Bonn Christen kämpfen um Einführung eines Bürgertickets

BONN · "Die Schöpfung bewahren. Bus und Bahn fahren": Ein Slogan, den Vertreter verschiedener katholischer und evangelischer Gemeinden aus Bonn jetzt mit Leben füllen wollen. Sie gründeten am Dienstagabend in den Räumen der evangelischen Trinitatiskirche in Endenich eine Arbeitsgruppe, die die Einführung eines Bürgertickets in Bonn vorantreiben will.

 Über die Idee eines Bürgertickets diskutiert Professor Heiner Monheim (rechts) mit Bonner Christen.

Über die Idee eines Bürgertickets diskutiert Professor Heiner Monheim (rechts) mit Bonner Christen.

Foto: Barbara Frommann

Unterstützt wird die Gruppe von dem Bonner Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim, den die Initiatoren des Projekts, Fritz Schwirz und Reiner Preuß, an dem Abend ebenfalls willkommen hießen. Monheim bescheinigte der neuen Arbeitsgruppe viel Sachverstand.

"Sie haben vor dem kirchlichen Hintergrund gute Chancen, mit dem Projekt weiterzukommen", sagte er. Denn die Kirchen hätten eine nicht zu unterschätzende "Marktmacht". Das Bürgerticket basiert auf dem Solidargedanken: Jeder Bürger ab 18 Jahren soll einen Beitrag in einen gemeinsamen Topf einzahlen, aus dem die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr bestritten werden und die Bürger ohne Fahrschein Bus und Bahn fahren können.

"Durch viele Teilnehmer wird zuerst aus den Bonner Kirchengemeinden eine hohe Nachfrage nach einem Gruppenticket generiert, so dass dem Arbeitskreis ein günstiges Bürgerticket angeboten werden kann", erklärte Schwirz.

Ähnlich wie beim Jobticket richtet sich die Höhe des ÖPNV-Beitrags pro Bürger nach der Zahl der Teilnehmer, die ein Bürgerticket erwerben. Je mehr mitmachen, umso preiswerter wird das Ticket für jeden. Zur Rede steht ein Betrag um die 20 Euro pro Monat. Als ersten Schritt will die Arbeitsgruppe möglichst viele Gemeindemitglieder ins Boot holen.

Immerhin leben laut städtischer Statistikstelle in Bonn rund 122.000 Katholiken und 70.000 Protestanten (Stand 31. Dezember 2012). Ziel ist es, mehr Bürger zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen, den Ausbau der Infrastruktur der SWB zu unterstützen und durch die Reduzierung des Pkw-Verkehrs den CO2-Ausstoß zu minimieren.

Bonns Straßen bräuchten dringend Entlastung, nicht zuletzt mit Blick auf die geplanten Großbaustellen auf den Bonner Brücken sowie die Sanierung der Münsterplatz- und Uni-Tiefgarage, meinen Schwirz und Preuß. Danach gefragt, was Bürger machen, die bereits ein günstiges ÖPNV-Ticket wie das Job-Ticket besäßen, antwortete Monheim: "Dafür müssen Übergangslösungen gefunden werden."

"Es ist toll, wie viele Leute hier sind, um aktiv an der Umsetzung mitzuwirken", sagte Preuß. Unterstützung werden die Initiatoren wohl benötigen, denn bis die Idee eines Bürgertickets konkrete Formen annimmt, sei es noch ein langer Weg, machte Monheim am Beispiel anderer Städte deutlich, wo ähnliche Initiativen laufen.

Die Arbeitsgruppe ist offen für alle und trifft sich erneut am Donnerstag, 11. Juli, ab 20 Uhr in der Trinitatiskirche, Brahmsstraße 16.

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