Widerstand in Bonn Bürgerinitiative lehnt Verbrennungsanlage ab

Bonn · Die Gegner einer Ansiedlung einer Verbrennungsanlage auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage befürchten mehr Schadstoffe mitten in der Stadt Bonn.

Widerstand gegen den Bau einer Klärschlammverbrennungsanlage am Dickobskreuz regt sich in Form der Bürgerinitiative „Kein Klärschlamm in der Umweltzone“. Engagiert ist dort auch Katharina Schäfer, die ein Gewerbeobjekt direkt gegenüber der Müllverbrennungsanlage (MVA) besitzt. „Eine solche zusätzliche Anlage ist an diesem Ort mitten in der Stadt nicht erforderlich“, findet Schäfer. Zumal es Alternativen gebe.

Die Stadt hat neben der MVA als Standort (Investition: rund 40 Millionen Euro, städtische Beteiligung 22 Prozent) einen Neubau am Salierweg (Investition: rund 35 Millionen Euro durch die Stadt) und die Errichtung einer Gemeinschaftsanlage in Kooperation mit anderen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis (Investition: 100 Millionen, städtische Beteiligung 11,4 Prozent) geprüft, auf letztere Variante hat die Stadt noch eine Einstiegsoption. Bis 2029 muss ein moderner Ersatz für die alte Anlage am Salierweg her, weil der Bundestag die Klärschlammverordnung geändert hat und künftig die Rückgewinnung von Phosphor aus der Schlacke vorschreibt. Ab diesem Zeitpunkt darf der Klärschlamm nicht mehr mit anderen Abfällen gemischt und verbrannt werden.

Versprechen aus der Vergangenheit

Schäfer und ihre Mitstreiter halten jede zusätzliche Belastung mit Schadstoffen innerhalb der Stadt mit Blick auf die immer noch zu hohen Stickoxidwerte in der Luft für zu viel. „Die MVA liegt mitten in der Umweltzone“, betont Schäfer. Allerdings plant der MVA-Chef nach eigenem Bekunden, Lkw mit Elektromotoren einzusetzen.

Schäfer erinnert sich noch an die Versprechen aus der Vergangenheit: „Beim Bau der MVA wurde uns damals zugesichert, dass dort nur der Bonner Müll verbrannt wird.“ Inzwischen kämen zwei Drittel des Mülls aus dem Umland. Zum Wohle der Allgemeinheit dürfe die Klärschlammentsorgung mit einem weiteren Verbrennungsofen nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, findet sie.

8000 Tonnen kämen aus Bonn

Nach Auskunft des MVA-Geschäftsführers Manfred Becker würde die angedachte Anlage bis zu 35 000 Tonnen Klärschlamm jährlich verbrennen können, 8000 Tonnen kämen aus Bonn. Die bisher bei ihm eingegangenen Interessenbekundungen aus umliegenden Kreisen würden, so Becker, den geplanten Klärschlammofen bereits mehr als auslasten. Für Katharina Schäfer sprechen nicht nur die bisher genannten Punkte gegen eine Ansiedlung. „Sie widerspricht auch den Zielen der Stadt, die Umgebung städtebaulich aufzuwerten.“

Die Bürgerinitiative „Kein Klärschlamm in der Umweltzone“ lädt zu einer Infoveranstaltung am Donnerstag, 20. September, ins Gemeindezentrum der Trinitatiskirche, Brahmsstraße 14, ein. Sie rechnet unter anderem mit 15 000 zusätzlichen Fahrten zur MVA. Beginn ist um 18 Uhr.

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