Erreger breitet sich in Bonn aus Campylobacter - die unterschätzte Gefahr

BONN · Die Grillsaison läuft auf Hochtouren, doch ein Abend unter Freunden kann unschön enden. Obwohl das Fleisch gut durchgegart war, kommt es möglicherweise zu Durchfall und Bauchkrämpfen. Die DAK-Gesundheit verweist auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts, wonach es in Bonn und der Region im ersten Quartal des Jahres bereits 70 meldepflichtige Fälle gegeben haben soll.

 Gegrilltes Geflügel ist beliebt, aber nicht ungefährlich. Der Erreger kann bei der Vorbereitung auch auf Salat übertragen werden.

Gegrilltes Geflügel ist beliebt, aber nicht ungefährlich. Der Erreger kann bei der Vorbereitung auch auf Salat übertragen werden.

Foto: DPA

Die Rede ist vom sogenannten "Grill- und Picknickerreger" Campylobacter - ein Darmbakterium, das "sehr oft auf Hähnchenfleisch zu finden ist", sagt Ingrid Adam von der DAK in Bonn. Die Zahlen kann das Bonner Gesundheitsamt erst einmal nicht bestätigen.

2014 habe es laut der Krankenkasse in Nordrhein-Westfalen 19.258 Fälle gegeben "und damit 16 Prozent mehr als im Vorjahr". Bundesweit seien es fast 80.000 gewesen. In Bonn waren es nach Angaben des Gesundheitsamts 2014 genau 313 Fälle, im Jahr davor 276. Zwar handele es sich um eine Zunahme von Campylobacter-Nachweisen, was aber statistisch angesichts normaler Schwankungen nicht aussagekräftig sei.

Das Problem sei nicht das gebratene Fleisch, wie es Stephan Trutzenberg von der Lebensmittelüberwachung im Bonner Umweltamt bestätigt. "Mangelnde Küchenhygiene bei der Vorbereitung des Grillguts sorgt oft für eine äußerst unangenehme Infektion", sagt Adam. "Die Erreger gelangen vom rohen Fleisch auf die Hände oder die Arbeitsplatte und dann auf Lebensmittel, die nicht gegart werden.

Bakterien bleiben auf der Zange

Das kann beispielsweise ein Salat sein, der an gleicher Stelle zubereitet wird." Die Bakterien würden laut Trutzenberg aber auch auf der Zange bleiben. Greift man das Gegrillte nachher wieder damit, würden die Erreger mitgegessen. Campylobacter sei durchaus ein Thema im Sommer, das nicht zu unterschätzen sei, so Trutzenberg. "Der Keim hat mittlerweile Salmonellen verdrängt, kommt häufiger vor." Doch er hat Tipps, dass nach dem Essen alle gesund bleiben.

Die Meldungen zu den Erkrankungen erreicht das Bonner Gesundheitsamt über das untersuchende Labor: "Also nur in den Fällen, in denen der Arzt eine Stuhluntersuchung beauftragt hat mit entsprechendem Befund", so die Behörde. Die Dunkelziffer für Durchfallerkrankungen sei dabei hoch, und es gebe viele Erreger.

"Noroviren zum Beispiel wurden in diesem Winter häufig und über einen verlängerten Zeitraum festgestellt. Die haben aber mit dem Grillen kaum etwas zu tun", so das Gesundheitsamt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat ein Verbrauchermerkblatt mit Tipps zum "Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen mit Campylobacter" herausgegeben: www.bfr.bund.de/cd/30417.

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