Globaler Konvent in Bonn Bürgermeister aus aller Welt verabschieden Resolution zum Klimaschutz

Bonn · 300 Verwaltungschefs aus 60 Ländern wollen mit der Bonn-Fidschi-Resolution gegen den Ausstoß von Treibhausgasen kämpfen. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hofft beim Klimaschutz auf "Sprunginnovationen".

Die mögliche Zukunft liegt den Teilnehmern der Weltklimakonferenz auf dem Stand Großbritanniens in der Bonn-Zone wortwörtlich zu Füßen. Auf einem intelligenten Fußboden können Menschen mit kräftigem Tritt bei jedem Schritt bis zu fünf Watt Strom erzeugen und damit eine Lampe zum Leuchten bringen. Jeder Luftsprung sorgt für einen Hauch sauberer Energie. Auf dem Flughafen Heathrow in London ist das System bereits testweise installiert und könnte in Ballungszentren nennenswert zur Energieerzeugung beitragen.

Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, ist das Potenzial zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz besonders groß. Mehr als 300 Bürgermeister und Verwaltungschefs von Städten und Regionen aus aller Welt haben deshalb am Sonntag in Bonn beschlossen, ihren eigenen Beitrag zur Abwendung einer weltweiten Klimakrise zu verstärken und zu beschleunigen. Erstmals als integraler Teil der Klimakonferenz verabschiedeten sie dazu auf dem Globalen Konvent der Bürgermeister die Bonn-Fidschi-Resolution.

Dieses Engagement hat keineswegs nur Symbolkraft. „Das Bündnis aus 7400 Städten in 121 Staaten vertritt rund 680 Millionen Menschen in allen Erdteilen. Bis 2020 können wir gemeinsam mehr Treibhausgase einsparen, als Deutschland emittiert“, betont Maros Sefcovic, Präsident des Konvents und Vizepräsident der Europäischen Kommission. Bis 2050 liege das Potenzial gar bei 4,6 Gigatonnen CO2 im Jahr. Das entspricht dem heutigen CO2-Ausstoß der USA in sechs Jahren.

Verkehr in Quito soll klimaneutral werden

Wie Christiana Figueres, ehemalige Exekutivsekretärin des UN-Klimasekretariats und Vizepräsidentin des Konvents, lobte, haben die Kommunal-Chefs sich in Bonn nun erstmals auf ein weltweit standardisiertes Messverfahren zum Treibhausgasausstoß geeinigt. Damit soll neben den staatlichen Messungen erstmals ein paralleles Datenwerk auf Mikroebene entstehen und damit Anstrengungen im Klimaschutz oder Fehlentwicklungen minutiös sichtbar machen. Auch die Stadt Bonn beteiligt sich an dem Projekt. Hier ist seit 2010 auch das Sekretariat des Bürgermeister-Konvents angesiedelt.

Das neue Zahlenwerk soll vor allem Investoren zum Engagement für neue Technologien und Anpassungsprogramme motivieren. Wenn Fortschritte unzweifelhaft erkennbar würden, werde das Geldgeber überzeugen, glaubt jedenfalls Mauricio Rodas. Der Bürgermeister der ecuadorianischen Hauptstadt Quito setzt dazu auf kurzfristige, sichtbare Erfolge. 56 Prozent der Emissionen in seiner Stadt stammen aus dem Verkehr.

Dem Stadtchef schwebt deshalb ein radikaler Umbau vor. Bis 2020 sollen in der Altstadt ausschließlich Elektrobusse fahren. Ein Verbundsystem aus Seilbahnen, breite Fußgängerwege und eine unterirdische Metro sind im Bau. Mit dem Erfolg der ersten Stufe will Rodas dann den öffentlichen Verkehr in der übrigen Großregion Quito klimaneutral organisieren. Weitere Städte in Südamerika und weltweit werden das Modell kopieren, hofft er.

Pinkwart lobt Bonn

Auch Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan beeilt sich als Vizepräsident des Städtenetzwerkes für Nachhaltigkeit (ICLEI), Bonns Pilotprojekte hervorzuheben. Er erwähnt etwa die Pilotversuche mit intelligenten Straßenlaternen und Wertstoffcontainern (der GA berichtete). Auch sei in der vergangenen Woche das Bonner Solarkataster online gegangen. Dort kann jeder Eigentümer überprüfen, ob sich sein Grundstück zum Aufstellen einer Solaranlage eignet. Besonders wichtig sei die Erziehung zu klimaneutralem Verhalten, die in Bonns dritten Klassen mit dem Klimaführerschein systematisch umgesetzt werde. Ob dieser Beitrag ausreicht, um Bonns Beitrag zu einer CO2-neutralen Welt zu leisten, werden in den kommenden Jahren die Messdaten zeigen.

Als Standort der diesjährigen Klimakonferenz präsentiere sich die Stadt jedenfalls „ganz hervorragend“, lobt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Auch er sieht es mit langsamen Anpassungen der Wirtschaft nicht getan. „Sprunginnovationen“ seien vonnöten. Auf die Braunkohleverstromung will Pinkwart das allerdings nicht anwenden. Schließlich habe sich die rot-grüne Vorgängerregierung auf den Ausstieg 2045/50 geeinigt. Christiana Figueres ist ungeduldiger.

Sie sagt: „Wenn bis 2020 nicht eindeutig der Pad zur Verringerung der Treibhausgase beschritten wird, wird die Anpassung an den fortschreitenden Klimawandel niemals ausreichen.“ Von schönen Fotos und guten Gesprächen werde die Atmosphäre nicht geheilt.

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