Carpooling in Bonn Die App goFlux kommt bei Bonnern gut an

Bonn · Seit August gibt es goFlux in Bonn. SWB-Abo Inhaberinnen und Inhaber können die Carpooling-App kostenfrei nutzen. Die ersten Monate waren erfolgreich für die beteiligten Unternehmen.

 Ein Kunde bucht sich über die App ein Auto.

Ein Kunde bucht sich über die App ein Auto.

Im Sommer stellten die Stadtwerke Bonn (SWB) gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner eine neue Mitfahr-App für Bonn vor: goFlux. Die App soll Pendler bei ihren täglichen Wegen von und zur Arbeit unterstützen.

Wer beispielsweise jeden Tag aus Köln zum Arbeiten nach Bonn fährt, kann das in der App eintragen. Andere Pendlerinnen und Pendler, die den gleichen oder einen ähnlichen Weg haben, können dann in der App anfragen, ob der oder die Fahrerin sie mitnimmt. Dafür erhält der Fahrer für die ersten 13 Kilometer pauschal zwei Euro, ab dem 14. Kilometer 0,15 Cent pro Kilometer.

„Wir müssen alle Optionen nutzen, die dazu führen, dass weniger Autos in der Stadt unterwegs sind“, sagte Dörner bei der Vorstellung des Angebots im August. Am 20. Dezember fanden laut Daten von goFlux bereits 1320 Fahrgemeinschaften in Bonn statt. Täglich kämen im Schnitt 17 neue Fahrten hinzu.

Das Unternehmen kooperiert mit den SWB. „Gemeinsam mit goFlux ist es uns gelungen, deutschlandweit das erste regionale Carpooling-Projekt erfolgreich auf den Markt zu bringen und umzusetzen“, sagt SWB-Sprecherin Stefanie Zießnitz.

Angebot goFlux für Inhaber des SWB-Abos kostenlos

Momentan sind alle Fahrten gratis, wenn die Mitfahrenden ein ÖPNV-Ticket der SWB haben. GoFlux bezahlt die ersten 10.000 Touren. „Wir prüfen als Stadtwerke Bonn gemeinsam mit goFlux, wie wir langfristig das Mobilitätsangebot weiterhin so attraktiv für Aboticket-Inhaber zur Verfügung stellen können“, sagt Zießnitz.

Moritz Bergmann nutzt das Angebot von goFlux seit drei Monaten. Er arbeitet am Universitätsklinikum Bonn, einem Kooperationspartner von goFlux. Bergmann pendelt jeden Tag aus Köln Zollstock nach Bonn. Früher ist er mit der Bahn oder mit dem Auto zur Arbeit gefahren, jetzt nutzt er dafür fast nur noch die Mitfahrgelegenheit. „Die Bahnverbindung aus Bonn ist miserabel und nervig, ständig fallen Züge aus, und es dauert deutlich länger als mit dem Auto“, erzählt er.

Für Bergmann hat die App viele Vorteile, er lernt neue Leute kennen, er spart Zeit und Geld und hat weniger Pendelstress. Er wünscht sich allerdings noch mehr Nutzerinnen und Nutzer, damit er flexibler sein kann, wenn er pendelt. Im Moment ist er noch häufig an die Uhrzeiten seiner Pendelroutine gebunden, die er in der App eingestellt hat. Sobald er davon abweicht, findet er selten eine Alternative. Dann muss er Bahn fahren.

91 Prozent der Nutzer schlägt die App bereits eine passende Fahrgemeinschaft vor. „Mit steigender Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer erhöht sich sich die Wahrscheinlichkeit signifikant, eine passende Fahrgemeinschaft zu finden. Insofern sehen wir noch ein Verbesserungspotenzial in der Anzahl der Registrierungen“, sagt Zießnitz.

Simone Claß arbeitet ebenfalls am Universitätsklinikum. Sie pendelt jeden Tag aus Rheinbach zur Arbeit. Dafür braucht sie mit Bus und Bahn ungefähr 50 Minuten. Sie hat ein Jobticket und kann goFlux deshalb gratis nutzen. „Die Busse und Bahnen sind so unzuverlässig geworden, und ich fahre nicht gerne selbst Auto“, sagt sie. Das Angebot mit der App kam ihr also gelegen. Die Hinfahrt klappt bei ihr immer einwandfrei, nur bei der Rückfahrt hat sie, wie Bergmann, Probleme, wenn sich ihr Feierabend verzögert. Sie bezweifelt, ob sie goFlux weiterhin nutzen würde, wenn sie die Fahrten selbst zahlen müsste. „Ich würde mein ÖPNV-Abo nicht aufgeben wollen. Dass ich ÖPNV und goFLux gleichzeitig mit einem Abo nutzen kann, finde ich richtig gut“, sagt Claß.

Bei Claß und Bergmann fällt auf, dass sie von Bus und Bahn auf das Auto umgestiegen sind. Der eigentliche ÖPNV sei für beide nicht attraktiv genug gewesen. GoFlux hat keine Daten dazu, wie viele Nutzer das eigene Auto stehen lassen, um eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen. Das Startup spricht von 13.000 „vermiedenen Kilometern“ und 1,7 Tonnen eingespartem CO2. Bei dieser Berechnung geht das Startup davon aus, dass bei jeder Fahrt pro Mitfahrer ein Auto weniger auf der Straße gewesen sei.

„Da, wo die Anbindung aktuell nicht gewährleistet werden kann, wollen wir den ÖPNV sinnvoll ergänzen“, sagt goFlux Pressesprecherin Lisa Schultheis. Der Fokus liege außerdem darauf, Synergieeffekte zu schaffen. Jedes Auto, dass stehenbleibe, habe Einfluss auf die Stau- und Emissionsreduktion, ergänzt sie.

Verschiedene Kooperationen

GoFlux kooperiert mit verschiedenen Arbeitgebern in Bonn. Der Deutsche Akademische Austauschdienst, das Universitätsklinikum Bonn und die Aktion Mensch gehören dazu. Bis zum 31. März sind diese Kooperationen für die Unternehmen noch kostenlos. Ab dann zahlen sie eine individuelle Lizenzgebühr, die von der Unternehmensgröße und Mitarbeitenden-Anzahl abhängig ist. Das Startup will die Kooperationen ausbauen. „Es besteht großes Interesse bei vier weiteren großen Kliniken. Wir rechnen damit, diese Kooperationen zeitnah zu starten“, sagt Schultheiß.

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