Serie: Skulpturen in Bonn Was es mit dem Quadrat vor der Bundeskunsthalle auf sich hat

Bonn · Zum Start des Bonner Skulpturen-Rundgangs besuchen wir Tom Fechts „Kaltes Quadrat“ vor der Bundeskunsthalle. Was es damit auf sich hat und an wen es erinnern soll.

 Tom Fecht: „Kaltes Quadrat“

Tom Fecht: „Kaltes Quadrat“

Foto: Thomas Kliemann

Millionen Besucher sind schon daran vorbeigelaufen, mancher hat das Kunstwerk sogar betreten, das im Eingangshof der Bundeskunsthalle an Menschen erinnert, die an Aids gestorben sind: Ein Quadrat aus Pflastersteinen aus Basalt und Granit erinnert an die Opfer, einige Namen sind eingraviert, etwa Robert Mapplethorpe, Liberace, Freddie Mercury, Keith Haring, aber auch ein Dietmar und ein Bruno. Schriften in verschiedenen Sprachen unterstreichen den internationalen Charakter dieser Aktion, die ausdrücklich nicht nur an prominente Aids-Tote, sondern auch an die vielen anonymen Opfer des HIV-Virus erinnert.

Mit Fechts „Kaltem Quadrat“ starten wir eine kleine Serie mit Kunst im in öffentlichen Raum in Bonn und wollen damit zu einem Spaziergang durch die durchaus spannende Skulpturenlandschaft in der City und darum herum einladen.

Anlässlich der documenta XI (1992) startete Tom Fecht (Jahrgang 1952) sein Projekt „Memoire Nomade“ („Namen und Steine“). Fecht begreift seine ausdrücklich unmonumentale, etwa im Vergleich mit dem „Walk of Fame“ in Hollywood extrem unglamouröse, schlichte Gesamtinstallation als ein "nomadisierendes Gedächtnis", als "mobiles Denkmal, das bis zur Jahrtausendwende ein Nomadenleben führt". In ihr geht es um Zeit und um "den frühen Tod, beschleunigt durch eine tödliche Progression".

Ort der Erinnerung

Ein Jahr nach der Eröffnung der Bundeskunsthalle 1992 wurde die Bonner Arbeit in dem geradezu klösterlichen Hof in der Bundeskunsthalle vor einer Efeuwand installiert, ein Ort des Gedenkens und der Erinnerung. Das „Kalte Quadrat“ ist Teil eines Memorial-Netzwerks aus 40 festen und temporären Installationen. Zuvor hatte Fecht für die deutsche Aids-Stiftung das Projekt „Denkraum“ entwickelt. Installationen entstanden etwa in Köln, Hamburg, Berlin, Riga und St. Tropez. Im Jahr 2000 ließ er das Projekt auslaufen. Aktuell arbeitet Fecht in erster Linie als Fotograf. Zuletzt war er mit Fotografien vom Rand der Zivilisation und Bildern aus der Dunkelheit zu sehen.

Fecht hat in Berlin und New York Kybernetik und Kunstgeschichte studiert. Er veranstaltete Happenings, Fluxus-Aktionen und Landart-Projekte. Fecht hat 1972 die „Elefanten Press Galerie“ und 1978 den gleichnamigen Verlag in Berlin gegründet. Er hatte Lehraufträge in Berlin, Hamburg und London.

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