Tariferhöhung bei Bus und Bahn ÖPNV-Tickets wohl auch in Bonn bald wieder teurer

Bonn · Fahrgäste von Bus und Bahn sollen ab Januar für die Tickets tiefer in die Tasche greifen. Die Bonner Politiker in der VRS-Verbandsversammlung wollen zwar gegen die Erhöhung stimmen, sind aber mit ihrem Nein wohl allein auf weiter Flur.

Bus- und Bahnkunden in Bonn sollen für Tickets ab Januar wieder tiefer in die Tasche greifen.

Bus- und Bahnkunden in Bonn sollen für Tickets ab Januar wieder tiefer in die Tasche greifen.

Foto: Meike Böschemeyer

Bus- und Bahnkunden des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS), dem neben den Stadtwerken Bonn (SWB) und den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) 25 weitere Verkehrsbetriebe angehören, drohen erneute Fahrpreiserhöhungen: Die Ticketpreise sollen ab 1. Januar im Durchschnitt um 1,5 Prozent angehoben werden, wie aus einer Vorlage für die Verbandsversammlung hervorgeht.

Verschont werden sollen dieses Mal allerdings die Abo-Kunden, das sind laut VRS immerhin 300 000 ÖPNV-Fahrgäste. Ursprünglich sollte das Entscheidungsgremium – die VRS-Verbandsversammlung – an diesem Donnerstag in Köln tagen und die Erhöhung beschließen. Die Sitzung wurde indes auf den 7. Oktober verschoben. Sie soll nun obendrein in Aachen stattfinden, weil dort am selben Tag auch die Verbandsversammmlung Nahverkehr Rheinland tagt, und die Zusammensetzung der Mitglieder identisch mit der der VRS-Verbandsversammlung ist. Ihr gehören Vertreter der jeweiligen Kommunalparlamente und Verwaltungen an.

Keine Entscheidung vor der Bundestagswahl

Und was ist der Grund für die Verschiebung? Es habe bei einigen Mitgliedern der Verbandsversammlung Terminkollisionen gegeben, erklärte VRS-Sprecher Benjamin Jeschor dem GA auf Nachfrage. „Zudem gab es Stimmen, die es für sinnvoller hielten, erst nach der Bundestagswahl eine Entscheidung über die Tarifmaßnahmen zu treffen“, so Jeschor weiter.

Ob vor oder nach der Wahl: Es gilt als sicher, dass die meisten Politiker und Verwaltungsvertreter der Tariferhöhung zustimmen werden. Anders die Bonner Vertreter: ÖPNV-Experte Rolf Beu (Grüne), der mit Gabi Mayer (SPD), Jürgen Wehlus (CDU) und Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) für Bonn in der Verbandsversammlung sitzt, kündigte gegenüber dem GA an, er werde wie bereits bei der vorherigen Tariferhöhung entsprechend der Koalitionsvereinbarung gegen eine Erhöhung votieren. Das kündigt auch Mayer an: „Bus und Bahn müssen nicht teurer, sondern billiger werden“. Auch CDU-Ratsherr Jürgen Wehlus will „nach Stand heute“ mit Nein stimmen. „Klar, irgendwie muss der ÖPNV bezahlt werden. Dafür müssen wir aber schleunigst andere Wege finden und Bund und Land viel stärker in die Pflicht nehmen“, sagte er. Wenn man für eine Verkehrswende sei, müsse man vor allem und zu allererst den ÖPNV attraktiver machen, so der CDU-Politiker. Eine Tariferhöhung sei der falsche Weg.

Neues Konzept für Nahverkehrsfinanzierung

Ingo Steiner ist Grünen-Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender der Grünen-Fraktion in der VRS-Verbandsversammlung. Er knüpft ein Ja zur Tariferhöhung an einen sogenannten Begleitbeschluss für die Sitzung der VRS-Verbandsversammlung. Darin heißt es unter anderem: „Ziel muss es unverändert sein, dass die Finanzierung des ÖPNV sich grundsätzlich verändern muss.“ Die Kosten von Bus und Bahn könnten nicht weiterhin fast ausschließlich durch die Fahrgäste, die kommunalen Aufgabenträger und die in deren Besitz befindlichen Verkehrsunternehmen aufgebracht werden.

„Die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs muss dringend auf neue Füße gestellt werden“, erläuterte Steiner. Alljährlich steigende Fahrpreise für die ÖPNV-Kunden seien genauso unvertretbar wie die permanent steigende finanzielle Mehrbelastung der Kommunen. Steiner: „Hier ist der Gesetzgeber gefragt.“ Mit dem Begleitbeschluss wollten die Grünen den VRS noch mal auf die Ziele für die Weiterentwicklung der Struktur hinweisen. „Leider konnte in den letzten zwölf Monaten pandemiebedingt wenig erreicht werden.“ Und wie sieht sein Parteifreund Beu diesen Begleitbeschluss? Er bleibe bei seinem Nein, betonte Beu.

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