Kommentar zu Bürgerdiensten Das ist eine Provokation

Der Personalrat der Stadt legt den Finger in eine weit offene Wunde: Er fordert flächendeckende Einschränkungen der Öffnungszeiten für Bürger, gar eine Mittwochsschließung der Bürgerdienste.

Die standen vor einem Jahr nah am Rande des Zusammenbruchs. Monatelange Wartezeiten auf einen Termin waren das Ergebnis. Ausgerechnet die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Bürger, dort, wo es zum direkten Austausch kommt, soll also verkleinert werden. Das ist eine Provokation.

Die Arbeitnehmervertreter wollen mit Pauken und Trompeten auf einen durchaus vorhandenen Missstand hinweisen, der sich in Zahlen wie folgt niederschlägt: Rund 280 Stellen warten in der etwa 6000 Mitarbeiter umfassenden Verwaltung auf eine Neubesetzung. Im vergangenen Jahr sind 200 566 Überstunden angefallen, 15 000 mehr als im Vorjahr. Diese Tendenz geht seit Jahren in die gleiche Richtung. Muss also tatsächlich der Service eingeschränkt werden in Zeiten, in denen Prognose-Institute die Stadt Bonn weiter im Wachstum sehen? Das kann nicht die Lösung sein.

Es mag öffentliche Stellen geben, bei denen der Bürgerandrang gering ist und verkürzte Öffnungszeiten denkbar sind. Aber doch sicher nicht bei den Bürgerdiensten. Die Stadt muss gerade hier weiter an ihrem Profil als Dienstleister feilen, der den Bürgern kompetent und schnell in allen Belangen hilft.

Die schnelle Wiederbesetzung notwendiger Stellen muss letztlich das Ziel sein. Und hier muss die Verwaltung ganz schnell einen Gang zulegen. Zwei Beispiele aus dem Bekanntenkreis, die dafür sprechen, dass nicht alles optimal läuft: Die erste vertröstende Reaktion auf eine Bewerbung für den Kindergartenbereich dauerte mehr als drei Monate. Bei der Einladung zum anschließenden Bewerbungsgespräch weitere zwei Monate später hatte der Bekannte bereits einen anderen Job. Ist ja auch irgendwie verständlich im Mangelberuf Erzieher.

In einem zweiten, ähnlich gelagerten Fall folgte die erste Antwort ebenfalls erst nach drei Monaten, die Absage nach weiteren drei Monaten. Einem Arbeitnehmer können diese langen Wartezeiten eigentlich kaum schmecken. Wer gute Leute in seinem Unternehmen haben will, sollte entsprechendes Interesse zeigen und dafür sorgen, dass deren Bewerbungen zügig beantwortet werden.

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