Wichtige Hilfe für Eltern Bundesfamilienministerin besucht Bonner Netzwerk "Frühe Hilfen"

Dransdorf · Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat am Montag das Bonner Netzwerk „Frühe Hilfen“ besucht. Für viele Eltern ist es eine wichtige Stütze

Wichtige Hilfe für Eltern: Bundesfamilienministerin besucht Bonner Netzwerk "Frühe Hilfen"
Foto: Jakub Drogowski

Zur Zeit ist Bundesfamilienministerin Lisa Paus auf Tour, um für den Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ zu werden. Im Zuge dessen besuchte die Grünen-Politikerin am Montag das Bonner Netzwerk „Frühe Hilfen“ und bekam einen Einblick, welcher Beitrag vor Ort geleistet wird, die Entwicklungschancen von Kindern von Anfang an zu fördern. Mit NRW-Familienministerin Josefine Paul und Oberbürgermeisterin Katja Dörner wurde exemplarisch der Eltern-Kind-Treff „Neu im Leben“ des Kinderschutzbundes in Dransdrof in Augenschein genommen.

Einen ganzen Tross von Medienvertretern und Mitarbeitern zog die Bundesministerin hinter sich her, als es in die freundlich eingerichteten Räume in der Lenaustraße zum Pressetermin ging. Erwartet wurde sie von Annabelle Lorenz und ihren Mitarbeiterinnen sowie mehreren jungen Müttern samt Kindern. Die kleinen Räumlichkeiten, die in der Regel für zwölf Kleinkinder und ihre Eltern ausgelegt sind, erreichten schnell ihre Kapazitätsgrenzen, als sich die drei Politikerinnen fotogerecht auf den Spielteppich setzten.

Kurzer Plausch mit Eltern

Die etwa neun Monate alte Seyma Keskin und ihre kleinen Spielegefährten störten sich nicht weiter am Tumult, der um sie herum herrschte. Zunächst ein wenig zaghaft, aber doch entschlossen wurden hingegen die mitgebrachten Geschenke der Ministerin inspiziert. Seymas Mutter Elif Keskin erzählte Paus derweil von den Erleichterungen und Angeboten, die der Eltern-Kind-Treff für junge Familien vor Ort bereitstellt. Die 23-Jährige war bereits selbst als Kind mit ihrer Mutter häufig zu Gast dort. „Als junge Mutter ist es eine schöne Erleichterung, zu wissen, dass man hier Tipps und Unterstützung bekommen kann“, erzählte Keskin, bevor die Ministerin rasch zum nächsten Termin aufbrechen musste.

„Wir haben mehrere Familien, die uns bereits generationsübergreifend besuchen“, betonte Annabelle Lorenz. Die pädagogische Fachkraft arbeitet bereits seit zehn Jahren in der Dransdorfer „Neu im Leben“-Gruppe. Das niederschwellige und kostenlose Präventionsangebot in Dransdorf ist für Schwangere oder Eltern mit Kleinkindern bis zu drei Jahre ausgelegt. In den offenen Treffs können sich Eltern untereinander austauschen und verschiedene Informationen zu Erziehungsfragen erhalten. Ein weiteres Angebot vor Ort ist die Hebammen-Sprechstunde der „pro familia“-Beratungsstelle Bonn, wo man ebenfalls kostenfrei Einzelberatungen und Untersuchungen erhalten kann. Die zentrale Steuerung aller acht Bonner „NiL“-Treffs erfolgt dabei über die Koordinierungsstelle „Frühe Hilfen Bonn – Netzwerk für Vater, Mutter, Kind“.

2010 gegründet, umfasst das Netzwerk heute 57 Einrichtungen und Träger aus den Bereichen Gesundheitshilfe, Jugendhilfe, Familienbildung und weiteren. Die Koordination des Neztwerks übernehmen der Bonner Caritasverband sowie der Familienkreis e.V. im Auftrag der Stadt Bonn. Durchschnittlich verzeichnet die Koordinierungsstelle über 400 Anfragen jährlich. Die von unterschiedlichen Trägern unterstützten Bonner Eltern-Kind-Teffs werden zur Zeit von bis zu 190 Familien aus 36 Ländern mit etwa 200 Kindern besucht. Träger des bereits seit 22 Jahren bestehenden Dransdorfer Treffs ist der Kinderschutzbund Bonn (DKSB), eines der Gründungsmitglieder des Netzwerkes. Den Kern des Angebotes bilden die an jeweils zwei Vormittagen pro Woche mit maximal zwölf Kindern abgehaltenen Gruppentreffen, die von zwei Fachkräften geleitet werden.

90 Prozent Migrationshintergrund

Laut DKSB haben – Stand 2021 – 90 Prozent der teilnehmenden Familien einen Migrationshintergrund. „Hier in Dransdorf sind wir komplett gemischt. Wir haben Menschen aus verschiedenen Ländern Afrikas, aus Afghanistan oder Vietnam. Wir haben aber auch Familien aus Deutschland, Russland oder Polen hier“, erklärte Lorenz. „Gerade in diesen komplizierten Zeiten suchen junge Familien Hilfe.“ Auch während der Pandemie kümmerten sich Lorenz und ihre Kolleginnen gewissenhaft via Videoplattformen und Telefon um ihre Schützlinge. Viele der Mitarbeitenden in den Einrichtungen der 57 Netzwerk-Partner „erleben deutlich in der praktischen Arbeit die Folgen der Pandemie und auch der aktuellen Energiekrise“, so Ulla Baumgärtner, Leiterin des Dransdorfer Treffs.

„Die Ängste und Nöte der Familien sind größer geworden, die Problemlagen komplexer“, so Baumgärtner weiter. „Für uns ist es wichtig, ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen“, betonte Annabelle Lorenz. „dann trauen sich Eltern viel eher, auf uns bei Problemfragen zuzukommen.“ Die Präventionsstrategie zur Bekämpfung von Kinderarmut für die sich Lisa Paus einsetzt, soll dazu führen, dass der Bundesfonds „Frühe Hilfen“ dauerhaft erhöht wird, Anlaufstellen ausgebaut werden und ausreichende Personalkapazität vorhanden ist. Über ein wenig Unterstützung würden sich auch Lorenz und ihre Kolleginnen freuen. Auch wenn ihnen die Freude an ihrer Tätigkeit deutlich anzusehen ist. „Manchmal ist es harte Arbeit. Aber es ist so leicht, bei den Kindern für strahlende Augen zu sorgen. Das allein ist schon wunderbar“, erzählte sie.

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