ÖPNV in Bonn Busausfälle wegen vieler erkrankter Fahrer

BONN · Die Kunden klagen über Ausfälle auf mehreren Linien, die Stadtwerke versuchen zu besänftigen: Die Situation werde sich bald normalisieren.

"Entweder er kommt gar nicht oder ich sehe nur noch die Rücklichter." Helmut Reuter ist sauer. "Ich weiß nicht, weshalb es überhaupt einen Fahrplan gibt. Es hält sich doch eh niemand daran", ärgert sich der Kessenicher. Regelmäßig fährt er mit der Linie 631 zwischen Wichernstraße und Poppelsdorfer Platz.

"Geschlagene 40 Minuten habe ich in der vergangenen Woche im Regen an der Haltestelle gestanden. Aber kein Bus kam. Dabei hätten in dieser Zeit gleich zwei kommen müssen", klagt er. Wenn er mittags wieder zurückfahren will, würden Fahrer oftmals bereits vor den angegebenen Abfahrtzeiten Gas geben. "Obwohl ich nie zu spät war, habe ich den Bus oft nur noch wegfahren sehen."

Volker Klein von den Stadtwerken Bonn hat auf die Beschwerde von Helmut Reuter reagiert. "Die Ausfälle auf der Linie wurden durch kurzfristige Krankmeldungen der zuständigen Fahrer verursacht. Leider standen keine Ersatzfahrer zur Verfügung", erklärt er in einem Schreiben an den Kessenicher. "Unser oberstes Ziel ist es, unseren Fahrgästen jetzt und in Zukunft, einen optimalen Service zu bieten. Hierzu gehört neben Sicherheit und Freundlichkeit selbstverständlich auch Pünktlichkeit", so der SWB-Mitarbeiter.

Vergeblich hat etwa zur gleichen Zeit auch ein Lengsdorfer früh morgens auf seinen Bus gewartet. Denn weder die 604 um 5.54 Uhr Richtung Hersel, noch die 605 um 6.09 Uhr in Richtung Mondorf seien gekommen. "Ich kann nur von Glück sagen, dass ich in Gleitzeit arbeite", beklagt er sich. Denn er könne nie sicher sein, pünktlich seinen Arbeitsplatz zu erreichen.

"Das war wirklich ein unglückliches Zusammentreffen", reagiert Werner Schui, Pressesprecher der Stadtwerke, auf die Beschwerde aus Lengsdorf. "Nach den Sommerferien haben uns ungewöhnlich hohe Krankenstände überrascht und zu Ausfällen bei einzelnen Bonner Buslinien geführt, die kurzfristig nicht ersetzt werden konnten. Vor allem unter älteren Fahrdienstmitarbeitern sind derzeit die krankheitsbedingten Ausfälle überproportional hoch, sodass zeitweise bis zu 30 Mitarbeiter über das normale Maß hinaus ersetzt werden mussten."

Diese Situation werde sich in den nächsten Tagen jedoch wieder normalisieren, hofft Schui und ergänzt: "Zahlreiche Fahrer, die ihren Urlaub auf die Zeit nach den Sommerferien verschieben mussten, weil Bahnersatzverkehre zu leisten waren, sind dann wieder im Dienst." Überdies hätten zum 1. September neu eingestellte Fahrer ihre Arbeit aufgenommen. "Außerdem werden Verwaltungs- und Werkstattmitarbeiter sowie Servicepersonal eingesetzt, um Ausfällen vorzubeugen."

Geht es nach Andreas Volz, der in Ippendorf gemeinsam mit vielen Schülern morgens vergeblich auf die Linie 600 gewartet hat, sollen sich die Oberbürgermeister-Kandidaten mit dem Thema Busausfälle beschäftigen. "Das Problem scheint in der Führungsebene beziehungsweise dem Management zu liegen. Linienausfälle aufgrund eines hohen Krankenstandes zeigen deutlich, dass das Management überfordert ist", sagt der Ippendorfer.

Darüber und über die Lösung des Problems würde er morgen gerne mehr bei der Podiumsdiskussion der Stadtschulpflegschaft Bonn von den Bewerbern um das Amt des Oberbürgermeisters erfahren. Die Diskussion beginnt um 17 Uhr Clara-Schumann-Gymnasium, Loestraße 14.

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