Bonner Kopf: Jazz-Musiker Rainer Goetzendorf Da steckt Musik drin
Bonn · Bonner Kopf: Der Jurist und Jazzmusiker Rainer Goetzendorf
Die prächtige Catalpa dominiert den idyllisch angelegten Garten am Waldrand auf dem Brüser Berg. „Das ist genau der richtige Baum“, lacht Rainer Goetzendorf und betrachtet die großen Blätter sowie die prägnanten Schoten. Schließlich wird das aus Nordamerika stammende Gewächs hierzulande Trompetenbaum genannt. „Und die Trompete ist das Instrument, das mich schon mein Leben lang begleitet“, sagt der 81-Jährige.
Griffbereit liegt seine Trompete auch an diesem Tag im Wohnzimmer. „Was gibt es Besseres, als den Tag mit Musik zu beginnen? Musik macht einfach glücklich“, lächelt der pensionierte Jurist. Ein Lebensmotto, das immer noch sein Leben beschreibt. Gerade erst hat er wieder neue Lieder geschrieben und komponiert, die er auf Youtube veröffentlicht hat. Darin setzt er sich erneut mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander.
Dabei kommt er eigentlich aus dem Jazz. „Jazz ist die Musik der Freiheit“, sagt er und lächelt. Als Mitglied der legendären „Hot Pepper Jazz Band“ hat er sich seit 1989 einen Namen in der Musikszene gemacht. Auch heute sind die Hot Peppers – wenn auch in kleinerer Formation – zu hören. Dass sich die begeisterten Musiker vor mehr als 30 Jahren überhaupt gefunden haben, das „haben wir eigentlich dem General-Anzeiger zu verdanken“, erinnert sich Goetzendorf.
Damals hatte der GA anlässlich der 2000-Jahr-Feier alle seit dem Ende des Krieges in Bonn gegründeten Bands zu einem Veteranen-Jazzfestival eingeladen. Man traf sich, trat unverbindlich miteinander auf, kam ins Gespräch und am Ende hatte sich mit der Hot Pepper Jazz Band eine neue Formation gegründet.
Lagerfeuer und Gitarrenmusik
Geboren in Brüssel, kam Rainer Goetzendorf mit elf Jahren gemeinsam mit seinen Eltern nach Bonn. Am Friedrich-Ebert-Gymnasium machte er sein Abitur und begann anschließend mit dem Jurastudium. Als Jugendlicher schloss er sich einer Wandervogelgruppe an. Gemeinsame Ausflüge, Lagerfeuer und Gitarrenmusik bestimmten die gemeinsame Freizeit.
Um die Stimmung perfekt zu machen „musste einer für die passende Musik sorgen“, erzählt er. Daher lernte er zunächst Gitarre und gründete schnell eine erste Schülerband. Damals schrieb der heute 81-Jährige bereits eigene Lieder. Über die „Bravo“ bekam er sogar eine Einladung nach Berlin, um in den berühmten Hansa-Studios Stars wie Michael Holm (Mendocino) und Drafi Deutscher (Marmor, Stein und Eisen bricht) einige seiner Lieder vorzustellen.
Obwohl beide Sänger sehr an den Kompositionen des jungen Musikers aus Bonn interessiert waren, kam eine angestrebte Zusammenarbeit am Ende nicht zustande. Trotzdem konnten sich Goetzendorf und seine Bandkollegen nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen. Auftritte in Südfrankreich sowie ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff sorgten für Abwechslung.
Trotzdem behielt der heute 81-Jährige sein Studium stets im Auge. Nach dem Uniabschluss führte ihn sein Weg ins Bauministerium. Bonn, Berlin und Brüssel waren berufliche Stationen. Die Familie – mittlerweile war er verheiratet und die beiden Kinder (heute 39 und 37 Jahre alt) waren geboren – blieb jedoch immer in Bonn. „Nein, wir wären hier nicht weggezogen. Bonn war immer unser Heimathafen“, erklärt er. Das liegt sicher auch an dem Garten mit dem Trompetenbaum. Trotz all der Verpflichtungen und der Musik blieb Goetzendorf genug Zeit für Hobbys. Surfbrett, Skier und den Tennisschläger beherrscht er ebenso souverän wie seine Jazztrompete.
Auch die Kinder sind talentiert
Seine Liebe für die Musik hat er zum Glück an seine Kinder weitergegeben. „Beide haben wirklich großes Talent“, sagt er. Und auch bei seinen beiden Enkeln hat er längst dafür gesorgt, dass sie Musik ebenso lieben wie der Großvater. „Als mein ältester Enkel geboren wurde, bin ich sofort mit der Gitarre angereist und habe ihm etwas vorgespielt“, freut er sich über die Resonanz.
Das jüngste Familienmitglied, gerade einmal ein Jahr alt, summt mittlerweile sofort mit, wenn die ersten Akkorde erklingen. Für den musikalischen Nachwuchs im Haus Goetzendorf ist also bestens gesorgt und der Großvater hofft, noch möglichst lange den Takt vorzugeben. „Ich wünsche mir, dass ich mit meinen Jazzfreunden und irgendwann auch mit den Enkeln lange Musik machen kann. Denn der Musik gehört mein Herz“, sagt er.
An Bonn gefällt mir eigentlich alles. Die Lage am Rhein, die Rheinaue und die Entwicklung der Stadt nach dem Regierungsumzug faszinieren mich.
An Bonn vermisse ich eigentlich nichts – bis auf ein funktionierendes Verkehrskonzept.
Mein Lieblingsplatz ist natürlich die Rheinaue. Und dort der Biergarten, in dem ich über Jahrzehnte hinweg Jazzmusik gemacht habe.
Typisch bönnsch ist für mich die Freundlichkeit und die Offenheit der Bewohner.