Serie „Bonner Alltagshelden in der Corona-Krise“ Valentin Breckel sorgt dafür, dass die Bonner mobil bleiben

Bonn · Während der Corona-Krise gehört der öffentliche Nahverkehr zur kritischen Infrastruktur, auch wenn weniger Fahrgäste mit Bus und Bahn fahren. Wir haben einen Fahrer begleitet, der dafür sorgt, dass die Bonner mobil bleiben.

 Valentin Breckel an seinem Arbeitsplatz in einem Bus der Stadtwerke Bonn.

Valentin Breckel an seinem Arbeitsplatz in einem Bus der Stadtwerke Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Vor einer Woche etwa, es waren schon „Corona-Ferien“, hat Valentin Breckel mit seinem siebenjährigen Sohn am Wochenende ein Häuschen im heimischen Garten errichtet. Und auch wenn es natürlich nur ein flüchtiger Eindruck sein mag: Der Gedanke, dass der Berufsbusfahrer für die Bonner Stadtwerke dabei die Geduld verloren haben könnte, erscheint einem abwegig. So gelassen steuert er den Gelenkbus vom Duisdorfer Bahnhof gen Stadtzentrum. So wenig Aufhebens macht er um seine Person.

Zahl der Fahrgäste hat sich verringert

Die Zahl der Fahrgäste hat seit den Schulschließungen, dem Umstieg an den heimischen Schreibtisch und den Einschränkungen des öffentlichen Lebens deutlich abgenommen. Am Duisdorfer Bahnhof besteigen gerade einmal vier Pendler den Bus. Und Breckel weiß in diesen besonderen Tagen, was er nicht an allen Tagen weiß: Dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass er seine Ziele pünktlich erreichen wird. Keine Staus am Morgen, keine Staus am Nachmittag. „Ich will ja immer pünktlich ankommen, aber nicht immer gelingt das so gut wie derzeit.“ Trotz der entspannten Verkehrslage ist die Organisation des Familienlebens für ihn komplizierter geworden. Der 38-Jährige hat neben dem siebenjährigen Sohn zwei ältere Kinder (14 und 17 Jahre) daheim. Breckels Frau fährt Straßenbahn, ebenfalls für die SWB. „Das ist nicht immer ganz einfach, aber wir bekommen das ganz gut hin. Wenn ich früh fahre, sie spät, sehen wir uns natürlich kaum“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Die Breckels könnten den Jüngsten in die Betreuung geben, schließlich arbeiten sie in „systemrelevanten Berufen“, von denen seit den immer weitreichenderen Landeserlassen viel zu lesen ist. „Muss ja nicht sein“, findet Breckel.

Stadtwerke Bonn sprechen von „kritischer Infrastruktur“

Die Stadtwerke selbst sprechen übrigens von „kritischer Infrastruktur“, wie SWB-Sprecherin Veronika John sagt. Das kommunale Unternehmen fährt nicht nur den Nahverkehr, es produziert Energie, ist fürs Trinkwasser und die Abfallentsorgung zuständig. Die Schichtpläne wurden abgestimmt, einzelne Teams gebildet, damit die Versorgung gewährleistet ist, auch wenn es zu Ausfällen durch infizierte Angestellte kommen sollte und Kollegen in Quarantäne müssen.

Unter den Fahrern, so erzählt Breckel, könne man die Kontakte gering halten, weil jeder für sich fährt. In der Woche nach den Schulschließungen hatten die Stadtwerke vom normalen Fahrplan auf den Samstagsfahrplan unter der Woche umgestellt. Probleme und Klagen von Fahrgästen gab es vor allem auf der Strecke hoch zum Venusberg und zu Krankenhäusern. Das medizinische Personal klagte über volle Busse, besonders am Morgen. SWB-Fahrdienstleister Frank Fritzsche sagt, die Situation habe sich mittlerweile entspannt. Mitarbeiter am Hauptbahnhof regelten den Nachschub von Bussen, wenn es eng wird und informierten die Fahrgäste über folgende Busse. Was die 750 Bus- und Bahnfahrer angehe, habe Fritzsche lediglich 30 Anträge auf Kinderbetreuung unterzeichnet.

Am Anfang, schildert Busfahrer Breckel, hätten nicht alle Kunden verstanden, dass hinten einzusteigen ist und vorne beim Fahrer keine Fahrkarten mehr zu bekommen sind. Längst sind er und seine Busfahrerkollegen über ein Absperrband an den vorderen Sitzen vom Flur getrennt. Der eine oder andere arbeite sich bis dorthin vor, um auch mal einen Dank auszusprechen, sagt Breckel. „Doch das kommt jetzt hin und wieder vor, dass einer sagt: ,Toll, dass ihr noch fahrt.’ Aber ich meine: Dafür sind wir doch da.“

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