Holpriger Start Zahlreiche Impfdosen blieben in Bonn ungenutzt
Bonn · Von mehr als 1000 geplanten Corona-Impfungen in Bonn gab es am Montag keine einzige. Laut Kassenärztlicher Vereinigung sei die Terminfindung komplex. Zudem ist die Corona-Hotline überlastet.
Die Coronavirus-Impfung gerät in Bonn ins Stocken. Nachdem am Sonntag schon viele Impfdosen nicht genutzt wurden, hat es auch am Montag keine Impfungen gegeben. Zudem ist die Corona-Hotline der Stadt Bonn überlastet, weil viele aus anderen Regionen anrufen. Fünf weitere Menschen sind an oder mit dem Coronavirus verstorben. Es handelt sich um zwei Senioren (Jahrgang 1928 und 1935) und drei Seniorinnen (Jahrgang 1928, 1934 und 1937).
Mit den 180 Dosen, die vergangenen Sonntag geliefert wurden, sind nur 100 Menschen geimpft worden. Auch die 1000 Einheiten, die am Montag zum Einsatz kommen sollten, wurden nicht benutzt. Verantwortlich für das Impfen, das zuerst über mobile Teams in Pflegeheimen passieren soll, sind die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und das Land NRW. „Wie viel verimpft wird oder werden kann, hängt neben der Menge des vorhandenen Impfstoffs vor allem davon ab, wie viele Heime zum aktuellen Zeitpunkt Impfungen ermöglichen oder wünschen“, sagt Heiko Schmitz von der KV Nordrhein. Den Impfungen gehe daher eine komplexe Terminfindung voraus, die eine enge und zeitkritische Abstimmung zwischen Kommunen – im Bezug auf die Priorisierung der Einrichtungen –, und den Einrichtungen selber, die Voraussetzungen fürs Impfen erfüllen müssen, erfordert. Gleichzeitig meldet die KV Ort und Menge der Lieferung an das Ministerium und baut das Impfteam auf. „Wir müssen beim Gesundheitsministerium, das für Lagerung und Logistik des Impfstoffs verantwortlich ist, innerhalb enger Fristen die erforderliche Menge an Impfstoff bestellen, die dann passgenau direkt in die Einrichtungen geliefert wird“, sagt Schmitz. Das alles hat in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis bisher offenbar nicht wie gewünscht funktioniert.
Keine Nachteile für die Kommunen
Dass die Impfungen nicht sofort gespritzt werden, hat aber keine Nachteile für die Kommunen. Nicht benötigte oder abgerufene Mengen gehen den Städten und Gemeinden nicht verloren, sondern werden einfach weiter gelagert und bei den nächsten Bestellungen ausgeliefert, erklärt Schmitz. Der aufbereitete und gebrauchsfertige Impfstoff hält unter Kühlschranktemperaturen knapp eine Woche.
Den Impfstoff an Krankenhäuser und Rettungsdienste weiterzureichen, wie vom Kristenstab der Stadt Bonn vorgeschlagen, sehen die Richtlinien nicht vor. „Über die Verwendung der lieferfähigen Impfdosen beziehungsweise die zu impfenden Gruppen entscheidet das NRW-Gesundheitsministerium, das für den Beginn der Impfungen ganz klar den Fokus auf die Senioren- und Pflegeheime legt“, sagt Schmitz. Bis Anfang März sollen alle Bewohner und Mitarbeiter in NRW immunisiert sein.
Unterdessen beschwerten sich mehrere GA-Leser, dass die Corona-Hotline der Stadt Bonn nicht zu erreichen war. Sie ist derzeit zwar mit derselben Personalmenge wie sonst auch von 9 bis 15 Uhr geschaltet, aber teilweise überlastet, wie Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann erklärt. „Wir haben schon wie zum Beginn der Pandemie viele Anrufer aus anderen Städten und Kreisen, als es vielerorts noch keine Hotlines gab.“ Zudem gäbe es viele Nachfragen zu anstehenden Impfungen.
Zahlen der Erkrankten steigt, Inzidenzzahl sinkt
Fragen wirft derzeit auch ein Gegensatz auf: In den Bonner Krankenhäusern steigen die Zahlen der Covid-Erkrankten, während die Inzidenzzahl innerhalb weniger Tage von über 200 auf mittlerweile 157,6 gesunken ist. Aktuell werden 141 Patienten auf Normalstationen betreut, 53 Personen liegen auf Intensivstationen, 34 von ihnen müssen beatmet werden. Sie stammen aber nicht nur aus Bonn, sondern aus dem gesamten Umland und teilweise auch aus dem Ausland, wie Hoffmann erklärt. „Dadurch ist diese Zahl vergleichsweise hoch.“ Die Situation in den Krankenhäusern bildet außerdem das Infektionsgeschehen von vor drei bis vier Wochen ab, da es dauert, bis das Virus die Krankheit auslöst und sich die Symptome verschlechtern. Die sinkende Inzidenz erklärt Hoffmann auch mit weniger Tests. Ob weniger getestet wurde, sich weniger Menschen haben testen lassen oder es erste Auswirkungen des Lockdowns gibt, kann er nicht sagen. „Wir hatten vor den Weihnachtsfeiertagen aber einen Run auf Schnelltests. Wir müssen nun abwarten, mehr wissen wir erst in ein bis zwei Wochen.“