Stadt Bonn Bote überbringt Naujoks die Kündigung

BONN · Ein Bote hat dem früheren Betriebsleiter des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) die fristlose Kündigung nach Hause überbracht. Das teilte am Freitagnachmittag Stadtsprecherin Monika Hörig offiziell in einer Presseerklärung mit.

Nachdem Gesamtpersonalrat, Gleichstellungsstelle und Integrationsamt entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen an dem Kündigungsverfahren beteiligt worden waren, hat Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gestern die Kündigung unterschrieben und damit einem Beschluss des Stadtrates Folge geleistet.

Der Rat hatte Nimptsch mit Mehrheit zur Kündigung Naujoks' aufgefordert, nachdem neue Vorwürfe gegen den in den WCCB-Bauskandal verwickelten Ex-Manager bekannt geworden waren. Dabei geht es um den Kauf und Einbau von Legionellenanlagen in Schulen. In beiden Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Offensichtlich hat Nimptsch das Entlassungspapier nur widerwillig unterschrieben, wie man zwischen den Zeilen der städtischen Meldung lesen kann. "Die Verwaltung hatte mit dem von ihr ausgehandelten Auflösungsvertrag einen nach ihrer Meinung guten Weg vorgeschlagen, das Arbeitsverhältnis zu beenden, weil sie der Meinung ist, dass die Prozessaussichten eher nachteilig einzuschätzen sind", heißt es darin unter anderem.

Naujoks' Anwälte kündigten gestern an, ihr Mandant werde gegen die Kündigung klagen. So weit die offizielle Geschichte. Nach GA-Informationen wuchert hinter der Geschichte eine weitere Geschichte: Mit der Kündigung kühlt das politische Bonn offenbar nur sein Mütchen und das der Öffentlichkeit.

Der Personaldezernent Wolfgang Fuchs hatte es schon anklingen lassen, dass die Chancen Naujoks' vor dem Arbeitsgericht möglicherweise nicht schlecht stehen. Vielleicht spaziert er in einigen Monaten durch die Hintertür wieder auf die städtische Gehaltsrolle mit der höchst richterlichen Aufforderung, ihm nun wieder Job und Büro zurückzugeben.

Naujoks gilt mit 175.000 Euro Jahressalär als einer der bestbezahlten Mitarbeiter Nimptschs. Es könnte folglich die Stadt noch teurer kommen als die bloße Abfindung über 370.000 Euro, die der OB vor Weihnachten ausgehandelt hatte.

Für viele Politiker im Rathaus rächt sich jetzt vermutlich, dass der OB seinen SPD-Parteifreund Naujoks nicht schon vor anderthalb Jahren vor die Tür gesetzt hatte, als die Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit dem WCCB auf den Tisch kamen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Der Macke vom Müll
Neue Folge des Crime-Podcasts „Akte Rheinland“ Der Macke vom Müll
Aus dem Ressort