Interview zu "GA-English" Carol Kloeppel über den neuen GA-Service

Dransdorf · Am kommenden Dienstag startet GA-English, der Onlineservice für ausländische Mitbürger. Mit Carol Kloeppel, die für den GA die Texte übersetzt, sprach Ulrich Lüke.

Bonn wirbt gerne damit, eine internationale Stadt zu sein. Ist sie das?
Carol Kloeppel: Ich finde ja! Menschen aus der ganzen Welt leben hier in Bonn. Die Vereinten Nationen alleine haben 18 Sekretariate, und es gibt etwa 150 Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs). Die Deutsche Telekom und Deutsche Post DHL haben auch internationale Mitarbeiter, ebenso die Universität mit ihren vielen Studenten. Und vergessen wir nicht Firmen wie Ford, Toyota, Shell, General Electric, Federal Express, und Organisationen wie OCCAR, die gemeinsame Organisation zur Zusammenarbeit in Rüstungsangelegenheiten, oder EASA, die Europäische Agentur für Flugsicherheit, oder das Paralympische Komitee - sie alle sind in Bonn und Umgebung angesiedelt. Die Mitarbeiter ziehen mit ihren Familien gerne nach Bonn, selbst wenn ihre Arbeitsstelle in Köln ist. Es gibt zwei internationale Schulen, IBIS und BIS. Die Bonn International School allein hat 780 Kinder aus 74 Ländern.

Welche Defizite erfahren englischsprachige Bürger der Stadt vor allem?
Kloeppel: Ich finde, dass die Bonner Bürger hilfsbereit und freundlich sind, und viele geben sich große Mühe, "Deutsch-Anfänger" zu verstehen. Aber ich habe festgestellt, dass "Newcomer" nicht genug Möglichkeiten haben zu erfahren, was hier in der Stadt los ist. Die Kommunikation läuft eher über informelle Netzwerke wie Facebook, oder über die Schule oder die Kirche. Es gibt Familien, die wegen befristeter Arbeitsverträge nur ein paar Jahre hier wohnen. Die wollen diese Zeit nutzen, um alles zu erleben: Weihnachtsmärkte, St.-Martins-Züge, Rhein in Flammen und typisch deutsche Gebräuche.

Von welchen Größenordnungen sprechen wir hier in Bonn eigentlich?
Kloeppel: Gute Frage! Ich gehöre zu verschiedenen internationalen Bonner Facebook-Gruppen - die haben insgesamt über 10.000 englischsprachige Mitglieder. Die Vereinten Nationen beschäftigen über 1.000 Mitarbeiter. Insgesamt gehe ich davon aus, dass die Zahl englischsprachiger Mitbürger im fünfstelligen Bereich liegt.

Reicht die Kommunikation zwischen Alteingesessenen und Neubürgern aus?
Kloeppel: Die Bonner geben sich Mühe, mit den ausländischen Mitbürgern zu kommunizieren. Viele sind stolz auf ihre Stadt und sehr großzügig, wenn es darum geht, Ausländern ihre Heimat zu zeigen und sie mit ihnen zu teilen. Aber ich finde auch: Gäste in Bonn sollten versuchen, die deutsche Sprache zu lernen und die Kultur zu verstehen. Ich selber habe mich erst richtig wohl gefühlt, als mein Deutsch besser wurde.

Welche Angebotslücke soll GA-English insbesondere füllen?
Kloeppel: Die Leser sollen durch dieses Angebot einen besseren Einblick in das Leben der Stadt und der Region bekommen. Es gibt aktuelle Nachrichten, dazu Informationen über Bonn von A-Z und viele praktische Tipps und Hinweise. Zum Beispiel: Wie funktioniert das öffentliche Nahverkehrssystem? Welche Feiertage gibt es? Welche Krankenhäuser kommen im Notfall in Frage? Wie mietet man ein Haus oder eine Wohnung? Und wohin kann man Ausflüge machen? Und sie erfahren von kulturellen Ereignissen - das bringt Bonner und Neu-Bonner einander näher. Natürlich kann "GA-English" nicht die gesamte gedruckte Zeitung übersetzen - aber es soll ein Türöffner sein und Neuankömmlinge dazu animieren, sich nicht nur mit der Stadt und der Region, sondern auch mit der Kultur und der Sprache anzufreunden.

GA-English ist unter ga.de/english zu erreichen.

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