Beethoven als Weltkulturerbe? Bürgerverein hat einen Unesco-Antrag auf den Weg gebracht

BONN · Ludwig van Beethoven ist auf dem Globus das wohl bekannteste Symbol der Kulturnation Deutschland. Ihn kennt jedes Kind. Der Verein Bürger für Beethoven muss es wissen: Monatelang haben die Mitglieder über Beethoven, seine Werke und sein Leben recherchiert.

Die Beethoven-Skulptur vor der Beethovenhalle (mit blauer Farbe verunziert): Diesen Charakterkopf erkennt man auf der ganzen Welt.

Die Beethoven-Skulptur vor der Beethovenhalle (mit blauer Farbe verunziert): Diesen Charakterkopf erkennt man auf der ganzen Welt.

Foto: Kohls

Ihre Erkenntnisse haben sie in einem 15-seitigen Antrag an die Unesco zusammengefasst. Beethoven soll als "lebendiges kulturelles Allgemeingut" auf die Liste des "immateriellen Weltkulturerbes" kommen.

Kurz vor Fristablauf am Samstag hat Vorsitzender Stephan Eisel den Antrag bei der NRW-Landesregierung eingereicht. Diese leitet ihn weiter an die Kultusministerkonferenz (KMK). Dort berät eine Jury über sämtliche Anträge aus der Bundesrepublik, von denen die Bundesregierung letztlich zwei an die Unesco schicken darf. Eisel und seine Mitstreiter hoffen sehr, dass Beethoven beim Bund das Rennen macht, denn dann ist es nur noch eine reine Formsache, dass die Unesco den Komponisten auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes setzt.

"Wir hoffen natürlich, dass es dazu noch vor Beethovens 250. Geburtstag im Jahr 2020 kommt", sagte Eisel gestern bei der Präsentation des Antrags, an dem maßgeblich die Vorstandsmitglieder Michael Krause, Eva Schmelmer, Dorika Seib sowie Beethovenhaus-Direktor Malte C. Boecker mitgewirkt haben. Hilfreich sei, dass Beethoven und das Jubiläum als wichtige nationale Aufgabe auch im Koalitionsvertrag von CDU und SPD in Berlin festgeschrieben ist, sagte Eisel.

Der Verein musste sorgfältig abwägen, welche Informationen in den Antrag einfließen sollten. "Die Anzahl der Wörter ist genau festgelegt", erklärte Eisel. In einem Empfehlungsschreiben macht sich auch Ministerpräsident a.D. Bernhard Vogel (CDU) für den Bonner Antrag stark. "Alle Menschen werden Brüder": Diese Zeile aus seiner "Ode an die Freude" bewege die Menschen rund um den Erdball, schreibt Vogel.

Eine Komposition, die nicht nur Europahymne, sondern auch längst ein "Volkslied" sei, meinte Eisel. Vorstandsmitglied Krause hat sogar herausgefunden, dass Beethoven an jedem Tag irgendwo auf der Welt gespielt werde. Weitere Zahlen nannten Schmelmer und Seib: Kein anderer Komponist sei so oft Gegenstand der bildenden Kunst gewesen, von ihm gebe es mehr als 5000 bildliche Darstellungen.

Von den zu Beethovens Lebzeiten entstandenen Porträts sind etwa 30 erhalten, deren Authentizität eindeutig ist. Sie sind im Beethovenhaus an der Bonngasse zu bewundern. In Deutschland werde zudem kein anderer Personenname aus der Musik häufiger für die Namensgebung von Straßen, Plätzen, Schulen und anderen Einrichtungen verwandt. Sein Konterfei schmückt Briefmarken aus 60 Ländern.

Dazu habe das generationsübergreifende Engagement für Beethoven eine beeindruckende Nachhaltigkeit und Breite erreicht. "All das zeigt doch", sagte Eisel, "wie sehr Beethoven für die Deutschen immaterielles Kulturerbe geworden ist". In dem Zusammenhang kündigte Eisel an, die Projektentwicklungsgesellschaft für das geplante Beethoven-Festspielhaus werde in Kürze an den Start gehen. Wann genau, das wollte er indes noch nicht verraten.

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