Einzelhandel äußert Kritik Händler in Bonn ärgern sich über die Bonpflicht

BONN · Ein neues Gesetz verpflichtet Einzelhändler, bei jedem Kauf einen Kassenbon auszudrucken. Das sorgt bei den Unternehmern in Bonn für Unverständnis. Besonders Kiosk- und Imbissbetreiber sind sauer.

 Mit rund 100 Stunden Mehraufwand im Monat kalkuliert Serwar Zeki, der an der Sternstraße einen Imbiss betreibt.

Mit rund 100 Stunden Mehraufwand im Monat kalkuliert Serwar Zeki, der an der Sternstraße einen Imbiss betreibt.

Foto: Sebastian Flick

Auf Unverständnis stößt bei den Bonner Einzelhändlern das neue Gesetz der Belegausgabepflicht, das mit dem neuen Jahr in Kraft getreten ist: Bei jedem Kauf müssen die Einzelhändler zukünftig einen Kassenbon ausdrucken, und sei es auch nur eine Transaktion über einen Betrag von 20 oder 30 Cent. Leidtragende sind insbesondere kleine Unternehmen wie Büdchen oder Imbissbuden. Deren Inhaber sehen das Gesetz nicht zuletzt auch deshalb kritisch, da sie unverhältnismäßige Kosten erwarten.

Einer von ihnen ist Serwar Zeki. Erst drei Tage vor Heilig Abend hat er eine neue Filiale der Imbisskette „Tante Emma GmbH“ eröffnet, um den Passanten auf der Sternstraße Bratwürste, Currywurst oder Pommes anzubieten. „Das neue Gesetz ist für uns mit großen Schwierigkeiten und finanziellen Herausforderungen verbunden. Wenn wir jedem Kunden einen Bon ausgeben müssen, benötigen wir wesentlich mehr Papier für die Kassenrolle“, sagt Zeki.

Weil die Ausgabe von Kassenzetteln für jeden einzelnen Kauf auch mit einem zeitlichen Aufwand verbunden ist, denkt Zeki bereits darüber nach, künftig bei Hochbetrieb in Doppelbesetzung zu arbeiten: „Einer müsste die ganze Zeit an der Kasse stehen, der andere bedient. Das bedeutet aber geschätzt 100 Stunden mehr Arbeit im Monat“, schätzt Zeki. Zudem habe er in der Tante-Emma-Filiale in Köln, in der er zuvor gearbeitet hatte, bereits die Erfahrung gemacht, dass die Kunden gar keine Bons wollen: „In Köln haben wir immerhin noch die Messebesucher, die nach einen Kassenbeleg fragen, das wird in Bonn anders sein.“

Ähnliche Erfahrungen macht auch Hasan Bakir, Inhaber des Kiosk01 nahe des Alten Rathauses: „Ich frage jeden Kunden, ob er einen Kassenbon haben möchte, die meisten verneinen aber“, sagt Bakir. Das Ausstellen eines Kassenbons für jeden einzelnen, noch so kleinen Kauf bedeutet für ihn nicht nur zusätzliche Arbeit, sondern auch Mehrkosten durch die Anschaffung von Papierrollen. Der Kiosk-Inhaber ist zwar bereits gerüstet für den Start ins neue Jahr und hat sich bereits mit mehreren Kartons Papier eingedeckt, doch sieht er darin eher eine Papierverschwendung und befürchtet darüber hinaus durch die Zahl und Länge der Kassenzettel, die er zukünftig ausdrucken muss, enorme finanzielle Verluste: „Wenn ich für jeden Lolli einen Bon ausdrucke, dann habe ich keinen Gewinn mehr“, so Bakir, der auch an die vielen Schüler denkt, die sich bei ihm mit süßen Kleinigkeiten eindecken: „Da wird meine Papierrolle schnell aufgebraucht sein“, sagt Bakir.

Auch Peter Paetz, Inhaber von Imbiss Karl auf der Hans-Böckler-Straße, kann die Einführung des Gesetzes zur Bonpflicht in keiner Weise nachvollziehen, weil in den Kassen auch ohne Ausdruck von Bons alle Verkäufe registriert würden. Er wundert sich zudem über den Zeitpunkt der Einführung des Gesetzes, schließlich habe das Finanzministerium ohnehin zum Jahreswechsel 2020/2021 für alle Einzelhändler neue Kassen verordnet, die durch eine technische Aufwertung fälschungssicherer sein sollen. „Jetzt, noch ein Jahr vorher, die Bonpflicht einzuführen, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Paetz. Er habe bislang Kassenzettel nur auf Wunsch ausgedruckt. „96 Prozent meiner Kunden wollen keinen Bon. Zudem wird doch sowieso alles in den Kassen registriert“, sagt auch Paetz und verweist auf die schädliche Wirkung auf die Umwelt des Thermopapiers und auf eine Empfehlung, die bereits andernorts laut wurde: Man solle Bons, die nicht mitgenommen werden, sammeln und sie dem Finanzamt zur Entsorgung bringen.

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