Globale Entwicklung aus Bonn Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis

BONN · Im Tulpenfeld werden Brücken zwischen Theorie und Praxis gebaut: "Das ist unser Leitsatz", erklärt Dirk Messner. Der Leiter des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) schildert die Arbeit seines Instituts an der Schnittstelle von Forschung, Beratung und Lehre.

 Dirk Messner ist der Leiter des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik im Bonner Tulpenfeld.

Dirk Messner ist der Leiter des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik im Bonner Tulpenfeld.

Foto: Kubik

Was sind die Hauptaufgaben des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik?

"Exzellente Forschung ist unsere Kernidentität und bildet die Grundlage unserer Arbeit - darauf baut unsere Politikberatung und Ausbildung auf", so Institutschef Messner. Das Institut bietet zwei Ausbildungsprogramme an: Seit 1965 bildet man im Rahmen des Postgraduierten-Programms Hochschulabsolventen für anspruchsvolle Aufgaben in der internationalen Zusammenarbeit aus. Mehr als 1000 Akademiker haben das Programm schon durchlaufen. Seit 2007 organisiert das DIE eine "Global Governance School" für künftige Führungskräfte aus Schwellenländern. Zudem organisieren die Wissenschaftler Fortbildungen für Führungskräfte, Workshops und Seminare.

Im Eigenverlag publiziert das Institut vier Reihen, die auf der Webseite kostenlos bereitgestellt werden, darunter die wöchentlich erscheinende "Aktuelle Kolumne", die sich vor allem an politische Entscheidungsträger und Meinungsführer, aber auch an eine breitere Öffentlichkeit wendet. Darüber hinaus veröffentlicht das Institut seine Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften, veranstaltet pro Jahr über 50 nationale und internationale Konferenzen, Workshops und öffentliche Veranstaltungen wie "Diplomaten im Dialog" oder "Bonner Impulse".

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Geforscht wird mit Partnern auf der ganzen Welt - zu zentralen Problemen wie Klimawandel, Hungerbekämpfung oder der Weiterentwicklung der Weltwirtschaftsordnung. Das Institut belässt es nicht nur bei der Forschung, sondern entwirft auch Handlungsperspektiven und Lösungsvorschläge für die nationalen und internationalen Akteure. "Wir sind ein zentraler Kooperations- und Forschungspartner für Entwicklungs- und Schwellenländer, um Lösungen für globale Ziele zu erarbeiten", sagt Dirk Messner. "Von der Bundesregierung und öffentlichen Institutionen in Deutschland über die EU-Kommission bis hin zu Regierungen in Entwicklungs- und Schwellenländern."

Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit im Moment?

Das Jahr 2015 ist entscheidend für die künftige globale Entwicklung: "Drei große Konferenzen der Vereinten Nationen befassen sich mit der Frage der weiteren Entwicklungsfinanzierung, mit der Bilanz der Milleniumsentwicklungsziele und der Ausgestaltung neuer universeller Ziele für nachhaltige Entwicklung sowie mit einem neuen UN-Klimaabkommen", erläutert der Institutsleiter. "Und wir sind in allen genannten Bereichen involviert."

Im Rahmen eines groß angelegten Dialog- und Forschungsprojekts, dem "Klimalog", rückt das DIE derzeit vor allem die Klimapolitik und die anstehenden Klimaverhandlungen im Dezember in Paris in den Fokus. Weitere Schwerpunkte der derzeitigen Arbeit sind die Entwicklung und Stabilität in Nahost und Nordafrika, das Thema Ernährungssicherheit und Landwirtschaft sowie die Auswirkungen bi- und multilateraler Handelsabkommen. "Auch mit dem international nicht unumstrittenen Handelsabkommen TTIP oder dem weniger öffentlich diskutierten transpazifischen Handelsabkommen TTP befassen wir uns."

Wer finanziert die Arbeit?

DIE-Gesellschafter sind zu 75 Prozent der Bund und zu 25 Prozent das Land NRW. Ein großer Teil der Finanzierung kommt vom Bundesentwicklungsministerium. Darüber hinaus wirbt man Drittmittel ein, zum Beispiel von der EU oder von Stiftungen.

Warum ist das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik in Bonn?

Gegründet wurde es 1964 in Berlin - im letzten Jahr feierte man im Rahmen eines Festakts und einer internationalen Konferenz sein 50-jähriges Jubiläum. Aufgrund des Bonn-Berlin-Ausgleiches zog das Institut im Jahr 2000 an den Rhein. Die Forscherinnen und Forscher arbeiten global vernetzt und profitieren in der Bundesstadt von den vielen etablierten Partnerschaften zu hier ansässigen internationalen Organisationen; etwa zum UN-Klimasekretariat oder auch zur Universität.

Steckbrief

Adresse: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) gGmbH, Tulpenfeld 6, 53113 Bonn

Seit wann in Bonn: 1. Oktober 2000

Mitarbeiter: Rund 120, davon ungefähr zwei Drittel im wissenschaftlichen Bereich.

  • Leitung: Professor Dr. Dirk Messner (Direktor), Dr. Imme Scholz (stellvertretende Direktorin)
  • Stabsstelle Kommunikation: Matthias Ruchser
  • Berufsgruppen und Qualifikationen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdisziplinen wie Politikwissenschaft, Ökonomie, Geographie, Agrarwissenschaften; Wissenschaftskommunikatoren sowie Kaufleute für Bürokommunikation und IT

Jahresbudget: 9.664.900 Euro (2014), finanziert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Nordrhein-Westfalen sowie durch Drittmittel.

Kontakt: Tel.: 02 28/9 49 27-0; Mail: die@die-gdi.de

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