Ex-Freundin mit elf Stichen verletzt Bundeswehrsoldat wegen versuchten Mordes angeklagt

Bonn · Die Staatsanwaltschaft hat einen 24-jährigen Bundeswehrsoldaten wegen versuchten heimtückischen Mordes angeklagt. Er soll seine Ex-Freundin mit elf Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben. Die 23-Jährige überlebte.

Marta S. (Name geändert) war gerade auf dem Weg zur Polizei. Kurz zuvor hatte die 23-Jährige von einer Kollegin erfahren, dass ihr Freund, von dem sie sich zwei Tage zuvor getrennt hatte, Nacktbilder von ihr verschickt hatte. Nicht nur an ihre Arbeitskollegen, sondern auch an ihre Familie. Besonders perfide: Der verlassene Liebhaber hatte sie von ihrem WhatsApp-Account abgeschickt, also mit ihrem Absender. Schließlich hatte er auch noch abstruse Nachrichten in ihrem Namen verfasst. Marta S. beschloss sofort, den Mann anzuzeigen. Die 23-Jährige griff ihre Tasche, verschloss die Haustür. Womit sie nicht rechnen konnte: Draußen stand der Ex-Freund mit einem Messer und soll versucht haben, sie zu töten.

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat den 24-jährigen Bundeswehrsoldaten wegen versuchten heimtückischen Mordes sowie gefährlicher und schwerer Körperverletzung angeklagt. Wie Gerichtssprecher Tobias Gülich am Freitag bestätigte, werden dem Mitglied eines Musikcorps gleich zwei Mordmerkmale vorgeworfen: Zum einen soll er heimtückisch eben die Arg- und Wehrlosigkeit seiner Ex-Freundin ausgenutzt und zudem aus niederen Motiven, nämlich aus „übersteigertem Besitzdenken“, gehandelt haben.

Erst zwei Tage vor der Tat hatte Marta S. dem Soldaten den Laufpass gegeben: Sie habe die Eifersucht des 24-Jährigen nicht ausgehalten, hatte sie später berichtet. Schließlich waren sie kaum zwei Monate lang ein Paar gewesen. Von Anfang an jedoch habe er den Verdacht gehabt, dass sie einen anderen Lover habe. Nach der Trennung tyrannisierte er sie mit Nachrichten.

Schließlich versteckte er sich – laut Anklage – in der Nacht zum 23. Juli vor ihrer Wohnung in der Bonner Nordstadt: Als er sie sah, soll er sie in den Schwitzkasten genommen und sie mit dem Messer am Hals verletzt haben; als es Marta S. gelang, wegzulaufen, soll er ihr weitere zehn Stiche in den Rücken versetzt haben. Mehrere Zeugen hörten ihre Hilfeschreie; einer sah sogar, wie Marta S. in sich zusammensackte. Sie leisteten Erste Hilfe. Nur durch eine Notoperation überlebte sie die teils lebensgefährlichen Verletzungen.

Der Angeklagte, der mit dem Auto geflüchtet war, konnte am nächsten Morgen in Bornheim festgenommen werden. Passanten war der Soldat aufgefallen, weil er in der Gegend herumirrte; seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Der Angeklagte hat die Tat bislang bestritten. An dem Abend habe er sie auf der Straße angetroffen und mit ihr sprechen wollen. Da habe sie ihn mit dem Messer angegriffen, erzählte er den Vernehmungsbeamten. Der Prozess findet demnächst vor dem Bonner Schwurgericht statt.