„Cluedo“-Spiel in Echt 300 Teams aus Hobbydetektiven auf Spurensuche in Bonn

Bonn · Mittels einer Augmented-Reality-App (AR) tauchten am Samstag rund 300 Teams aus Hobbydetektiven in die Unterwelt Bonns ab. Wir blicken zurück auf das Detektivspiel „CluedUpp“ in der Bonner Innenstadt.

 Philipp, Vsevolod, Christina und Calvin nehmen das Motto "Sneaky Finders" ernst. Das beste Kostüm wird nämlich ebenfalls prämiert.

Philipp, Vsevolod, Christina und Calvin nehmen das Motto "Sneaky Finders" ernst. Das beste Kostüm wird nämlich ebenfalls prämiert.

Foto: Victoria Thiele

Die Witwe des Opfers öffnet die Tür. „Ich wusste, dass es so kommen musste“, bekennt sie unter Tränen. Erst weint sie leise, dann schluchzt sie haltlos, als sie von den Affären ihres geliebten, vergifteten Ehemanns erzählt. Anne klickt sie weg. „Die hat leider schon ein Alibi“, sagt sie zu ihrem Freund David.

Die beiden sind als Ermittlerduo „Agatha Frisbee“ unterwegs und spielen heute gemeinsam mit knapp 300 anderen Teams von Hobbydetektiven „CluedUpp“, eine Realversion des bekannten Brettspiels „Cluedo“. Im Original kombinieren die Spielenden Hinweise und lösen einen Mordfall am heimischen Couchtisch, CluedUpp bringt das Spielprinzip per App auf die Straße. Anne und David sehen auf einem digitalen Stadtplan von Bonn die Standorte von virtuellen Verdächtigen und Zeugen. Deren Aussagen werden freigeschaltet, wenn die Spielenden sich zu den richtigen Orten bewegen und dort kleine Rätsel lösen. Ziel des Spiels ist es, Tatwaffe und Täter oder Täterin zu identifizieren.

Bonner Fall heißt „Sneaky Finders“

 Miriam, Connie, Kristian und Calvin sind die Brotherhood of Narcotic Nerds - kurz BONN.

Miriam, Connie, Kristian und Calvin sind die Brotherhood of Narcotic Nerds - kurz BONN.

Foto: Victoria Thiele

Der Brite Tref Griffiths hat CluedUpp gegründet und das Spiel als Erlebnis konzipiert, das seit Ende 2016 in verschiedenen Städten in 38 Ländern stattgefunden hat. 44 Euro kostet die Teilnahme für ein Team von bis zu sechs Personen. Etwa zwei Wochen vor dem Termin erhalten die Teilnehmer den Zugangscode für die App, Informationen über den geheimen Startpunkt und ein Video zu ihrem Fall.

Der Bonner Fall heißt „Sneaky Finders“, eine Anspielung auf die britische Drama-Serie „Peaky Blinders“, die im Birmingham der Zwanziger Jahre spielt, in der Zeit von Straßengangs, Opiumhöhlen und schicken Schirmmützen. Im gleichen Setting klären die Ermittlerteams den Mord an Gangboss Timmy Selby auf. Verkleidung ist ausdrücklich erwünscht. Am Karnevalswochenende muss man das dem Rheinländer nicht zweimal sagen, und so versammeln sich am Startpunkt auf dem Münsterplatz nicht nur Sherlock-Holmes mit Weste, Gehstock, Pfeife und falschem Schnurrbart, sondern auch der rosarote Panther, ein Einhorn, die Spurensicherer des CSI und eine Gruppe grüner Aliens mit überdurchschnittlich vielen Augen.

 Die Studienfreunde Daniel, Nadja, Johanna, Anna-Lena und Laura aus dem Team Wilson Beer nehmen das Spiel zum Anlass, sich in Bonn wiederzutreffen.

Die Studienfreunde Daniel, Nadja, Johanna, Anna-Lena und Laura aus dem Team Wilson Beer nehmen das Spiel zum Anlass, sich in Bonn wiederzutreffen.

Foto: Victoria Thiele

Wenig später sind sie in der ganzen Innenstadt verteilt, stecken die Köpfe zusammen, diskutieren Motive und Alibis. Gute Sprachkenntnisse sind dabei Pflicht: Das gesamte Spiel ist auf Englisch. Das schnellste Team gewinnt eine Trophäe. Anne und David sind nicht so ehrgeizig. Sie haben sich das Spiel gegenseitig zum Valentinstag geschenkt: „Wir wollten einfach etwas Besonderes zusammen unternehmen.“ Deswegen sammeln sie erst bei einem Spaziergang alle Aussagen und finden den Täter in bester Tradition von Sherlock Holmes lieber bei einer Tasse Tee von einem Café aus.

Und sind nach einer halben Stunde leicht ernüchtert: „ Am Ende war der Täter einfach die einzige Person, die kein eindeutiges Alibi hatte mit der einzigen Waffe, die nie erwähnt wurde.“ Ähnlich geht es Alexandra, die die Lösung mit ihrem Team nahe der Hofgartenwiese ausgeknobelt hat: „Die Hinweise auf irgendwelche Motive und Konflikte waren leider ziemlich irrelevant. Da hätte ich mehr erwartet.“ David bereut trotzdem nicht, mitgemacht zu haben: „Das Ende war etwas enttäuschend, aber die Suche hat Spaß gemacht.“

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