Stadt veröffentlicht neue Zahlen Große Unterschiede bei den Inzidenzen in den Bonner Stadtteilen

Interaktiv | Bonn · Die Stadt Bonn hat kleinräumige Corona-Daten für das ganze Stadtgebiet veröffentlicht. Die Inzidenzen in den einzelnen Bezirksteilen unterscheiden sich teils stark, wie unsere interaktive Karte zeigt. Die Gesundheitsdezernentin warnt aber vor falschen Rückschlüssen.

 Ab Samstag sind für Bonn weitere Lockerungen bei den Händlern geplant. Die Stadt veröffentlicht nun kleinräumige Zahlen zum Infektionsgeschehen in den Bezirksteilen.

Ab Samstag sind für Bonn weitere Lockerungen bei den Händlern geplant. Die Stadt veröffentlicht nun kleinräumige Zahlen zum Infektionsgeschehen in den Bezirksteilen.

Foto: GA

Die Stadt Bonn veröffentlicht ab sofort eine kleinräumige Stadtkarte auf ihrer Internetseite, auf der nachzuvollziehen ist, wie sich das Infektionsgeschehen in den jeweiligen 62 statistischen Bezirksteilen darstellt. Angegeben sind für diese Stadtteile sowohl die Einwohnerzahlen als auch die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen und der sogenannte Sieben-Tage-Inzidenzwert, der Auskunft gibt über die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner.

Je nach Ortsteil unterscheidet sich gerade die Inzidenz, die maßgeblich über Öffnungen und Schließungen entscheidet, erheblich voneinander. Ein paar Beispiele: Während die Inzidenz im mit 6758 Einwohnern stark bewohnten Alt-Tannenbusch bei 370 liegt, nennt die Corona-Karte im Bezirksteil Vor dem Koblenzer Tor eine Inzidenz von 49,2 bei 4061 Einwohnern, im von 1757 Bürgern bewohnten Holtorf liegt sie bei null. Besonders hoch ist die Inzidenz dagegen beispielsweise in Graurheindorf mit 541, dort leben 3509 Menschen.

Sowohl die Gesundheitsdezernentin Margarete Heidler als auch die Leiterin des Gesundheitsamts, Susanne Engels, warnten davor, aus den sehr unterschiedlichen Zahlen falsche Schlüsse zu ziehen. „In Graurheindorf liegt die Inzidenz so hoch, weil dort drei Familien mit 17 Familienmitgliedern infiziert sind, die untereinander nichts miteinander zu tun haben. Wir beobachten weiter ein diffuses Ausbruchsgeschehen“, sagte Engels. Dass die Inzidenz in Graurheindorf auffallend hoch sei, bedeute im Umkehrschluss nicht, dass die dortigen Einwohner eine höhere Ansteckung zu befürchten hätten, wenn sie am Rhein spazieren gehen.

Die Stadt betonte, dass politische Entscheidungen an die gesamtstädtische Inzidenzzahl gekoppelt sind. Sie lag am Donnerstag bei 76,1 und damit seit mehreren Tagen bei unter 100. Wie Engels bei einer Onlinepressekonferenz zum neuen Statistikangebot sagte, gehe sie deshalb weiter davon aus, dass weitere Lockerungen in den Geschäften und die Öffnung der Gastronomien zu Samstag möglich sein werden. Sie und Heidler halten die geplante Rückkehr in den Präsenzunterricht ab dem 31. Mai angesichts der Infektionslage für verantwortbar.

Die nun veröffentlichte Karte ist mit Zahlen vom 12. Mai gespeist. Sie wird einmal in der Woche jeweils donnerstags aktualisiert. Engels sagte, das Gesundheitsamt benötige fünf bis sechs Tage, um zuverlässige Zahlen zu liefern, die sich aus der Nachbeobachtung von Infizierten oder Verdachtsfällen oder Falschmeldungen ergeben.

Nach Aussage von Gesundheitsdezernentin Heidler kommt die Stadt mit der Erhebung nun auch Wünschen von Analysten nach, die gegenüber dem GA Kritik geäußert hatten an dem zu ungenauen Datenmaterial. Aufbereitet wurden Corona-Daten bisher nicht für die einzelnen Bezirksteile, sondern für die Postleitzahlenbereiche. Statistikinstitute hatten darin ein Problem gesehen, weil die Postleitzahlenbereiche keine homogenen Milieus abbildeten, sondern vielmehr zufällig gewählt und zu grob für tiefergehende Erkenntnisse seien. Rückschlüsse, inwiefern beispielsweise die Dichte der Besiedelung, die Wohnformen oder das Gehalt einer Familie die Ansteckungsgefahr erhöhen könnte, ließen sich so schwer ziehen.

Heidler führte weiter aus, dass die Stadt die nunmehr detaillierten Zahlen künftig gerne nutzen wolle, um möglicherweise durch gezielte Impfungen in stark betroffenen Stadtteilen die Infektionsketten effektiver unterbrechen zu können. „Wir bereiten uns aber darauf vor, dass – wenn Impfstoff zur Verfügung steht – wir mit dezentralen Impfteams und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort Sonderimpfaktionen durchführen können. Das haben wir auch dem Land kommuniziert.“ Derzeit fehle es dafür allerdings an ausreichend Impfstoffen, zudem gölten noch die Priorisierungen beispielsweise für Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur und ältere Bürger. Wenn die Impfpriorisierung ab dem 7. Juni wegfalle, könnten sich aber mehr Spielräume für die Stadtergeben.

Ziel der Stadt Bonn sei es, den Zeitraum zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung zu verkürzen sowie sukzessive weitere Daten zugänglich zu machen. Sie befasse sich zudem damit, welche weiteren Informationen mit welchen Botschaften für Gebiete mit überdurchschnittlicher Inzidenz sinnvoll sind. In einigen Stadtteilen mit hoher Inzidenz habe man bereits die Testinfrastruktur verbessert. Das Testen bleibe neben der Nachverfolgung des Gesundheitsamts wichtiges Instrument, um Infektionsketten zuverlässig unterbrechen zu können, so Heidler.

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