Allgemeinverfügung des Krisenstabs Das Coronavirus legt das öffentliche Leben in Bonn lahm

Bonn · Sämtliche städtischen Einrichtungen in Bonn werden geschlossen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzuschränken. Ab Montag bleiben Schulen und Kitas geschlossen, Kinos und Diskotheken müssen zumachen. Auch die Universitäten stellen ihren Betrieb ein.

 Die Stadt Bonn hat drastische Schritte eingeläutet, um die Ausbreitung des Coronavirus einzuschränken.

Die Stadt Bonn hat drastische Schritte eingeläutet, um die Ausbreitung des Coronavirus einzuschränken.

Foto: dpa/Kirsten Lehnert

Mit nur einem Wort wird das komplette gesellschaftliche Leben in Bonn lahmgelegt: Allgemeinverfügung. Das Verbot, das der städtische Corona-Krisenstab ausgesprochen hat, ist umfassend. Alle städtischen Einrichtungen wie Museen, Jugendzentren und Schwimmbäder, aber auch Kinos bleiben auf unbestimmte Zeit geschlossen. Konzerte dürfen nicht stattfinden, genauso wie Tanz- oder Varietéveranstaltungen jedweder Art, selbst kleine Treffen wie Lesungen.

„Das Kulturelle fällt weitgehend flach. Auch sportlich geht nichts mehr“, sagte Krisenstabs-Chef und Stadtdirektor Wolfgang Fuchs. Rhein in Flammen ist abgesagt – und man geht im Stadthaus davon aus, dass das auch für alle Großveranstaltungen bis Juli so sein wird. Mit Blick auf die Schließung von Restaurants und Kneipen, die vorerst nicht von dem Verbot betroffen sind, sagte Fuchs:  „Der Wunsch, sich zu treffen, ist nachvollziehbar, aber wir müssen alles versuchen, um die Pandemie einzugrenzen.“ Bis zum Samstagmittag war die Zahl der Infizierten in Bonn auf 28 gestiegen.

Für Schulen und Kitas gilt ein Erlass das Landes NRW: Sie bleiben mindestens bis zum 19. April geschlossen. Eine Notfallbetreuung, zu der die Kinder bis einschließlich zur sechsten Klasse gebracht werden können, gibt es nur für „Mitarbeiter von Einrichtungen der kritischen Infrastruktur“, wie Schuldezernentin Carolin Krause erläuterte. Dazu zählen Krankenhäuser, Feuerwachen, der Rettungsdienst oder auch die Polizei. „Alle, die große Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen haben.“ Wie das genaue Prozedere sein werde, wisse man noch nicht. Krause warte auf Anweisungen des Landes NRW. Am Montag und Dienstag finde kein Unterricht mehr statt, allerdings  seien noch Betreuer vor Ort, und alle Bürger könnten ihre Kinder vorbeibringen. „Ab Mittwoch besteht ein Betretungsverbot.“

Ob diese Maßnahmen weiter verschärft werden, wolle man am Montag beraten, so Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Dabei soll es unter anderem um die städtischen Gremien gehen. „Es gibt bestimmte Veranstaltungen, die müssen stattfinden – wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Die Frage ist nur, in welchem Rahmen.“ Hilfestellung bei der Einschätzung des Risikos soll eine Checkliste auf der städtischen Homepage geben. Das Dienstleistungszentrum bleibt laut Sridharan  geöffnet. „Weil es dort Vorgänge wie Passangelegenheiten gibt, die vorgeschrieben sind.“ Er wies jedoch darauf hin, dass nicht unbedingt notwendige Termin abgesagt werden, um sie für dringendere Angelegenheiten frei zu machen. Man wolle die Lage nach den Osterferien neu bewerten. „Aber wir können uns nicht besonders gut vorstellen, dass die Lage verändert sein wird.“

Die Bonner Schulen haben sich in den vergangenen Tagen schon auf eine Schließung vorbereitet. Viele stellen Unterrichtsmaterialien für zu Hause zur Verfügung. Die Margot-Barnard-Realschule in Duisdorf teilte mit, dass sie sich von den Behörden im Stich gelassen fühle. „Das Telefon steht nicht still, besorgte Eltern rufen pausenlos an“, sagte Schulleiterin Ingrid Schnickers-Both. Man könne die Eltern allerdings nicht kompetent informieren, da die Schulen selbst erst spät durch die Behörden informiert worden seien.

Aus Sicherheitsgründen hat das Beethovengymnasium bevorstehende Klassenfahrten abgesagt. Im Zusammenhang mit den Abiturklausuren seien die Schüler gut vorbereitet. „Wir sind durch mit dem Unterrichtsstoff für die Abiturprüfungen. Es werden nur noch Übungsaufgaben ausgetauscht“, sagt Schulleiter Uwe Bramstedt. Das Clara-Schumann-Gymnasium stellt Unterrichtsmaterial online zur Verfügung. Das Sankt-Adelheid-Gymnasium schließt eine mögliche Verschiebung der Abiturklausuren nicht aus. „Wir halten eine Schulschließung der Schule für das Beste“, sagte Schulleiter Egbert Bachner.

Universität Bonn macht schließt die Pforten

Die Universität Bonn hat mit dem Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) zu verlangsamen, ab Montag, 16. März, alle für die kommenden Wochen geplanten Prüfungen abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Die Prüfungen sollen nach derzeitigem Stand vor dem Beginn der Lehrveranstaltungen des Sommersemesters nachgeholt werden. In besonderen Fällen ist es möglich, Prüfungen in einer Form zu vollziehen, die keinen persönlichen Kontakt zwischen Prüfern und Studierenden erfordern. Staatsexamensprüfungen sind nicht Gegenstand dieser Entscheidung. Sie unterliegen nicht der Aufsicht der Universität Bonn, sondern der staatlichen Prüfungsämter, teilte der Sprecher der Uni Bonn, Andreas Archut, mit.

Zudem haben die Bibliotheken seit Samstag geschlossen, und auch der Lehrbetrieb ist unterbrochen. Weitere Infos zur Verlängerung der Abgabefristen von Hausarbeiten und der Einschreibung zum Sommersemester können über die Internetseite der Uni Bonn eingesehen werden.

Semesterbeginn der Alanus Hochschule in Alfter verschoben

Die Alanus Hochschule in Alfter mit rund 1500 Studenten verschiebt den Semesterbeginn auf den 20. April. Der Termin gilt auch für die Uni Bonn. Eva Tritschler von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sagt, dass die Teilnehmer der Klausuren bestätigen müssen, dass sie nicht mit dem Coronavirus infiziert seien. Das Fernbleiben von Klausuren werde nicht als Fehlversuch gewertet. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg sieht sich gezwungen, die bundeseinheitlichen schriftlichen Zwischen- und Abschlussprüfungen in allen Ausbildungsberufen abzusagen. Gleiches gilt für Weiterbildungsprüfungen bis zum 24. April.

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