Wissenschaft zum Anfassen Wissenschaftlerinnen stellten am Bottlerplatz ihre Forschungsgebiete vor

Bonn · Am Bottlerplatz in Bonn gab es heute Wissenschaft zum Anfassen: Promovierende stellten hier ihre Forschungsgebiete vor. So wird das Immunsystem schnell zur Armee, die ein Schloss verteidigt.

 Die Bonner Wissenschaftlerin Rittika Chunder spricht bei der öffentlichen Veranstaltung „Soapbox Science“ auf dem Bottlerplatz über Multiple Sklerose.

Die Bonner Wissenschaftlerin Rittika Chunder spricht bei der öffentlichen Veranstaltung „Soapbox Science“ auf dem Bottlerplatz über Multiple Sklerose.

Foto: Sebastian Flick

Wissenschaft zum Anfassen erlebten die Bonner am Samstag bei ihrem Shoppingbummel durch die Innenstadt: Wer am Bottlerplatz vorbeikam, wurde hier Zeuge von Vorträgen junger Wissenschaftlerinnen, die kleinen Gruppen von Passanten von ihrer Forschungsarbeit berichteten. Dass die Teilnehmerinnen der Veranstaltungsreihe Soapbox Science Rheinland dabei auf Holzkisten standen, sorgte nicht nur dafür, dass sie besser gesehen werden, sondern war auch eine Anlehnung an den traditionsreichen „Speakers Corner“ im Londoner Hyde Park, wo seit vielen Jahrzehnten Debatten öffentlich und unter Beteiligung des Publikums geführt werden.

Auch am Bottlerplatz hatten die Zuschauer nach den Vorträgen ausreichend Gelegenheit ihre Fragen an die jungen Wissenschaftlerinnen zu stellen und mit ihnen in einen lockeren Austausch zu kommen. Rund ein Dutzend Forschende der Bonner, Kölner und Düsseldorfer Universität gewährten mit spannenden Vorträgen Einblicke in ihre Arbeit und hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ihre komplexen wissenschaftlichen Themenbereiche möglichst leicht verständlich zu erklären.

Anne Mathies vom Institut für Theoretische Physik an der Uni Köln erklärte, wie ein Quantencomputer funktioniert und was man mit einem solchen machen kann. Auch Rittika Chunder vom Institut für Neuroanatomie an der Uni Bonn stellte ihre Forschungsarbeit vor. Chunder, die ihren Vortrag auf Englisch hielt, beschäftigt sich bei ihren täglichen Laborarbeiten mit der Wirkung von Antikörper bei Multipler Sklerose. Die Wissenschaftlerin erklärte zunächst anschaulich, wie uns das Immunsystem vor Viren schützt und wann Autoimmunität einsetzt, bevor sie auf den Einfluss von Diäten auf den Verlauf von Multipler Sklerose einging und den Zusammenhang von Milchkonsum und Multipler Sklerose aufzeigte.

Doch wie gelang es ihr, dieses komplexe Thema Passanten auf der Straße so spannend zu erklären, dass sie zufällig stehenbleiben und bis zum Ende aufmerksam zu hören? „Ich denke mir Geschichten aus, die symbolisch die Arbeit des Immunsystems wiedergeben“, sagt Chunder und ergänzt: „In meiner Geschichte ist das Immunsystem eine Armee, deren Aufgabe es ist, ein Schloss zu verteidigen“.

Mit dem Immunsystem beschäftigt sich auch Michelle Klesse. Die Doktorandin aus Bonn arbeitet derzeit daran, neue Therapiemöglichkeiten für Leukämie-Patienten zu erforschen. In ihrem Vortrag erläuterte sie, welche Nebenwirkungen bei Leukämie entstehen und wie diese Nebenwirkungen das Immunsystem beeinflussen.

In der Öffentlichkeit über Stammzelltransplantation zu reden, ist ihr eine große Herzensangelegenheit: „Das ist ein Thema, das jeden mal betreffen kann. Ich kann nur ermutigen, Stammzellspender zu werden. Man kann damit Leben retten und es entstehen keine Nachteile“, sagt sie.

Dass es sich bei den teilnehmenden Forschenden ausschließlich um Wissenschaftlerinnen handelte, ist kein Zufall: „Unser Ziel ist es, die Frauen in der Wissenschaft zu stärken und sichtbarer zu machen. Wenn man Kinder fragt, wie sie sich einen Wissenschaftler vorstellen, dann haben sie meistens das Bild eines alten Mannes mit krausem, grauem Haar vor sich. Das möchten wir ändern“, sagt Anna Euteneuer vom Organisationsteam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Jana Wolf, Berlin,

zur Finanzierung der
Gift für die Forschung
Kommentar zu Kürzungen in der WissenschaftGift für die Forschung
Forscher beklagen Sparmaßnahmen
Mittelkürzung bei DAAD und Wissenschaft Forscher beklagen Sparmaßnahmen
Aus dem Ressort
Das neue schöne Wetter
Nass und sibirisch? Schön wär’s! Das neue schöne Wetter