Bonner Bundestagskandidat Christoph Jansen (CDU) im Porträt Über Tinder in den Bundestag

Bonn · Der Bonner CDU-Bundestagskandidat Christoph Jansen wirbt auf dem Datingportal Tinder um Stimmen. Der Schreibtisch in der Konrad-Adenauer-Stiftung ist verwaist, weil er unbezahlten Wahlkampf-Urlaub genommen hat.

 Der Bonner CDU-Bundestagskandidat Christoph Jansen leitet die Kommunalakademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Für den Wahlkampf hat er zwei Monate unbezahlten Urlaub genommen.

Der Bonner CDU-Bundestagskandidat Christoph Jansen leitet die Kommunalakademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Für den Wahlkampf hat er zwei Monate unbezahlten Urlaub genommen.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist ein bunter Kreis von Menschen, der sich im Ludwig-Erhard-Saal versammelt hat. „Bonner Republik für Biker“ heißt das viertägige Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Idee: Motorradfahren und politische Bildung. Und so sind an diesem Morgen 20 Biker von ihrem Quartier im Siebengebirge nach Sankt Augustin gekommen. Auch dabei ist Christoph Jansen. Der Leiter der Kommunalakademie der Stiftung und Bonner CDU-Kandidat ist zwar Marathonläufer und kein Biker, aber in der Runde der Motorradfahrer fühlt er sich wohl.

Über die politische Lage in Bonn soll er berichten. Jansen hat ein kleines Buch dabei, in dem er sich ein paar Stichworte für seinen Vortrag notiert hat. Ansonsten spricht er frei. Zum Beispiel über den Strukturwandel in der Stadt mit vielen neuen Arbeitsplätzen im Gesundheitssektor, in internationalen Organisationen und im IT-Bereich. Kämpfen müssten die Bonner weiterhin um ihre Ministeriumsstandorte, sagt er. Das sei ein Arbeitsfeld, um das er sich als Abgeordneter in Berlin besonders kümmern werde – wenn er gewählt werde.

„Große Lust“ auf den Bundestag

Sollte das geschehen, müsste er seinen Job in der politischen Bildung aufgeben. Zwei tolle berufliche Perspektiven habe er, sagt Jansen später im Gespräch mit dem GA. „Wenn es in der Konrad-Adenauer-Stiftung weitergeht, würde ich mich freuen, dort meine Arbeit fortzuführen, andererseits bin ich hochmotiviert und habe große Lust auf den Bundestag.“ Schon seit einigen Wochen ist sein Schreibtisch in Sankt Augustin verwaist. Um sich auf den Wahlkampf zu konzentrieren, hat er zwei Monate unbezahlten Urlaub genommen. Nur für das Biker-Seminar ist er noch einmal zurückgekommen.

Vor zwei Jahren hat Jansen die Leitung der Kommunalakademie übernommen. Und was macht man da? „Wir bringen Publikationen heraus, führen Fachveranstaltungen durch und haben in der Corona-Zeit viele neue digitale Formate entwickelt“, sagt Jansen den Bikern. Konkret gehe es etwa darum, Bürgermeister, Ausschuss- und Gemeinderatsmitglieder mit Kompetenzen auszustatten. „Wie führe ich eine Fraktion?“ oder „Wie lese ich einen Haushaltsplan?“ seien Fragen in den Seminaren. Besonders spannend fand er, dass sich zunehmend jüngere Leute an den pandemiebedingten Video-Formaten beteiligt haben. „Das waren Menschen, die mitten im Leben stehen und keine Zeit für ein zweieinhalbtägiges Seminar haben.“ Ziemlich kontrovers sei da über Bürgerbeteiligungsprojekte diskutiert worden. Auch ein Thema für ihn als Bonner Ratsmitglied und Bad Godesberger Bezirksbürgermeister.

Jansen erzählt von der Schwimmbad-Diskussion in der Bundesstadt. Es sei gut, dass sich Bürger beteiligen, andererseits seien die Verfahren „mühselig und wenig zielführend“. Also müsse man fragen, ob die repräsentative Demokratie andere Beteiligungsformate brauche. „Das ist eine ganz große Herausforderung, die wir in der Kommunalpolitik spüren“, so Jansen. Er selbst will als Bundestagsabgeordneter Ratsmitglied und bis 2023 auch Bezirksbürgermeister bleiben. „Ich möchte die Bürgernähe und die Bodenhaftung in der Politik behalten“, sagt er.

Anfang an der Basis

An der Basis hat Jansen politisch auch angefangen. Neben seinem Studium der Politikwissenschaft, für das er aus Jülich nach Bonn kam und das ihn später auch nach Washington führte, begann er in Arbeitskreisen der Bonner CDU und bei der Jungen Union. Eine erste Führungsaufgabe hatte er im Landtagswahlkampf 2012 im Unterstützerteam von Benedikt Hauser. Erfolgreich war er dabei zwar nicht, denn der Kandidat verlor die Wahl, doch Jansen lernte zum ersten Mal in der Politik, „einen Wahlkampf zu organisieren, dafür Menschen anzusprechen und sie auch zu motivieren mitzumachen“, wie er selbst sagt. Weil er wisse, wie schwierig das manchmal sein könne, habe er Hochachtung vor den bald 200 Ehrenamtlern, die in diesen Wochen nun für ihn auf die Straße gehen und Flyer verteilen sowie Plakate aufhängen.

Doch der Kandidat bespielt nicht nur die traditionellen Kanäle. Sogar auf dem Dating-Portal „Tinder“ ist er aktiv. Ist das nicht das falsche Medium für einen Bundestagskandidaten? „Nein“, er verspreche sich davon, dass er User mit dem Slogan „Verliebt in Bonn“ auf seine Auftritte bei Instagram oder Facebook aufmerksam machen könne. Und auch seine Partnerin habe nichts dagegen. Auf den ersten Blick sei ja erkennbar, dass es um Politik und Bonn gehe. „Sie trägt den Wahlkampf voll mit“, sagt er im Gespräch mit dem GA.

Die Biker sind derweil schon im Bergischen Land unterwegs. Bevor sie aufgebrochen sind, hat einer von ihnen den Kandidaten noch gefragt, wie denn seine Chancen im Adenauer-Wahlkreis stünden. Die Antwort von Marathonläufer Jansen: Es sei ein offenes Rennen und es werde knapp. Das Direktmandat, das der erste Bundeskanzler für die CDU stets gewann, ist für den 37-Jährigen also kein Selbstläufer.

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