Joachim Gauck Bundespräsident hebt Bedeutung des sozialen Engagements der Bürger hervor

BONN · Der Start in den zweiten Bonn-Tag hätte für Joachim Gauck kaum angenehmer sein können. Der Morgen ist erfrischend kühl, auf langen Tischen im Haus Müllestumpe im Bonner Norden wartet ein Frühstück mit duftenden Croissants, belegten Brötchen, Ananasscheiben und Weintrauben – vorbereitet von den Mitarbeitern des Hotels an der Rheindorfer Burg, zu denen auch neun junge Menschen mit Behinderungen gehören.

Gegen 9.30 Uhr begrüßt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch den Bundespräsidenten am Eingang des 14.000 Quadratmeter großen Geländes des Integrationsbetriebes. Auf einem iPad zeigt er Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt schnell einen Schnappschuss vom Rathaus-Empfang am Montag, dann nehmen die Gäste zusammen mit rund 20 Müllestumpe-Mitstreitern an den Tischen Platz.

"Moin, moin", begrüßt Gauck einen Tischgenossen. Direkt neben ihm sitzt Patrick Dohmen (22), den Oberbürgermeister Nimptsch noch aus seiner Zeit als Leiter der Gesamtschule Beuel kennt. Patrick schenkt dem Bundespräsidenten Kaffee ein.

"Wir freuen uns riesig, dass Sie hier sind", sagt Volker Hoffmann, Vorsitzender des Vereins Haus am Müllestumpe, der in der früheren Förderschule seit einigen Jahren nicht nur ein Hotel mit Gastronomie betreibt, sondern auch betreutes Wohnen in zwölf Apartments und Werkstätten für kreative Projekte anbietet. "Ihr Besuch ist eine tolle Würdigung des Gedankens, das gemeinsame Leben von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern", so Hoffmann.

[kein Linktext vorhanden]Spontan hält Gauck eine kurze Rede, obwohl seine Tagesplaner das nicht vorgesehen haben. "Das Fluidum, das Miteinander hier begeistern mich", lobt der Präsident. Wunderbar sei die Anlage – ebenso wie das Essen auf den Tischen. "Ich hoffe, dass ich das bezahlt habe", flachst Gauck, und alle lachen. Er spricht von Netzwerken engagierter Menschen, die in Deutschland oft zu wenig wahrgenommen würden. Projekte wie das Haus Müllestumpe hätten eine große Ausstrahlung: „Es ist wichtig zu sehen, dass man mit dem eigenen Engagement nicht allein steht.“

Nach dem Frühstück nimmt sich Gauck noch Zeit für einen Rundgang auf dem Gelände. Sein Besuch fand übrigens auf Initiative der Aktion Mensch statt, die den Verein bereits mit einer Million Euro unterstützt hat.

Auf den Bundespräsidenten warten an diesem Tag noch weitere Stationen, darunter im Bundeskanzler Adenauer-Haus in Rhöndorf und im Haus der Geschichte in Bonn.