Mitte (2300 Schutzplätze), Plittersdorf und Wurzerstraße (jeweils 2000 Plätze), das ehemalige Hilfskrankenhaus an der Beueler Gesamtschule (1900 Plätze) und Oxford- sowie Friedensplatzgarage in der Innenstadt (2500 und 3750 Plätze). Auch der B9-Straßentunnel in Bad Godesberg für 7200 Bürger gehört dazu.

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