Bürgerämter und Sportanlagen geöffnet Wie sich die Corona-Schutzverordnung in Bonn auswirkt

Bonn · Die Stadt Bonn hat an diesem Freitag die Auswirkungen der Schutzverordnung auf Museen, Theater und städtische Institutionen erläutert. Am Wochenende will das Ordnungsamt die Einhaltung verstärkt kontrollieren.

 Maskenpflicht. (Symbolfoto)

Maskenpflicht. (Symbolfoto)

Foto: Benjamin Westhoff

Wie werden sich die erneuerten Anti-Corona-Vorschriften in den kommenden Wochen im öffentlichen Leben Bonns niederschlagen? Zu dieser Frage äußerten sich Vertreter der Stadtverwaltung am Freitagnachmittag im Stadthaus. Denn neben Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind auch Institutionen der Verwaltung von den Einschränkungen betroffen.

  • Städtische Einrichtungen: Während Theater und Museen geschlossen werden und auch Bildungseinrichtungen wie Volkshochschule und Musik ihren Betrieb weitestgehend einstellen, stehen Stadtbibliothek und Stadtarchiv den Bürgern – wenn auch unter den bisherigen Einschränkungen – weiter zur Verfügung. Auch das Dienstleistungszentrum des Bürgeramtes bleibt in Betrieb.
  • Handel: Die Zahl der Kunden ist auf eine Person pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche begrenzt. Während, Ausstellungen, Jahr- und Spezialmärkte untersagt sind, sind die Wochenmärkte (es gilt Maskenpflicht) weiterhin geöffnet. „Um unregulierbaren Andrang“ zu entzerren, so Günter Dick, darf der Bonner Einzelhandel an den fünf Sonntagen 29. November, 6., 13. und 20. Dezember sowie 3. Januar von 13 bis 18 Uhr öffnen.
  • Öffentlicher Raum: Wie im gesamten Land gelten der 1,50-Meter-Mindestabstand und eine Maskenpflicht dort, wo Gedränge droht. Auch Eltern, die ihre Kinder auf Spielplätzen beaufsichtigen, müssen eine Maske tragen. Erlaubt ist hingegen Individualsport mit bis zu zwei Personen oder Menschen aus dem eigenen Haushalt. Für sie stehen die städtischen Sportanlagen, etwa die Laufbahnen, ausdrücklich zum Training offen, wie Sportamtsleiter Stefan Günther am Freitag unterstrich und die Bonner zum Sport ermunterte.
  • Kontrollen: Mit einem Appell im Hinblick auf dieses Wochenende wandte sich Günter Dick als Vertreter des Ordnungsamtes an die Bürger: „Wir raten dringend davon ab, Halloween mit den üblichen Gepflogenheiten durchzuführen“, so Dick. Gerade am Wochenende werde man die Kontrollen verstärken. „Mit der Polizei stehen wir in Kontakt und haben Absprachen zu Einsatzschwerpunkten getroffen“, sagte er. Für das Gesundheitsamt bezeichnete dessen kommissarische Leiterin Susanne Engels die Lage angesichts sprunghaft steigender Inzidenzzahlen als „etwas angespannt“. Unterstützung naht hier ab Montag in Gestalt von 20 Soldaten der Bundeswehr, die bei Registrierung und Nachverfolgung helfen.
  • Schwimmbäder: Hier gab es am Freitag zumindest für die Bonner Schulkinder eine gute Nachricht: Das Schulschwimmen findet ebenso wie der Schulsport weiter statt. Für alle anderen Bonner, so auch für die Schwimmvereine, ist die improvisierte Hallenbadsaison nach einem knappen Monat erst einmal wieder vorbei. Dabei schien die Stadt mit ihrer Notlösung auf einem guten Weg zu sein. Wie berichtet, wechselten sich Hardtberg- und Frankenbad, Beueler Bütt und Friesdorfer Bad dienstags bis donnerstags tageweise ab, am Wochenende waren alle vier Bäder geöffnet.

