Jürgen Reining Chef der Stadtwerke Bonn räumt den Posten

Bonn · Jürgen Reining hört bei den Stadtwerken auf. Aus „persönlichen Gründen“ scheidet der Geschäftsführer der SWB-Tochter Bus und Bahn zum 1. Oktober aus.

Jürgen Reining, Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter Bus und Bahn, verlässt das Unternehmen zum 1. Oktober dieses Jahres vorzeitig. Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis 2019 gelaufen. Das bestätigte er auf Anfrage und gab "persönliche Gründe" an. Darüber hinaus wollte der 60-Jährige seine Entscheidung nicht kommentieren.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der dem Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe vorsitzt, sagte, Reining habe ihn vergangene Woche über den Schritt informiert. "Ich habe ihm für seine langjährige Arbeit gedankt und viel Glück für die Zukunft gewünscht", so Sridharan. Nun will der OB möglichst schnell eine Verwaltungsvorlage für Aufsichtsrat und Stadtrat erarbeiten lassen, um einen Nachfolger zu finden.

Reining geht wohl nicht so ganz im Guten. In Stadtwerke-Kreisen gilt als offenes Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen ihm und Klaus-Peter Gilles, dem Vorsitzenden des Konzernaufsichtsrates, angespannt ist. Der CDU-Fraktionschef nahm Reining offenbar übel, dass der Manager in seiner Zeit als Geschäftsführer der SWB-Holding Problemfälle wie den verlustreichen Betriebsführungsvertrag für die Wahnbachtalsperre zu lange ungelöst ließ. Reining leitete den Gesamtkonzern von 2009 bis 2014 gleichberechtigt mit Marco Westphal und Frank Preißmann. Um seine Vertragsverlängerung vor drei Jahren wurde zwischen SPD und Ratsmehrheit heftig gestritten, Reinings Vertrag sollte nach Wunsch der damaligen Koalition auslaufen. Er blieb nach einer Übergangszeit nur noch Chef der Verkehrsbetriebe.

Nachdem Gilles Aufsichtsratsvorsitzender geworden war, setzte er den Ausstieg aus dem Talsperrenvertrag, eine neue Führungsstruktur mit einem Sprecher der Geschäftsführung und geänderte Chefverträge durch (siehe "Welche Altersversorgung bekommt der Nachfolger?").

Ärger hinter den Kulissen

Zuletzt soll es hinter den Kulissen Ärger um die Erneuerung altersschwacher Niederflurbahnen gegeben haben. Reining drängte nach GA-Informationen seit Längerem darauf, so schnell wie möglich zu investieren. Das passte aber wohl nicht ganz zu einer anderen Großinvestition, die von der Ratsmehrheit gewollt ist: dem geplanten Hallenbad in Dottendorf, das die SWB ab 2018 bauen und technisch betreiben sollen. Vonseiten der Kommunalpolitik monierten wiederum Stadtverordnete, Reining habe trotz wiederholter Aufforderung die Zahlen für Wirtschaftspläne nicht zeitig vorgelegt. Gilles war am Dienstag für eine Stellungnahme telefonisch und per Mail nicht erreichbar.

Der angekündigte Weggang von Reining fällt in eine Zeit, in der der Gesamtkonzern zwar wieder schwarze Zahlen schreibt, aber zugleich eine Menge neuer Verkehrsprojekte vor der Brust hat. Die SWB sollen neben dem neuen Bad ein Fahrradverleihsystem bis 2018 auf die Beine stellen. Im vergangenen Jahr hat das mit EU-Geldern geförderte Pilotprojekt Zeus begonnen: Seitdem fahren sechs Elektrobusse durch Bonn. Nach einer erfolgreichen Testphase könnte die Umstellung der kompletten Flotte folgen. Reining hatte Zeus vorangetrieben und stets betont, Bonn müsse eine Vorreiterrolle einnehmen, um Fördergeld zu bekommen. Ein weiteres Projekt ist der mögliche Bau einer Seilbahn auf den Venusberg zur Entlastung der dortigen Straßen. Die Verkehrsbetriebe kommen als Betreiber in Frage.

Seit 2000 bei den SWB

Mit Bedauern nahm Stefan Behr, Arbeitnehmervertreter im Konzernaufsichtsrat, den Weggang Reinings auf: "Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Überführung in die Tochter-Gesellschaft Bus und Bahn funktioniert hat." Gabi Mayer (SPD), Aufsichtsrat bei der SWB Bus und Bahn, betonte "die innovative Ader" des Geschäftsführers. Unter Reinings Führung ist das "Aus Alt macht Neu"-Konzept entstanden. Die alten Hochflurbahnen werden aufgearbeitet.

Jürgen Reining, Mitglied der SPD, arbeitet seit 2000 für die SWB. Zuvor hat der Industriekaufmann in Essen und Wuppertal für Verkehrsbetriebe gearbeitet. Der Sozialdemokrat wohnt mit seiner Frau in einem Haus in Wachtberg. Zuletzt hat er rund 250.000 Euro im Jahr verdient. Mit Eintritt in den Ruhestand stehen ihm davon 65 Prozent als Altersversorgung zu - monatlich zu zahlen von den Stadtwerken.

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