30-Jähriger in Bonn vor Gericht Brutaler Entführer lauerte am Schnellimbiss

Bonn · Ein 30-jähriger Mann steht wegen Entführung und Misshandlung in Bonn vor Gericht. Mit Gewalt soll er einen jungen Mann um Geld erpresst haben.

 Paragrafen-Symbole an Türgriffen am Eingang zum Landgericht in Bonn.

Paragrafen-Symbole an Türgriffen am Eingang zum Landgericht in Bonn.

Foto: Oliver Berg

Diesem Angeklagten scheint alles egal. Den Weg zur Anklagebank oder auch die Abnahme der Handschellen erledigt er lässig und lächelnd; dann gibt es kurzes Hallo in den Zuschauerraum und einen herzlichen Handschlag mit seinem Verteidiger, der ihn schon seit vielen Jahren durch die prozessualen Untiefen begleitet: Seit seinem 14. Lebensjahr lebt der heute 30-Jährige in der Kriminalität.

Auch als Kind, in Bonn geboren, war er schwierig, verweigerte die Schule, wurde mehrere Monate noch mal in die alte Heimat der Eltern geschickt: Aber nach Rückkehr aus der Türkei war der Jugendliche kaum noch einzufangen: Um sich "Respekt zu verschaffen", hat er sich ein drohendes Gehabe angeeignet und damit Gleichaltrige abgezockt. Auf Schulhöfen, in Straßenbahnen. Der Anfang seiner kriminellen Karriere.

Die Drohgebärde des Mannes, mit der er erfolgreich andere in Angst versetzt hat, scheint sich durch seinen Lebenslauf mit zehn Eintragungen im Strafregister zu ziehen. Seit Montag muss sich der 30-Jährige erneut vor dem Bonner Landgericht verantworten: Diesmal wirft ihm der Bonner Staatsanwalt erpresserischen Menschenraub, besonders schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung sowie Freiheitsberaubung vor.

Tatort ist diesmal der Parkplatz eines Hamburger-Imbisses am Verteilerkreis, wo er im Sommer 2018 einen 25-Jährigen entführt und stundenlang misshandelt haben soll. Laut Anklage habe er das Opfer gezwungen, in einen dunklen Kombi einzusteigen, von ihm 2000 Euro gefordert und ihm mit dem Tod gedroht, falls er nicht zahle.

Während der Irrfahrt – wobei ein unbekannter Chauffeur das Auto steuerte – soll der Angeklagte den Jüngeren solange mit Fäusten traktiert, an den Haaren gezogen, mit dem Griffstück eines Schraubendrehers auf den Kopf geschlagen haben, bis dieser sich bereit erklärte, aus seiner Wohnung das Geld zu holen. Nach der Übergabe hieß es gönnerisch: "Jetzt bist Du frei!" Eine kurze Atempause nur, denn am 10. September soll er sich erneut beim 25-Jährigen gemeldet und weitere 2000 Euro gefordert haben.

Eine Woche später terrorisierte er ihn laut Anklage mit 21 Anrufen und drohte, zu Besuch zu kommen. Aus Angst verständigte das Opfer die Polizei. Neben zahllosen Einbrüchen in Arztpraxen, Schulen und sogar dem Rathaus in Alfter hat der 30-Jährige vor allem mit einem Messerangriff vor dem Hotel Savoy an der Berliner Freiheit Schlagzeilen gemacht: Im Jahr 2010 wollte er den Verlobten seiner Schwester, der ihm nicht passte, zur Rede stellen.

Den Handschlag des Freundes beantwortete er mit einem Faustschlag ins Gesicht und einem Messerstich in die Brust. Das Bonner Schwurgericht hat ihn 2011 wegen gefährlicher Körperverletzung zu fast fünf Jahren Haft verurteilt. Aber auch die alten Urteile interessierten den Angeklagten wenig. Er zog es vor, mit seinem Verteidiger zu plaudern.

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