Während der Herbstferien hatte die Verwaltung die Öffnungszeiten in den vier Bädern zudem auf den gesamten Vormittag ausgedehnt. Dass auf Grundlage der jeweiligen Wasserfläche für jedes Bad eine bestimmte Besuchergrenze galt, führte offenbar nicht zu den befürchteten Warteschlangen. Durchaus zufrieden mit der Lösung hatte sich nach den ersten Wochen auch der Stadtsportbund (SSB) als Vertreter der Vereine gezeigt. Hinsichtlich der Aufteilung der Schwimmzeiten habe „in den allermeisten Fällen eine verträgliche Lösung gefunden werden können“, konstatierte SSB-Vorsitzende Ute Pilger und lobte die Zusammenarbeit von Vereinen und Sportverwaltung. Die Zwangspause wirft das Improvisationstalent nun wieder schmerzhaft zurück. „Wenn Hallenbäder geschlossen bleiben müssen, wird es kaum möglich sein, Alternativen für die Vereine zu finden. Dies würde auch bedeuteten, dass die Wartelisten für Schwimmkurse immer länger werden und die Zahl der Nichtschwimmer weiter wachsen wird“, so die SSB-Vorsitzende.

  • Fitnessstudios: Als „Desaster“ bezeichnet Norman Kähler, Mitinhaber der Sportfabrik Bonn, die erneute Zwangsschließung stellvertretend für seine Branche. Zumal er die Studios ohnehin eher als Gesundheits- denn als Freizeiteinrichtungen einstuft. Mit diesem Argument hat er deshalb auch mit einem Brandbrief bei den Bonner Landtagsabgeordneten Hilfe gesucht und auf die umfassenden Hygienekonzepte verwiesen.

„Gerade wir können doch Abstände über die Platzierung unserer Geräte gut regeln“, so Kähler. Ihn hat die Not unterdessen erfinderisch gemacht: In einem Schreiben an seine Kunden bietet er ihnen neben einem Online-Trainingsprogramm auch einen Einkaufsservice an. Und: Auf Bestellung liefert er Fitnessausrüstungen frei Haus – von der Hantel bis zum Spinningfahrrad. Zu manchem Bonner könnte in den nächsten Wochen somit das Fitnessstudio in den eigenen vier Wänden Einzug halten.

  • Kirchen: Im Gegensatz zu Theatern, Fußballstadien oder Restaurants dürfen die Kirchen Versammlungen weiterhin beherbergen. Und anders als beispielsweise in Schulen wird in den Kirchen auch weiterhin gesungen. „Der erneute Lockdown stellt eine seelische Belastung für viele dar. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass Kirche für die Menschen da ist“, sagt Bonns Stadtdechant Wolfgang Picken.

Allerdings gelten auch in den Kirchen strenge und detaillierte Hygieneauflagen. So müssen ab der Inzidenzzahl 50 Gottesdienstbesucher ab sechs Jahren auch am Sitzplatz eine Maske tragen. Ausgenommen sind Zelebranten, liturgische Dienste, Lektoren und Vorsänger – und zwar unter Wahrung des Mindestabstands. Zudem sind pro Gottesdienst maximal 250 Gläubige erlaubt, je nach Größe der Kirche auch weniger. Weihwasserbecken bleiben bis auf Weiteres leer, nähere Bestimmungen regeln zudem den Ablauf der Kommunion.

Für Musikliebhaber könnten sich die Kirchen angesichts geschlossener Konzertsäle in den kommenden Wochen zudem als kulturelle Inseln herausbilden, denn: Geistliche Konzerte können unter den gleichen Bedingungen durchgeführt werden, wie sie für Gottesdienste gelten. Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius erklärt: „Kirche, aber sicher ist unser Leitwort. Wir agieren sehr sorgfältig und haben gute Erfahrungen mit unseren guten Sicherheitskonzepten seit Mai gemacht, an die wir jetzt anschließen in einer Phase, die noch mehr Aufmerksamkeit und Vorsicht erfordert. Und Pressepfarrer Joachim Gerhardt, zugleich Pfarrer an der Lutherkirche in der Südstadt, ergänzt: „Eine ‚Selbstbegrenzung’ der Kirchen, wie jetzt auch von Ministerpräsident Armin Laschet gewünscht, findet bei uns längst statt. Das heißt schon jetzt in allen evangelischen Kirchen hier: mehr Abstand, weniger Plätze.“

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