Wegen Falschparkern Feuerwehr muss Brand in Bonn mit Gartenschlauch bekämpfen

Bonn · Feuerwehrleute sind für ihre unkonventionellen und pragmatischen Lösungen bekannt. Mit einem Gartenschlauch hat die Bonner Feuerwehr einen Brand auf einem Balkon in der Südstadt gelöscht. Wegen eines Falschparkes steckten die Feuerwehrautos fest.

Das Feuerwehrauto kam wegen Falschparkern nicht zum Einsatzort.

Das Feuerwehrauto kam wegen Falschparkern nicht zum Einsatzort.

Foto: Ulrich Felsmann

Mit einem Gartenschlauch hat die Bonner Feuerwehr in der Nacht auf Donnerstag einen Brand in der Südstadt gelöscht. Die Retter kamen mit ihren großen Löschfahrzeugen nicht zum Einsatzort, weil ein falsch parkendes Auto den Weg versperrte. Das Gebäude, in dem es auf dem Balkon im zweiten Stock brannte, lag am Ende einer Sackgasse. „Dass es eng für uns wird, kommt häufig vor. Aber dass wir gar nicht durchkommen, zum Glück nur selten“, sagt Feuerwehrsprecher Frank Frenser.

Gegen 3.30 Uhr hatte die Hauseigentümerin den Notruf gewählt und berichtet, dass es auf dem Balkon brennen würde. Sie war wach geworden und hatte an einer gegenüberliegenden Hausfassade einen Feuerschein wahrgenommen. Laut Feuerwehr reagierte die Frau umsichtig: Denn sie weckte auch alle Nachbarn und sorgte so dafür, dass alle Mieter das Haus an der Hartsteinstraße verlassen konnten.

Die Feuerwehr steckte kurz darauf fest. Das Gebäude liegt am Ende einer schmalen Sackgasse, die von der Reuterstraße abgeht. Das Parken ist dort erlaubt, allerdings nicht an der engsten Stelle einer kleinen S-Kurve. Dort stand jedoch ein Wagen, wie Frenser berichtet. „Wie bei solchen Einsätzen üblich fuhr zuerst die Drehleiter zur Einsatzstelle, um sich optimal positionieren zu können. Doch sie kam nicht weiter und musste rückwärts herausrangieren.“ Auch der zweite Versuch mit einem kleineren Löschfahrzeug scheiterte, weshalb die Retter begannen, die Wasserleitung von der Engstelle bis zum rum Hundert Meter entfernten Brandherd zu legen. Dort schlugen bereits die Flammen heraus. „Auf dem Balkon stand zudem ein Gasgrill, dessen Gasflasche bereits heiß geworden war. Das hätte auch böse enden können“, sagt Frenser.

Schlauchlegen hätte zu lange gedauert

Die Einsatzleitung entschied, nicht erst darauf zu warten, bis die Wasserversorgung mit Schläuchen gelegt wurde, sondern mit einem Gartenschlauch, der im Hinterhof montiert war, das Feuer zu bekämpfen. Dabei hatten sie doppelt Glück: Denn zum einen gab es überhaupt einen Schlauch, zum anderen war der Wasserdruck hoch genug, um bis in den zweiten Stock spritzen und so verhindern zu können, dass sich der Brand auf die anderen Wohnungen ausbreitet. Später, als dann auch die richtigen Feuerwehrschläuche verlegt waren, gingen die Wehrleute durch die Wohnung auf den Balkon und löschten auch die letzten Flammen.

Muss nun jeder einen Gartenschlauch montieren, um im Brandfall reagieren zu können? Frenser relativiert: „Die Frage ist, auf was ich mich alles vorbereiten will. Wir sind da im Bereich der gerade viel diskutierten Krisenvorsorge, zu der auch genügend Lebensmittelvorräte gehören.“ Ein Gartenschlauch könne nicht schaden, genauso wie ein Feuerlöscher, der griffbereit in der Küche stehe. „Die Menschen können sich gerne selbst helfen, ohne sich in Gefahr zu bringen.“ Wichtig sei jedoch, so wie es die Anwohnerin getan hat, zuerst die Feuerwehr zu rufen.

Fest stehe: Auch ohne Gartenschlauch hätte man das Feuer löschen können, so Frenser. Ein Löschzug, der bei einem solchen Brand ausrückt, hat rund 500 Meter B-Schläuche sowie weitere, schmalere C-Schläuche an Bord. Noch mehr wird es, wenn weitere Einheiten anrücken. „Aber die Leitung zu legen, dauert eine gewisse Zeit. Für uns war der Gartenschlauch die schnellste und adäquateste Lösung.“ Besonders machte die Situation zudem, dass man von keiner anderen Stelle aus den Brand erreichen konnte. „Sonst haben wir oftmals die Möglichkeit, über eine andere Straße anzurücken“, sagt Frenser. Dass man vollkommen durch Falschparker blockierte werde, komme nur selten vor. Eng und damit fordernd für die Feuerwehrleute am Steuer werde es häufiger, gerade in den schmalen Straßen der Altstadt oder in Muffendorf. Deshalb gibt es regelmäßig Ausbildungs- und Kontrollfahrten. An letzteren nimmt auch immer wieder das Ordnungsamt teil, um Falschparker auf die gefährliche Situation aufmerksam zu machen.

Das kostet das Falschparken

Laut Stadt hängen die Bußgelder, die in einer solche Situation verhängt werden, vom Einzelfall ab und kosten bis zu 100 Euro und werden mit einem Punkt in Flensburg geahndet. „Liegt eine konkrete Behinderung vor, wird das Fahrzeug kostenpflichtig abgeschleppt, und es entstehen Verwaltungsgebühren in Höhe von etwa 75 Euro sowie Abschleppkosten von etwa 60 bis 80 Euro“, sagt Markus Schmitz vom Presseamt. Bei weiteren Gefährdungen kann es auch ein juristisches Nachspiel geben.

(ga)
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