Bonner Kulturinstitution „Das Frauenmuseum ist Gold wert“

Bonn · Die von Haushaltskürzungen betroffene Einrichtung in der Nordstadt feiert 35-Jähriges Bestehen. Es herrscht nicht nur feierliche Stimmung, auch kritische Worte fallen - nicht nur von Museumschefin Marianne Pitzen.

Deutliche Worte am Geburtstag: „Wir müssen Stellung beziehen, um die Kunst zu verteidigen“, sagte die Leiterin des Frauenmuseums, Marianne Pitzen, mit Blick auf die geplanten Streichungen im Kulturhaushalt der Stadt. Das Frauenmuseum feierte am Sonntag 35-jähriges Bestehen.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der mit seiner Frau Petra Fendel-Sridharan die Schirmherrschaft über das Frauenmuseum übernommen hatte, lobte dessen „Beitrag zu einer geschlechterdemokratischen Gesellschaft“. Sridharan versprach, bei der Suche nach Sponsoren zu helfen, stellte jedoch klar, dass mit einer Revision der Mittelkürzungen nicht zu rechnen sei. Landtagsabgeordneter Bernhard von Grünberg (SPD) übte Kritik: „Ich hoffe, die Finanzpolitiker begreifen endlich, worum es hier geht. Die Stadt spart kein Geld, sie zahlt drauf.“

1981 wurde das Museum gegründet

1981 begründete Marianne Pitzen ein Erfolgsrezept: Was damals in dem ehemaligen Kaufhausgebäude im Krausfeld bundesweit ein Novum war, hat sich von Bonn aus mit mittlerweile rund 80 Museen weltweit etabliert. 60 davon sind in einem Dachverband organisiert. „Es gelingt selten genug, dass Künstlergruppen zusammenhalten. Wenn aber doch, dann können sie wirklich etwas bewegen“, ist Pitzen überzeugt. An die Gründungszeit erinnerte sie sich noch gut: „Wir sahen damals in anderen Museen fast keine Werke von Frauen. Das hat uns nicht gereicht.“ Das Frauenmuseum kann auf 700 Ausstellungen zurückblicken, und es präsentierte Werke von mehr als 3000 Künstlerinnen .

Die Feierlichkeiten wurden im Hof mit Musik und Tanz aus mehreren Erdteilen eingeleitet. Stephan Eisel zeichnete in einem Vortrag mit Klaviereinlage ein Bild von Beethoven als jungem, attraktivem Mann, über dessen Liebesleben mehr bekannt ist, als viele wissen.

Politikerinnen fordern neue Richtlinien

Landtagsabgeordnete Renate Hendricks (SPD) gratulierte ebenfalls, Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel (CDU) beklagte, dass Frauen in der Kunst nach wie vor zu wenig Anerkennung fänden. Dem schloss sich ihre Bundestagskollegin Katja Dörner (Grüne) an: „Tatsächliche Gleichberechtigung sieht anders aus.“ Sie forderte andere Vergaberichtlinien für Mittel und Posten im Kulturbereich.

Die Vorführung „Goldberg-Variationen“, bei der mit Goldfolie überzogene Pappmachéfelsen aufgetürmt wurden, brachte es auf den Punkt: „Das Frauenmuseum ist Gold wert, aber wir schwimmen nicht darin.“

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