Behandlung bei Darmkrebs Bundesweit immer noch einmalig

Bonn · Das Integrative Darmzentrum Bonn/Rhein-Sieg besteht seit zehn Jahren. Am 13. Mai gibt es einen Aktionstag, der von Oliver Welke, Konrad Beikircher und den Höhnern unterstützt wird.

 Integratives Darmzentrum: Der Gastroenterologe Christoph Schmidt wirbt für die Aktion "Gemeinsam gegen Darmkrebs".

Integratives Darmzentrum: Der Gastroenterologe Christoph Schmidt wirbt für die Aktion "Gemeinsam gegen Darmkrebs".

Foto: Roland Kohls

Patienten mit Darmkrebs eine optimale Versorgung sicherzustellen – das ist das Ziel des seit zehn Jahren bestehenden Integrativen Darmzentrums Bonn/Rhein-Sieg (IDZB). Im IDZB haben sich 100 Kooperationspartner, elf Krankenhäuser und die Unikliniken Bonn zusammengeschlossen.

Der gemeinnützige Verein wird von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet. „Wir wollen bei Erhalt der freien Arztwahl jedem Betroffenen in der Region eine qualitätsgesicherte Versorgung garantieren und für jeden das individuell beste Therapieangebot verschaffen“, sagt Dr. Christoph Schmidt, Vorsitzender und Gründer des Projekts.

Das IDZB koordiniert die erforderliche Zusammenarbeit vieler Fachrichtungen. Hierfür wurde mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe ein Qualitätsmanagement entwickelt, das eine schnelle interdisziplinäre ambulante und stationäre Versorgung ermöglicht. Unter Berücksichtigung aller Aspekte des Datenschutzes erfolgt mit Einverständnis des Patienten eine rasche, unkomplizierte Weitergabe wichtiger Behandlungsdaten.

Neben den medizinischen Leistungen sorgt das IDZB auch für palliativmedizinische oder gegebenenfalls seelsorgerische Maßnahmen und den Kontakt zu Selbsthilfegruppen. „Uns geht es nicht um irgendwelche ökonomischen oder gesundheitspolitischen Dinge, sondern ausschließlich um eine Verbesserung der Versorgungssituation des Patienten“, betont Schmidt.

In seiner flächendeckend arbeitenden Form ist das IDZB ein bisher einmaliges Pilotprojekt in ganz Deutschland, das neue Wege in der Gesundheitsversorgung geht. Im IDZB werden mittlerweile 5200 Patienten mit Darmkrebs auf qualitativ höchstem Niveau versorgt. Die Überlebens- und Heilungschancen haben sich dadurch in der Region deutlich verbessert. Die Anzahl der fortgeschrittenen Karzinome mit schlechterer Prognose konnte um elf Prozent reduziert werden.

In sehr vielen Fällen gelingt es heute, den Tumor durch eine Operation komplett zu entfernen und die Heilungschancen zu erhöhen. 2008 gelang dies bei 92 Prozent der Darmkrebsfälle, 2015 bei 97 Prozent.

Die Sterblichkeit nach einer Dickdarmkrebsoperation reduzierte sich von 4,3 auf 0,6 Prozent. Die Rate der Wundinfektionen ging in der Region um 50 Prozent zurück, die Quote der notwendigen Nachoperationen um 50 bis 75 Prozent. Damit hat sich die Versorgung von Darmkrebspatienten in der Region Bonn/Rhein-Sieg nachhaltig verbessert und liegt im bundesweiten Vergleich in der Spitzengruppe.

Darmkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland: Jährlich erkranken daran 63.000 Menschen, 26 000 sterben jedes Jahr, obwohl die Heilungschancen im frühen Stadium der Krankheit sehr hoch sind. Das Erkrankungsrisiko steigt ab dem 50. Lebensjahr. „Das Risiko kann durch eine gesunde Lebensführung reduziert werden.

Dazu gehören eine Normalisierung des Gewichts, Bewegung, der Verzicht auf Nikotin und eine gesunde Ernährung“, sagt Dr. Schmidt. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, lässt sich durch Vorsorge sogar um 80 Prozent reduzieren. Die beste Vorsorge ist eine Darmspiegelung im Alter von 55 Jahren, die bei unauffälligem Befund nach zehn Jahren wiederholt werden sollte. Die Vorsorgeuntersuchungen sind Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen und werden von hierfür besonders qualifizierten Ärzten erbracht.

Obwohl es dieses Vorsorgeangebot seit mehr als zehn Jahren gibt, haben bisher nur 20 Prozent der Berechtigten die Möglichkeit einer vorsorgenden Darmspiegelung wahrgenommen. Trotzdem konnten 180 000 Darmkrebsfälle verhindert werden. Bei 50 000 wurde der Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt, sodass die Heilungschancen sehr hoch sind.

Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungskampagnen gehören auch zu den Aufgaben des erfolgreichen regionalen Netzwerks, um die Zahl der Neuerkrankungen zu senken und Tumore in einem frühen Stadium zu erkennen. Aus diesem Grund führt das IZDB am 13. März zusammen mit anderen Initiatoren im Hotel Maritim in Bonn einen Aktionstag mit einer Matinee durch. Unterstützt wird der informative und unterhaltsame Aktionstag von Oliver Welke, Konrad Beikircher und der Kölner Kulttruppe Höhner. Der Eintritt ist frei.

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