Ladewand nicht verriegelt Containerklappe in Bonn bricht Jungen das Bein

BONN · Anton Dobler kann mittlerweile wieder lachen. Das sah vor ein paar Tagen noch ganz anders aus. Der Achtjährige war am Sonntagabend von der herabfallenden Ladewand eines Baucontainers getroffen worden, und der mehr als 100 Kilo schwere Stahl brach seinen Oberschenkel.

Anton Dobler im Krankenhaus: Er hält die Röntgenbilder seines gebrochenen Oberschenkels hoch.

Anton Dobler im Krankenhaus: Er hält die Röntgenbilder seines gebrochenen Oberschenkels hoch.

Foto: Marc Dobler

„Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, die Klappe hätte ihn erschlagen können“, sagt Vater Marc Dobler. Obwohl der Unfall in der Riesstraße nahe der Bonner Uni von der Polizei untersucht wurde, blieb der Container noch zwei Tage lang stehen – direkt vor einer Schule. Bis Marc Dobler sich an den Oberbürgermeister und den General-Anzeiger wandte.

In der Riesstraße werden derzeit für die Stadtwerke Bonn (SWB) Gas- und Wasserleitungen verlegt, die Fahrbahn ist dafür aufgerissen. In dem flachen, etwa sechs Meter langen und zwei Meter breiten Ladecontainer lagerte die beauftragte Baufirma den Erdaushub. „Im Sand spielten die Kinder aus der Straße auch schon mal“, erzählt Dobler. Doch sein Sohn habe sich nur an der Ladewand festgehalten, weil er gestolpert sei. Und da passierte es.

Denn das Fatale war: Die Ladewand war nicht gesichert. Sie wird mit Stahlhaken auf jeder Seite eingehängt und durch einen Mechanismus samt Splint arretiert. „Diese Griffe zu lösen, ist für einen Achtjährigen allein nicht möglich“, versichert Dobler, der es selbst ausprobiert hat. Wie die Polizei dokumentierte und auch Zeugen aussagten, standen diese Griffe offen. Die Ladewand konnte also einfach nach unten krachen – was dann auch geschah.

Der achtjährige Anton wurde mit dem gebrochenen Oberschenkel sofort ins Krankenhaus gebracht. Der Knochen musste mit Drähten fixiert werden, um wieder heilen zu können. „Bis zu sechs Monate wird es dauern, bis er wieder völlig fit ist“, sagt Marc Dobler. Zumindest kommt der Junge dank der Drähte ohne Gips aus.

Die Verletzung sei zwar schlimm. „Viel schlimmer finde ich aber, dass nach dem Unfall nichts an der Baustelle passiert ist, obwohl ich mehrfach auf die Gefahr hingewiesen habe“, sagt Dobler. Obwohl er beim Amt für Arbeitsschutz der Kölner Bezirksregierung, der Stadt Bonn und der Polizei angerufen habe: Niemand habe sich zuständig gefühlt. Erst als er eine E-Mail an OB Ashok Sridharan und den GA schickte, war der Container binnen weniger Stunden verschwunden. „Die Stadt rief mich daraufhin an und entschuldigte sich. Die Information sei von der Polizei nicht an das zuständige Tiefbauamt weitergegeben worden“, so Dobler.

SWB sieht Bauunternehmer als Schuldigen

Auf die Frage, warum die Polizei, die die Unfallstelle untersuchte, den Container nicht abtransportieren oder sichern ließ, antwortete Polizeisprecher Robert Scholten: „Weil die Ladeklappe unten lag, ging von ihr keine Gefahr mehr aus.“ Es sei mit der richtigen Beschilderung auf die Baustelle hingewiesen worden. Am Tag danach war die Ladewand laut Dobler aber wieder hochgeklappt und nicht mit einem Splint gesichert gewesen. Scholten bestätigte, dass derzeit gegen die zuständige Baufirma wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt werde.

Die Stadtwerke Bonn bedauern den Unfall. „Verantwortlich ist der Bauunternehmer, wir sind unserer Sicherungspflicht nachgekommen“, so SWB-Sprecher Werner Schui. Es gebe eine eigene Abteilung, die ausschließlich für die Baustellensicherung zuständig sei. In der Riesstraße habe man zuletzt am Donnerstag vergangener Woche kontrolliert. „Dort stellten wir keine Mängel fest.“ Den Unfall nehme man allerdings zum Anlass, um die wöchentlichen Überprüfungsintervalle zu verkürzen. Die Baustelle ist mittlerweile abgeräumt. „Aber nicht auf Hinweis von Herrn Dobler, sondern weil die Baumaßnahme beendet ist.“

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