Wegen Coronavirus Uniklinik Bonn verbietet Einlass für werdende Väter

Bonn · Schwangere Frauen dürfen an der Uniklinik Bonn nicht mehr in Begleitung ihrer Partner in den Kreißsaal. Mehrere werdende Väter kritisieren die Entscheidung, weil sie bei der Geburt ihrer Kinder nicht dabei sein können.

 Verärgert über die Entscheidung der Uniklinik: Michael Rosenbaum darf seine Partnerin nicht zur Geburt in den Kreißsaal begleiten.

Verärgert über die Entscheidung der Uniklinik: Michael Rosenbaum darf seine Partnerin nicht zur Geburt in den Kreißsaal begleiten.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Uniklinik Bonn hat beschlossen, dass schwangere Frauen ab sofort nicht mehr mit Begleitung in die Geburtenstation dürfen. Damit wollen die Verantwortlichen das Risiko für Infektionen mit dem Coronavirus verringern. Werdende Väter sind mit dieser Entscheidung sehr unzufrieden.

„Meine Freundin ist seit Samstag überfällig“, berichtet Michael Rosenbaum aufgebracht. „Am Dienstag wurde uns dann mitgeteilt, dass Väter nicht mehr mit in die Geburtenstation dürfen. Meine Partnerin war in Tränen aufgelöst, als sie davon erfahren hat.“ Der Leiter der Geburtenstation habe ihm gesagt, dass das zum Schutze des Personals und der Patienten aufgrund der aktuellen Lange nötig sei. „Dafür habe ich auch Verständnis“, sagt Rosenbaum. „Doch muss man auch den werdenden Vätern die Möglichkeit geben, ihre Partnerinnen bei der Geburt zu begleiten.“

Dabei sieht Rosenbaum die Uniklinik auch in der Pflicht, den Vätern bei der Geburt den Einlass zu gewähren. „Auf der Homepage werden sowohl Mutter als auch Vater begrüßt. Und die Weltgesundheitsorganisation hat in ihren Richtlinien stehen, dass die werdende Mutter eine Begleitung wählen darf. Das zu verbieten, wäre demnach unzulässig und ohnehin nicht zu empfehlen.“ Die Praxis der Geburtsstationen, dem Vater die Teilnahme an der Geburt zu verbieten, sehe er als durchaus unverhältnismäßig an. „Es herrscht trotz der schwierigen Situation weder ein Notstand noch eine Katastrophe.“

Ein weiteres Paar, das seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, sieht die Sache genauso. „Klar, es gibt Einschränkungen im öffentlichen Leben“, sagt der werdende Vater dem GA. „Aber irgendwann geht es auch zu weit. Es ist ziemlich schlimm für uns, dass wir die Geburt nicht zusammen erleben dürfen.“

Der Geburtstermin stehe bei seiner Freundin Ende März an. „Wir hatten in den letzten Tagen eh schon viel psychische Belastung“, sagt die Schwangere. „Ich verstehe schon, dass sonst keine Besucher kommen dürfen. Aber der eigene Partner sollte doch möglich sein.“ Der werdende Vater will seine Freundin bei der Geburt nicht alleine lassen. „Soll ich sie dann am Eingang abgeben und dann nach Hause fahren und auf den Anruf warten, dass mein Kind auf der Welt ist?“, fragt er anklagend. „Und erst nach einigen Tagen hole ich sie ab?“

Die Entscheidung, nur noch den werdenden Müttern den Zugang zur Geburtenstation zu gewähren, sei ihnen sehr schwer gefallen, teilt die Uniklinik auf GA-Anfrage mit, „Angesichts der aktuellen und sich weiter verschärfenden Corona-Krise haben wir uns in der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin zu einem Schritt entscheiden müssen.“ Es sei notwendig, um das Infektionsrisiko für Patientinnen und Mitarbeiterinnen möglichst gering zu halten.

Dem Klinikum sei bewusst, dass dieser Schritt für die werdenden Mütter und Väter eine große Enttäuschung bedeute. „Viele von uns sind selbst Eltern und wir können deswegen nachvollziehen, was diese Entscheidung für die jungen Familien emotional bedeutet. In der derzeitigen Situation muss aber die Gesundheit die absolut oberste Priorität haben“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Deshalb sehe man sich schweren Herzens gezwungen, ein Besuchsverbot in der Geburtshilfe auf unbestimmte Zeit zu erlassen.

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